CO2-Emission durch Kraftwerk
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CO2-Emissionen erreichen 2023 neuen Rekordwert

Die weltweiten CO₂-Emissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe werden im Jahr 2023 voraussichtlich einen besorgniserregenden Höchststand erreichen. Die damit einhergehende globale Erderwärmung bedeutet zunehmende Gefahr für Kipppunkte des Klimasystems.

Wie aus dem aktuellen Global Carbon Budget-Bericht hervorgeht, werden die weltweiten CO₂-Emissionen im Jahr 2023 einen Höchststand von 36,8 Milliarden Tonnen erreichen. Dies stellt einen Anstieg um 1,1 % im Vergleich zu 2022 dar. Diese Zahlen verdeutlichen, dass drastische Reduzierungen notwendig sind, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Laut dem Bericht könnte das verbleibende CO₂-Budget, um die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, in sieben Jahren erschöpft sein, während für eine Begrenzung auf 1,7 °C lediglich 15 Jahre verbleiben könnten, sofern die aktuellen Emissionen fortgesetzt werden. Die Regionen schnitten dabei unterschiedlich ab: Indien und China verzeichneten Anstiege von +8,2 % bzw. +4,0 %, während Europa und die Vereinigten Staaten Rückgänge von -7,4 % bzw. -3,0 % verzeichneten. Der Rückgang in Europa wird auf den Ausbau erneuerbarer Energien und die Auswirkungen der Energiekrise zurückgeführt, während das Wachstum in China mit der verzögerten Erholung von den Auswirkungen der Covid-19-Lockdowns in Verbindung steht.

Bei anhaltender globaler Erderwärmung Gefahr für Kippsysteme

Kipppunkte stellen einige der größten Risiken für die lebenserhaltenden Systeme der Erde und die Stabilität unserer Gesellschaft dar. Teilsysteme des Klimasystems haben bestimmte Kipppunkte bzw. kritische Schwellenwerte, bei deren Überschreiten es zu starken und teils unaufhaltsamen und unumkehrbaren Veränderungen kommt. Eine einfache Metapher: schiebt man eine Kaffeetasse über den Schreibtischrand, passiert erst nichts, bis sie einen kritischen Punkt erreicht, an dem sie kippt und abstürzt. Diese Teilsysteme (beispielsweise der Grönländische Eisschild) werden „Kippelemente“ genannt. 

Ein weiterer aktueller Bericht eines Forschungsteams gibt nun einen umfassenden Überblick über Kipppunkte im Erdsystem. Fünf bedeutende Kippelemente sind bereits durch die gegenwärtige globale Erwärmung gefährdet. Dazu gehören der grönländische und der westantarktische Eisschild, die subpolare Wirbelzirkulation im Nordatlantik, Warmwasserkorallenriffe und einige Permafrost-Gebiete. Bei einer Erwärmung von 1,5 °C könnten auch boreale Wälder, Mangroven und Seegraswiesen in den 2030er Jahren von einem Kipppunkt bedroht sein.

Kippelemente des Klimasystems
Übersicht über die wichtigsten Kippelemente des Klimasystems
Foto: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Die Auswirkungen dieser Kippsysteme sind also weitreichend und könnten einen beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels, veränderte Wettermuster und geringere landwirtschaftliche Erträge verursachen. Jonathan Donges vom PIK betont die potenziellen negativen sozialen Kipppunkte, die zu gewaltsamen Konflikten oder dem Zusammenbruch politischer Institutionen führen könnten. Zudem weisen die Forscher darauf hin, dass Kippsysteme in Wechselwirkung stehen und die Überschreitung eines Kipppunkts ein weiteres destabilisieren könnte, was zu Kippkaskaden führt.

Positive Kipppunkte als Handlungsoption berücksichtigen

Das Forschungsteam betont die entscheidende Rolle positiver Kipppunkte bei der notwendigen Transformation hin zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und zur Reduzierung von Emissionen aus der Landnutzung. Die Anwendung der Erkenntnisse über Kippdynamiken auf Gesellschaftssysteme zeigt, dass wünschenswerte Veränderungen unter den richtigen Bedingungen selbstverstärkend wirken können. Der Bericht hebt die Potenziale für abrupte soziale und technologische Veränderungen hervor, die bereits heute auf den Märkten für erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge zu beobachten sind. Es werden verschiedene Optionen zur Beschleunigung der Transformation vorgeschlagen, darunter koordinierte Anstrengungen, um positive gesellschaftliche Kipppunkte in den Bereichen Energie, Verkehr und Ernährung auszulösen.

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Quellen:
PIK News CO₂-Emissionen, PIK News Kipppunkte, PIK Kipppunkte

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