Feldlerche sitzt auf Holzpfosten
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Intensivlandwirtschaft Grund für Vogelsterben

Die Vogelpopulationen in Europa gehen seit Jahren zurück. Hauptgrund dafür ist die intensivierte Landwirtschaft. Das zeigt eine neue Studie des Institut des Sciences de l’Évolution de Montpellier.

Rückgang der Vogelpopulationen um 25 Prozent

Die Forschenden untersuchten dabei insbesondere, wie sich vier menschengemachte Einflüsse auf die biologische Vielfalt von Vögeln auswirken beziehungsweise welche Zusammenhänge es zwischen diesen und dem Rückgang der Arten gibt. Untersucht wurde der mit dem Klimawandel einhergehende Temperaturanstieg, der Rückgang der Waldbedeckung, die Urbanisierung und die Intensivierung der Landwirtschaft auf. Um den Einfluss dieser Faktoren auf den Bestand der Vogelpopulationen zu bewerten, wurden 170 Vogelarten über einen Zeitraum von 37 Jahren an mehr als 20.000 Orten in 28 europäischen Ländern betrachtet.

Das Ergebnis: Zwischen 1980 und 2016 ist die Anzahl der auf Äckern, Wiesen und Weiden lebenden Vogelarten, sogenannte Agrarvogelarten, in der EU um rund 56 Prozent zurückgegangen, in Deutschland um rund 40 Prozent. Damit sind die Agrarvögel wie beispielsweise Feldlerche, Kiebitz oder Rebhuhn stärker vom Rückgang der Populationen betroffen, als der durchschnittliche Rückgang aller Vogelarten, deren Populationen um 25 Prozent abgenommen haben. Für Deutschland schätzen Fachleute, dass seit den 1980er-Jahren 16 Millionen Vögel verschwunden sind.

Intensive Landwirtschaft Hauptgrund für Rückgang der Vogelpopulationen

Die Intensivierung der Landwirtschaft hat laut den Forschenden den größten negativen Einfluss auf die Vogelpopulationen. Die Gründe sind zweiteilig. Zum einen werden die Lebensräume der Vögel durch größere Ackerflächen immer stärker eingeschränkt. Wichtige Brachflächen wie Hecken oder Feldsäume gehen verloren. Zum anderen wirkt sich der vermehrte Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngern negativ aus, denn diese haben einen nachteiligen Einfluss auf die Insektenpopulationen. Diese machen bei vielen Vögeln, insbesondere auch während der Brutzeit, einen wichtigen Teil ihrer Nahrung aus. Ist die Nahrungszufuhr gestört, wirkt sich das negativ auf den Fortpflanzungserfolg aus. Laut den Forschenden ist das bei 143 der 170 untersuchten Arten der Fall.

Dass die industriell betriebene Landwirtschaft eine maßgebliche Rolle beim Vogelsterben spielt, ist zwar bereits bekannt, die Studie griff allerdings auf die umfangreichsten Datensätze innerhalb des europäischen Kontinents zurück. Somit belegt die groß angelegte Analyse von 1980 bis 2016 zum ersten Mal im kontinentalen Zusammenhang eine Verbindung zwischen der Intensivierung der Landwirtschaft und dem Vogelrückgang in Europa.

Klimawandel und Verstädterung

Neben der Landwirtschaft wirkt sich auch der mit dem Klimawandel einhergehende Temperaturanstieg insgesamt negativ auf die Vogelpopulationen in Europa aus. So schaffen es nicht alle Vogelarten, sich an die schnell verändernden klimatischen Bedingungen anzupassen. Hierbei trennen die Forschenden jedoch klar zwischen positiv betroffenen Arten, die meist Wärmeliebhaber sind, und negativ betroffenen Arten, die meist eher niedrigere Temperaturen bevorzugen.

Auch die Verstädterung und die damit einhergehende Versiegelung von Flächen zum Bau von beispielsweise Gebäuden oder Parkplätzen führen zum Rückgang der Vogelarten. So verschwindet immer mehr Grünfläche und damit der Lebensraum der Vögel, während zeitgleich keine Ausgleichsmaßnahmen für die Versiegelungen getroffen werden.

Reformation der Landwirtschaft vonnöten

Die Ergebnisse lassen laut Hauptautor der Studie keinen Zweifel daran, dass es sich beim Rückgang der Vogelpopulationen nicht um ein lokales Problem handelt. Vielmehr seien die schädlichen Auswirkungen von Großkulturen, Düngemitteln und Pestiziden in ganz Europa verbreitet. So müsste, um diesen Trend zu stoppen, nachhaltigere Modelle in der Landwirtschaft schnellstmöglich umgesetzt werden und ein transformativer Wandel hin zu nachhaltigeren Agrarreformen auf politischer Ebene angestoßen werden. Beispielsweise bräuchte es hier auch eine stärkere Regulierung für den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln.

Quelle:

PNAS: Farmland practices are driving bird population decline across Europe

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