Weltweite Zerstörung von Waldökosystemen schreitet voran
Vergangenes Jahr gingen mit 6,6 Millionen Hektar trotzdem Wälder von der Fläche Bayerns verloren. 96 Prozent davon sind in tropischen Regionen vernichtet worden. Vor allem die Landwirtschaft, Straßenbau, Feuer und kommerzielles Holzfällen seien laut Bericht des „Forest Declaration Assessment“ die Treiber der Zerstörung. Das Ziel von Staaten, Unternehmen und Investoren, die weltweite Entwaldung bis 2030 zu beenden sowie 350 Millionen Hektar geschädigter Landschaften und Wälder wieder herzustellen, ist damit noch in weiter Ferne.
Die Waldökosysteme, die unter anderem für ein gesundes Klima sowie die Aufrechterhaltung der biologischen Vielfalt verantwortlich sind, sind damit auch weiterhin unter massivem Druck. So lag die Abholzung im letzten Jahr 21 Prozent über dem Wert, der erforderlich wäre, um die Entwaldung bis 2030 zu beenden. Bei den tropischen Primärwäldern sah es mit einem Verlust von 4,1 Millionen Hektar sogar noch besorgniserregender aus: Hier wurden Abholzungen verzeichnet, die 33 % höher als erforderlich wären, um den Verlust der Primärwälder bis Ende des Jahrzehnts zu stoppen. Insgesamt wurden durch Abholzungen in 2022 vier Milliarden Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre entlassen.
Zudem nimmt die biologische Vielfalt in den Wäldern laut Bericht »in alarmierendem Tempo ab«. So nahmen die im „Forest Specialists Index“ beobachteten Arten, deren Überleben von Waldlebensräumen abhängig ist, zwischen 1970 und 2018 um durchschnittlich 79 % ab. Hauptgründe dafür waren der Verlust und die Übernutzung von Lebensräumen sowie der Klimawandel.
Negativen stehen positiven Entwicklungen entgegen
Zwar sind innerhalb der letzten Jahre auch positive Entwicklungen zu erkennen. So seien 50 Länder weltweit auf dem Weg dahin, die Abholzung zu beenden. Darunter Länder wie Brasilien, Indonesien und Malaysia, die noch große primäre Regenwälder beherbergen und deren Erhalt wichtig für die Stabilisierung des Klimas ist.
Diese Erfolge können jedoch nicht den massiven Waldverlust und die Degradierung der Waldökosysteme weltweit aufwiegen. So verloren 2022 mehrere Regionen weiterhin Wälder in alarmierenden Ausmaß. Dazu gehören Waldökosysteme in Lateinamerika, Afrika, sowie boreale und gemäßigte Wälder in Nordamerika und Europa. Fortschritte in einem Land können zudem Rückschritten in einem anderen Land einhergehen, beispielsweise durch die Auslagerung der Produktion waldgefährdender Rohstoffe und damit der Abholzung in andere Länder. In einer eng vernetzten, globalisierten Welt tragen damit alle Länder die Verantwortung, den anhaltenden Waldverlust entgegenzuwirken.
Weiter wie bisher nicht möglich
Der Bericht zeigt deutlich: Die derzeitige Ausbeutung und Zerstörung der Wälder kann so nicht aufrechterhalten werden. So haben derzeitige Agrar- und Wirtschaftssysteme bereits sechs der neun planetaren Grenzen überschritten, darunter auch die Grenze der Landnutzung. Ein weiter machen, wie bisher wird laut Bericht daher unweigerlich zu einer Verfehlung der Ziele einer nachhaltigen Entwicklung, der Bekämpfung des Klimawandels, dem Erhalt der Wälder sowie der Aufrechterhaltung der Artenvielfalt führen.
Weit verbreitete transformative Entwicklungsmodelle, ein Ende von waldschädigenden Agrarsubventionen und die Schaffung von Anreizen für Unternehmen hin zum Schutz der nachhaltigen Bewirtschaftung und Wiederherstellung von Wäldern sind nötig, um die restlichen Waldökosysteme zu schützen und damit weiterhin eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten sicherzustellen. Wichtig ist daneben der Übergang hin zu einer Land- und Forstwirtschaft, die sich an Waldökosystemen ausrichtet und eine weitere Waldzerstörung verhindert.
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Quellen:
Forest Declaration Assessment; Global Forest Watch; Spektrum