Bodendegradation beginnt meist mit dem Verlust der Bodenbedeckung, welche sowohl aus lebenden Pflanzen, aber auch aus verrottetem Pflanzenabfall (z.B. Mulch) besteht. Als Konsequenzen reihen sich danach ein: geschädigter Wasser- und Nährstoffkreislauf, verringerter Sonnenenergiefluss und eine verringerte Artenvielfalt.
Eine nachhaltige Bodenbedeckung braucht ein natürliches, intaktes Ökosystem, in welchem auch die Tier-Einwirkung eine wichtige Rolle spielt. Gras und Rinder haben sich über viele Millionen Jahre gemeinsam synergetisch entwickelt. Wo große Herden Rinder über weite Teile der Landschaft zogen, ist fruchtbarer Boden entstanden. Eine uralte Co-Evolution von Gras und Grasfressern. Die Tiere fraßen das Gras ab, wirkten durch ihre Bewegungen auf den Boden ein und ließen Kot und Urin zurück. Diese Balance ist durch die Viehhaltung in Ställen oder das extreme reduzieren von Viehherden durch die Jagd zerstört worden. Das wichtigste Produkt der Graslandschaften wird zur Viehhaltung in einem hohen Produktionsumfang gebraucht – das Gras. Aber kippt das intakte Ökosystem und der Zustand unserer Böden verschlechtert sich, wird weniger Gras produziert und ein wichtiger Bestandteil zur Schaffung eines ausgeglichenen Klimas fehlt.
Wenn wir uns die Natur zum Vorbild nehmen, seine Prinzipien und Prozesse bedenken und uns in Methodiken des Beweidens einarbeiten, haben wir die Chance, unsere Böden wieder nachhaltig zu bewirtschaften.
"Die richtigen Tiere mit dem richtigen Verhalten zur richtigen Zeit zum richtigen Grund am richtigen Ort haben", ist der all umfassende Satz, wenn es nach Viviane Theby, Ausbilderin des Ganzheitlichen Weidemanagements des Savory Institut, geht.
Eine Zustandserhebung der individuellen Situation auf den einzelnen Weiden ist hier der erste Schritt in einer umfangreichen Umsetzung. Durch konkretes ökologisches Monitoring wird der Zustand der Bodendegradation festgehalten. Das Gras wird genaustens betrachtet. Welche unterschiedlichen Gräser befinden sich auf der Flächen, wie sind aktueller Zustand und Wachstumskurven von Flora und Fauna. Damit sich die Tiereinwirkung positiv auf das Land und Boden auswirken kann, muss die Auswahl der Tiere zum ökologischen System passen. Kühe beispielsweise machen mehr mit dem Gras, als es abzufressen. Sie zertreten es, legen sich darauf, wühlen den Boden auf und arbeiten mit dem feuchten Maul, ihrem Kot und Klauen das Gras zurück in den Boden ein, wo es von Mikroorganismen wiederum zu fruchtbarem Humus verarbeitet werden kann.
In der natürlichen Balance von Grasfressern und Graslandschaften hat vor allem die Tierbewegung einen bedeutsamen Effekt auf die Entwicklung des Bodens. In einer bestimmten Besatzdichte und -stärke wurden Tierherden von ihren natürlichen Räubern gejagt und somit in stetiger Bewegung gehalten. So ergaben sich natürliche Weidezeiten und daraus resultierten natürliche Erholungszeiten für die Landflächen.
"Wir weiden nicht, sondern regen zum Wachstum an", sagt Viviane Theby während ihres Kurses. Die stetige Beobachtung der Pflanzen hat hier absolute Notwendigkeit. Jedes Pflanzensystem hat seine eigenen Erholungszeiten und diese Zeit muss für ein nachhaltiges Wachstum streng bedacht werden. Die Pflanzen brauchen für ein starkes Wachstum eine kritische Blattmasse für eine effektive Fotosynthese. Eine Überweidung von Weidefläche hat hier genau das Gegenteil zum Effekt. Die Tiere müssen also entsprechend ihres Verhaltens, entsprechend der Bedingungen der Fläche zum richtigen Zeitpunkt weiterziehen. Erst dann kann die wichtige Erholungszeit ein vermehrtes Graswachstum zum Ergebnis haben. Treiben wir also eine Herde auf eine neue Weidefläche, so wie es eigentlich natürlich die Jäger täten, kann das Ökosystem in einer natürlichen Balance bleiben.
Wenn wir also Graslandschaften nachhaltig schützen und erhalten wollen, muss schlussendlich auch die Tiereinwirkung zurück in die Betrachtung und umzusetzende Methodik gebracht werden. Graslandschaften brauchen eine möglichst naturnahe Tiereinwirkung, da diese einen positiven Effekt auf ihre natürlichen Ökosystemprozesse hat. Es geht ebenso darum, die natürliche Balance zwischen Tier- und Naturraum mit zu bedenken. Eine Massentierhaltung, nach derzeit industriellen Zustand, ist hier weder naturnah noch nachhaltig integrierbar und muss durchaus kritisch diskutiert werden.
Die Natur ist komplex und wir Menschen sind bis heute nur bedingt in der Lage, ihre intelligent verknüpften Systeme vollumfänglich zu erfassen. Aber wir können damit beginnen, die Natur als Partner und als Beispiel bester Methodik uns zum Vorbild zu machen.
Helfen Sie und unsere Graslandschaften zu schützen und neue Wege für eine Landwirtschaft von morgen zu kreieren! Werden Sie Naturschützer