Pestizide werden mithilfe eines Traktors auf einem Feld mit Kulturpflanzen verteilt
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Umweltschützer klagen gegen Zulassung von Pestiziden

Es ist das erste Gerichtsverfahren in diesem Zusammenhang: die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Foodwatch klagen gegen die rechtswidrige Verlängerung der Zulassung fünf giftiger Pesizide, darunter Gardo Gold und RoundUp Powerflex mit dem Wirkstoff Glyphosat.

Sie bekommen dabei Unterstützung von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, die diese Bedenken teilt. Das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz verlängerte die Zulassung von Gardo Gold ungeprüft, obwohl die enthaltenen Wirkstoffe als extrem giftig gelten und deren Genehmigung auf EU-Ebene überprüft wird.

Giftige Wirkstoffe

Die Klage wurde von der DUH mit fachlicher Unterstützung von Foodwatch beim Verwaltungsgericht Braunschweig eingereicht. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, eine Behörde des Bundeslandwirtschaftsministeriums, hatte die Zulassung des Herbizids Gardo Gold Mitte 2022 verlängert. Diese Zulassung basiert jedoch auf den Vorgaben einer veralteten Pflanzenschutz-Richtlinie. Die enthaltenen Wirkstoffe S-Metolachlor und Terbuthylazin seien extrem giftig für die Umwelt, Tiere und Menschen. Zudem vergiften die Wirkstoffe das Grund- und Trinkwasser, wodurch insbesondere Säuglinge und Kleinkinder einem erhöhten Risiko ausgesetzt seien, so Jürgen Resch, der Bundesgeschäftsführer der DUH.

Seit längerem Bedenken

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit äußerte bereits im Februar 2023 erhebliche Zweifel an der Genehmigungsfähigkeit von S-Metolachlor aufgrund giftiger Reststoffe im Grundwasser. Die DUH fordert die sofortige Marktrücknahme des hochgiftigen Produkts und die Aufhebung seiner Zulassung. Da das Bundesamt trotz der Anträge der DUH die Zulassung verlängert habe, sei der Gang vor Gericht unvermeidlich geworden.

Bereits 2018 wurden Bedenken bezüglich des Wirkstoffs S-Metolachlor und seiner Auswirkungen auf die Umwelt geäußert. Untersuchungen ergaben zudem hohe Konzentrationen von Zerfallsprodukten des Pflanzengift-Wirkstoffs in Trink- und Grundwasserproben. Gemäß der EU-Verordnung hätte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eine umfassende Risikobewertung vornehmen müssen, anstatt die veraltete Zulassung für Gardo Gold ungeprüft zu verlängern.

Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft

Chemische oder biologische Pflanzenschutzmittel werden in der Landwirtschaft in großem Umfang eingesetzt. Sie dienen vor allem dazu, das Wachstum der Kulturpflanzen zu fördern und Schadorganismen abzutöten. Dabei unterscheidet man zwischen Herbiziden (Unkrautvernichtungsmitteln), Insektiziden oder Fungiziden.

Das Herbizid Gardo Gold des Herstellers Syngenta dient zur Bekämpfung von Schadhirsen, einjährigem Rispengras und zweikeimblättrigen Unkräutern in Mais.

In Deutschland waren 2020 283 Wirkstoffe in insgesamt 980 Mitteln mit 1.787 Handelsnamen zugelassen. Die Menge der in Deutschland abgesetzten Pflanzenschutzmittel lag seit 2006 bei jährlich circa 30.000 bis 35.000 Tonnen. Von der abgesetzten Menge kann zwar nicht direkt auf den jährlichen Verbrauch geschlossen werden, da Landwirte bei günstigen Preisen auf Vorrat kaufen. Die Zahlen geben jedoch einen Eindruck von der enormen Menge an Pestiziden, die jährlich auf deutschen Äckern landen.

Weitere Informationen zu Pestiziden

Quelle: DUH UBA

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