Dynamischer Agroforst für Kleingärtner

Unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt Ihnen, wie Sie einen eigenen Dynamischen Agroforst anlegen. 

Eine Parzelle für den Kleingarten

Benötigtes Material: Spaten, Maßband, Pflanzen, Kompost

Zusätzlich nützlich: Imprägnierte Pflanzenkohle, ein Eimer Erde aus dem Wald oder einem guten Beet

1. Standort für den Dynamischen Agroforst auswählen

Ein guter Standort ist die Basis für einen florierenden Dynamischen Agroforst. Wichtig ist das Verhältnis von Licht und Schatten. Als Richtwert kann überprüft werden, wo die Sonne mittags steht und wie viel Sonne auf das Beet scheint. Dabei gelten die nachfolgenden Angaben:

Das Beet hat den Tag über

  • 70–100 % Sonne = Sonnenbeet
  • 40–70 % Sonne = Halbschattenbeet
  • 20–40 % Sonne = Schattenbeet
  • 0–20 % Sonne = Waldbeet, dunkel

Ist ein Großteil der Parzelle der prallen Sonne ausgesetzt, muss dies beim Pflanzen mit eingeplant und Schattenspender gesetzt werden. Liegt die Parzelle hingegen immer im Schatten, würden wiederum Pflanzen leiden, die viel Sonne brauchen. Generell gilt: Je besser der Boden ist und das heißt vor allem, je reicher die Vielfalt an Mikroorganismen ist, umso eher können die Pflanzen einen Mangel an Licht kompensieren. 

Auch der Wind spielt gerade am Anfang eine große Rolle. Bläst der Wind bei der Parzelle häufig und stark, dann müssen Jungpflanzen geschützt werden und neue Pflanzen im Windschatten anderer Pflanzen gesetzt werden. Von der Umgebung sollte man sich ebenfalls ein Bild machen. Gedeiht viel rund um die Parzelle oder herrscht Ödnis? Liegt direkt neben meinem Standort eine Straße oder liegt die Parzelle in der Natur und es gibt viele Bienen, Regenwürmer und andere Tiere, die meinen Pflanzen nutzen?

2. Pflanzplan erstellen

Die drei Prinzipien im Dynamischen Agroforst sind: Vielfalt, Dichte und Schnitt.

Die Vielfalt erstreckt sich nicht nur über die Arten und Typen an Pflanzen. Man muss die Pflanzen auch bezüglich ihrer Ausdehnung oberhalb und unterhalb (Wurzeln) der Erde richtig kombinieren. Der Grundsatz Dichte bezieht sich vor allem darauf, die Pflanzen dicht zueinander zu setzen. So können sie voneinander profitieren. Wichtig ist hierbei, Pflanzen zusammenzusetzen, die gut miteinander harmonieren. Die Vielfalt an Pflanzen und die hohe Pflanzendichte sorgen für organisches Material und vielfältigen flüssigen Kohlenstoff im Boden. Beim Schnitt zeigt sich die Dynamik im Agroforst: Durch gezieltes Eingreifen wird Biomasse erzeugt, verdeckte Pflanzen bekommen wieder mehr Licht, der Dynamische Agroforst kann gesteuert werden und die Pflanzen wachsen verstärkt nach. Die Biomasse und das Mulchmaterial verbleiben dabei unbedingt im System. 

Neben den drei Prinzipien gibt es noch einige nützliche Pflanzen, die man idealerweise mit einplant und dadurch das gesamte System weiter stärkt:

  • Bodenverbesserer: Pflanzen wie Lupine, Ginster, Erbse und Bohne binden Stickstoffe im Boden. Bodenverbesserer sind Pflanzen mit tiefen Wurzeln, die den Boden in unteren Schichten auflockern und Wasser nach oben tragen sowie Pflanzen, die schnell wachsen und vor allem viel Mulchmaterial liefern.
  • Repellent: Pflanzen, die Schadinsekten vertreiben, beispielsweise durch ihren für einige Insekten strengen Geruch.
  • Begleitpflanzen: Stärken das Wachstum und die Gesundheit von Nachbarpflanzen, da sie Dichte, Feuchtigkeit, Schatten und Schutz bieten.
  • Ammenpflanzen: Schnellwachsende Pflanzen, welche empfindliche, nicht so schnellwüchsige Arten vor Wind schützen.

3. Pflanzlöcher vorbereiten und Boden erkunden

Tiefe Löcher sind Pflicht für einen guten Start. Als Orientierung für Bäume gelten in etwa die Maße 1 x 1 x 1 m, für Sträucher 50 x 50 x 50 cm und für Pflanzen je nach deren Größe etwas weniger.

Der Vorteil, wenn man dies gewissenhaft macht: Man lernt gleich den Boden besser kennen. Boden besteht vor allem aus mineralischen Stoffen, wobei drei Hauptbodenarten unterschieden werden: Leichte Sandböden, mittelschwere Lehmböden und schwere Tonböden. Je feiner die Mineralien sind, umso eher ist es Ton, je gröber, umso eher sprechen wir von Sand. Je nach Bodenart können andere Schwerpunkte für den Aufbau eines gesunden und fruchtbaren Bodens gesetzt werden.

Ein einfacher Test zeigt, was für einen Boden man im Garten hat: 

  • Sandboden: Eine Handvoll nehmen und versuchen, diesen zu einer Kugel zu rollen. Wenn das nicht klappt und der Boden in der Hand zerbröselt, dann hat man eher einen Sandboden.

  • Mittelschwerer Lehmboden: Eine Handvoll nehmen und versuche ihn zu einer Kugel zu formen. Wenn das geklappt hat, anschließend versuchen, diese Kugel zu einem Halbmond zu formen. Wenn dabei die Kugel zerbröselt, hat man eher einen Lehmboden.

  • Tonboden: Die Erde kann beliebig geformt werden – Kugel und Kreis, die Form bleibt bestehen.

Beim Ausheben des Bodens können Steine und Hindernisse zudem direkt aussortiert werden und die Wurzeln finden anschließend lockere und nahrhafte Erde für einen schnellen Start. Wichtig ist, die oberen 20 cm des Bodens separat auszuheben. So finden sich in den oberen Schichten des Bodens ein anderes Mikroklima und andere Organismen als im Boden darunter. Deshalb sollte dieser Boden unbedingt am Ende wieder als oberste Schicht aufgetragen werden.

Bei der Bodenqualität kann man grob in 3 Kategorien unterteilen:

  1. satt schwarz, mit Humus und riecht gut;
  2. steinig und sandig;
  3. klebrig und lehmig.

Der beste Boden ist derjenige mit Humus, bei den anderen sollte man entsprechend mehr Mulch (Kompost) einarbeiten. Regenwürmer sind stets ein guter Indikator für guten Boden.

4. Boden vorbereiten

Den Oberboden (die obersten 20 cm) und restlichen Erdaushub jeweils mit Kompost mischen. Wenn vorhanden, sollte imprägnierte Pflanzenkohle untergemischt werden. Hier finde Sie eine Anleitung zur Herstellung der Pflanzenkohle. Wichtig ist, dass die Kohle mit Pflanzensud oder Ähnlichem imprägniert wird. Der Oberboden sollte auf der gesamten Fläche der Parzelle umgegraben werden.

Untermischen von effektiven Mikroorganismen

Sinnvoll ist außerdem, Mikroorganismen unter die ausgehobene Erde zu mischen. Dazu gibt es einen einfachen Trick: Guten Kompost und Walderde aus einem artenreichen Wald miteinander mischen und zudem, falls vorhanden, frischen Kuhdung oder Pferdemist von Tieren aus Weidehaltung untermischen. Es geht allerdings auch ohne Dung. Direkt vor dem Ausbringen sollte zu dem Gemisch soviel Wasser gegossen werden, dass das Gemisch sehr flüssig ist und man es leicht mit der Gießkanne oder einem Sprühgerät über den Boden ausbringen kann. Danach sollte der Boden direkt wieder bedeckt werden. Je reicher der Boden an Mikroorganismen ist, umso besser geht es den Pflanzen. 

Boden immer bedecken

Ganz gleich, ob Sand, Schluff oder Ton den Boden prägen, organisches Material tut jedem Boden gut. Sand mit mehr organischem Material kann das Wasser besser halten. Ton mit mehr organischem Material wird wasserdurchlässiger. Material zur Bedeckung des Bodens kann das Laub im Herbst sein, ein gut gereifter Kompost, Baumschnitt von der Hecke, Küchenabfälle, ein alter Heuballen vom benachbarten Bauern. Es sollte weder Rindenmulch verwendet werden, dieser ist zu sauer, noch Material von Nadelbäumen. Wichtig ist: Der Boden sollte nie nackt sein. Und je weniger man ihn stört, je weniger man ihn umgräbt, grubbert oder pflügt, desto besser. Auch bei Anlage der Parzelle wird organisches Material um die Pflanzen verteilt. Hier gilt: 5–10 cm Platz zum Stamm der Pflanzen lassen.

5. Zielarten pflanzen

Jetzt geht es los – Bäume, Sträucher und alles Weitere wird eingepflanzt.

Als Erstes beginnt man mit den größten Pflanzen. Deren Abstand zueinander ist wichtig und darf nicht zu klein sein, da sie sich sonst gegenseitig behindern. Im zweiten Schritt werden die restlichen Pflanzen auf der Parzelle verteilt und eingepflanzt, der Pflanzplan  gibt Hilfestellung. Zu guter Letzt werden die Samen verstreut und leicht angedrückt.

Bäume brauchen zu Beginn besonders viel Wasser. Daher sollte man zu Beginn zum Stamm hin Erde aufschichten, sodass die Form eines kleinen Kegels entsteht, und dann rund herum einen Gießring ziehen. Der Ring rundherum ist ideal, um Wurzeln zu wässern. Wichtig ist, dass der Stamm nicht im Wasser steht. Wässern ist in den ersten 14 Tagen ein wichtiges Thema. Der Boden sollte immer feucht sein, Mulchmaterial hilft hier immens. Ist der Boden trocken, sollte man entsprechend nach wässern.

Mit diesem Wissen können Sie ihren eigenen Pflanzplan erstellen. Gerne können Sie auch einen der vorgefertigten Naturefund-Pflanzpläne verwenden.

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