Viele verschiedenen Pflanzen wachsen dicht an dicht auf einer Parzelle, die mit der Anbaumethode Dynamischer Agroforst angelegt wurde
· Allgemeine Zeitung Ingelheim-Bingen

Indigene Völker als Vorbild

Modellfläche für nachhaltige Anbaumethode "Dynamischer Agroforst" in Trechtingshausen

Monokultur im Gemüsebeet war gestern: Bunte Blumen wachsen dicht an dicht zwischen Beerensträuchern, Weinreben und Tomaten gedeihen üppig neben mediterranen Kräutern und Obstbäumen. Doch hinter dem scheinbaren Durcheinander verbirgt sich ein klares Konzept. Die Anbaumethode "Dynamischer Agroforst" möchte mit großer Dichte und hoher Vielfalt der Pflanzen ein dynamisches und ökologisch gesundes Pflanzensystem entwickeln, in dem die Pflanzen nicht als Konkurrenz zueinander gesehen werden, sondern sich gegenseitig im Wachstum unterstützen. Nutz- und Beipflanzen werden so kombiniert, dass sie widerstandsfähiger gegen Schädlinge sind, und so dicht gesetzt, dass sie gegen Trockenheit und Starkregen besser gewappnet sind. Die Böden bilden in diesem System nach und nach mehr Humus, was zu vermehrter CO2-Speicherung führt und die Böden vor Erosion schützt.

Brache an Kläranlage wird Modellfläche

Wer in Trechtingshausen demnächst am Rhein den Rad- und Fußweg benutzt, wird unweigerlich bei der alten Kläranlage an einer bislang brachliegenden Fläche vorbeikommen, die künftig als Modell- und Anschauungsfläche für die nachhaltige Anbaumethode "Dynamischer Agroforst" dienen soll. Die Ortsgemeinde folgt auf Vorschlag der Klimaschutzbeauftragten der VG Rhein-Nahe, Sarah Wendel, einem Angebot des Umwelt-und Energieberatungszentrums (UEBZ) der Kreisverwaltung, die mit einem Preisgeld aus dem "Bundeswettbewerb Naturstadt - Kommunen schaffen Vielfalt" die Umsetzung finanzieren und koordinieren wird. Ebenfalls mit im Boot ist die gemeinnützige Naturschutzorganisation Naturefund, die die Anbaumethode des sogenannten Dynamischen Agroforst nach dem Vorbild indigener Völker Lateinamerikas begründet hat.

Beim ersten Treffen sprüht Pflanzplanerin Katja Wiese (Naturefund) vor Ideen: "Hier könnte ein Obstbaum hin, darunter eine Sitzgelegenheit zum Verweilen und ein kleiner Weg aus Hackschnitzeln, eine Infotafel, daneben Beerensträucher - und natürlich viel Wein." Ortsbürgermeister Herbert Palmes (SPD) ist begeistert: "Sie sehen selbst, wie viele Leute hier die ganze Zeit entlangkommen. Das ist ja auch eine Aufwertung unseres Rheinufers."

Im ersten Schritt wird die Gemeinde die Fläche vorbereiten und mit einer dicken Schicht Humus und Stroh bedecken, damit der Boden sich vorab schon mit Mikroorganismen anreichern kann. Im Herbst soll eine öffentliche Pflanzaktion stattfinden. Die beiden Fraktionssprecher Arnold Palmes (SPD) und Sarah Wendel (CDU) wollen tatkräftig mit anpacken, freuen sich aber auch über weitere Unterstützung: "Hilfe ist immer willkommen. Gemeinsam können mwir ein spannendes Projekt realisieren, und jeder, der mithilft, kann auch viel Neues für den eigenen Garten lernen."

Das UEBZ der Kreisverwaltung hat im Landkreis bereits einige Pilot- und Modellflächen umgesetzt: In Klein- Winternheim ist mit dem Biolandbetrieb Biopforte eine Fläche angelegt, eine weitere Experimentierfläche findet sich an der Kreisverwaltung.

Weitere Informationen zu unserem Dynamischen Agroforst-Projekt

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