Eisberge in Grönland aus der Luft von oben fotografiert
· Naturefund

Meeresspiegelanstieg in bisher unbekanntem Ausmaß

Laut einer aktuellen Studie lässt das schmelzende Grönlandeis den Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens 27 Zentimeter steigen – unabhängig davon, welche Klimaschutzmaßnahmen noch ergriffen werden.

Grönland und der Klimawandel

Grönland ist besonders stark vom Klimawandel betroffen, denn die Arktis hat sich bereits deutlich stärker erwärmt als jede andere Region der Erde. Folge ist ein rapides Abschmelzen von Eis: Laut Forschungen hat die grönländische Eisdecke seit dem Jahr 2002 rund 4.700 Milliarden Tonnen Eis verloren. Der Eisverlust des grönländischen Eisschilds ist damit eine der größten Ursachen für den heutigen Anstieg des Meeresspiegels. 

Ein internationales Forscherteam kam nun zu erschreckenden Erkenntnissen, veröffentlicht im Fachmagazin Nature Climate Change: Selbst wenn die derzeitigen CO2-Emissionen weltweit von jetzt ab komplett gestoppt würden, würde das grönländische Eisschild in den kommenden Jahrzehnten immer noch 110 Billionen Tonnen Eis verlieren. Demnach würde allein die bisherige globale Erwärmung einen Verlust des Eisvolumens um 3,3 Prozent zur Folge haben. Damit sei ein durchschnittlicher globaler Meeresspiegelanstieg von mindestens 27 Zentimetern unausweichlich. Dies ist laut den Forschenden eine Folge des zunehmenden Massenumsatzes durch Niederschlag, Eis- und Schmelzwasserabfluss.

Bereits seit den 1980er Jahren verliert Grönland mehr Eis, als es durch die Ansammlung von Niederschlägen gewinnt, was zu einem langsamen Abtauen des Eisschildes führt. Problematisch ist dies, da das grönländische Eisschild als ein Kippelement für die Klimastabilität gilt. Derzeit reflektiert die weiße, schneebedeckte Oberfläche noch Sonnenlicht. Je kleiner die Eisfläche jedoch wird, desto weniger Licht wird reflektiert und desto mehr von dunkleren Flächen absorbiert. Dies treibt die Erderwärmung weiter an.

Schneegrenze des Eisschildes untersucht

Die Forschenden untersuchten mittels Messungen vor Ort und über Satellitenbilder die Eismenge, die durch die Erderwärmung in den vergangenen Jahren instabil geworden ist. Zurückgegriffen wurde auf Klimadaten aus den Jahren 2000 bis 2019. Insbesondere die sogenannte Schneegrenze des Eisschildes - also die Trennlinie zwischen dem Bereich, in dem im Jahr mehr schmilzt und jenem, in dem neues Eis hinzukommt - wurde in der Studie betrachtet. Das Ergebnis: Wo auch im Sommer Schnee auf dem Eis liegt, wird das Sonnenlicht gut reflektiert. Ist hingegen nur deutlich dunkleres, blankes Eis vorhanden, ist die Eisschmelze im Sommer höher als der Zugewinn durch Schnee im Winter. Das Eis befindet sich dadurch im Ungleichgewicht. 

Zwar kann die in der Studie angewendete Methode keinen genauen Zeitrahmen für die Entwicklungen angeben, doch laut den Forschenden könnte der größte Teil des erwarteten Meeresspiegelanstiegs noch in diesem Jahrhundert stattfinden. 

Stärkerer Anstieg befürchtet

Bei dem in der Studie betrachteten Anstieg des Meeresspiegels um 27 Zentimeter handelt es sich lediglich um eine Untergrenze. So wird sich laut den Forschenden realistisch betrachtet die Zahl in diesem Jahrhundert mehr als verdoppeln. Denn der Anstieg um 27 Zentimeter gilt einem Szenario, bei dem die globale Erwärmung gestoppt wird. Die Schätzung einer zukünftigen Erderwärmung wurde hier also nicht mit einbezogen. Um herauszufinden, wie diese Entwicklung aussehen könnte, legten die Forschenden die Berechnung des Jahres 2012 zugrunde - das Jahr mit der bisher höchsten Schmelzrate - und nahmen an, dass diese in Zukunft andauern würde. Wäre dieses Szenario der Fall, könnte der Meeresspiegel der Studie zufolge sogar um 78 Zentimeter steigen.

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Zur Studie: Greenland ice sheet climate disequilibrium and committed sea-level rise

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