Die Erde und die Vielfalt des Lebens

Die Erde ist geschätzte 4,5 bis 4,6 Milliarden Jahre alt. Die ältesten Spuren von lebenden Organismen sind jünger als 3,9 Milliarden Jahre. In dieser Zeit hat sich eine unvergleichliche Vielfalt entwickelt, die noch viele Geheimnisse bereithält.

Die Komplexität irdischen Lebens

Die genaue Anzahl der Arten auf unserer Erde ist noch nicht bekannt. Zwar geht der internationale Biodiversitätsrat IPBES von einem Vorkommen von circa acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde aus, doch die Zahl der tatsächlich auf der Erde existierenden Lebewesen dürfte weitaus höher liegen als die gegenwärtig beschriebenen. Seriöse Schätzungen zeigen: Es könnten sogar bis zu 20 Millionen Arten auf der Erde leben. 

Insgesamt gibt es fünf große Gruppen der Eukaryoten, die höchste Klassifizierungskategorie, also derjenigen Lebewesen, die einen Zellkern besitzen: Tiere, Pflanzen, Pilze, tierische Einzeller und Algen. Knapp 2/3 davon leben an Land. Das andere Drittel im Wasser.  Die obersten Klassifizierungskategorien können einzeln noch weiter unterteilt werden. So umfassen beispielsweise die Tiere neben dem Stamm der Wirbeltiere auch Insekten oder Spinnentiere. Die Wirbeltiere können zudem zum Beispiel noch einmal unterteilt werden in Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien oder Reptilien. Die pure Komplexität der Klassifikation von Lebewesen offenbart die Vielfalt des Lebens auf der Erde.

Die nach den Insekten mit knapp einer Million Arten nächstgrößte Gruppe bezüglich der Artenanzahl sind Pilze mit circa 60.000 Arten, gefolgt von Algen mit circa 27.000 Arten. Wirbeltiere, also beispielsweise Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien und Reptilien, hingegen fallen bei der Gesamt-Artenzahl kaum ins Gewicht. So schätzt man die Artenzahl von Säugetieren auf etwa 4.000, die von Vögeln auf bis zu 9.500 Arten. 

Der Planet und die Arten

Jede einzelne Art hat eine eigene Funktion und hält das biologische Gleichgewicht aufrecht. So wird jedes einzelne Ökosystem bevölkert von Tausenden bis Millionen von Arten, die einander beeinflussen. Die Systeme und deren Arten regulieren sich dabei im Normalfall selbst. Greift der Mensch jedoch in die Umwelt ein, kann es zu einem Ungleichgewicht kommen. Stirbt eine Art aus, hat dies massive Auswirkungen auf alle anderen Arten im Ökosystem.

In Deutschland sind derzeit über 4.100 höhere Pflanzenarten und knapp 45.000 Tierarten dokumentiert. Davon sind circa 33.300 Arten Insekten, während nur etwas über 700 Wirbeltierarten bekannt sind. Im internationalen Vergleich gilt die Flora und Fauna in Deutschland als gut bekannt. Trotzdem werden auch in Deutschland noch neue Arten gefunden. 

Katastrophe Artensterben

Etwa eine Million Arten sind derzeit laut der Weltnaturschutzorganisation IUCN vom Aussterben bedroht, 80 Prozent der natürlich vorkommenden Säugetiere sowie 50 Prozent der Pflanzen drohen verloren zu gehen.

Der derzeitige Verlust der Biodiversität ist neben dem Klimawandel eines der derzeit größten Probleme der Menschheit – mit irreversiblen Folgen. Schätzungen zufolge sterben derzeit täglich ca. 150 Arten aus. Noch nie war das Artensterben in der Geschichte der Menschheit so groß wie heute. Wenn die Entwicklung so weitergehen wird wie bisher, wird vermutlich in 100 Jahren die Hälfte aller Lebensformen stark bedroht, wenn nicht komplett verschwunden sein. Hauptursache dafür ist der Mensch: 75 Prozent der Landoberfläche und zwei Drittel der Meeresökosysteme hat der Mensch bereits stark verändert. 

Als wesentliche Ursachen für das Artensterben gelten laut IPBES:

  • Die Zerstörung von Lebensräumen fügt der Artenvielfalt mit am meisten Schaden zu. Daher ist der Erhalt von Lebensraum eine zentrale Voraussetzung dafür, dass die einzigartige Vielfalt auf diesem Planeten erhalten bleibt. Wird ein Lebensraum durch menschliche Aktivitäten, beispielsweise durch Waldrodung oder die Umwandlung in Ackerflächen, zerstört, verlieren eine Vielzahl an Arten ihren Lebensraum.
  • Die Übernutzung natürlicher Ressourcen wie beispielsweise die Überfischung, Bejagung oder Überweidung, durch welche Ökosysteme degradieren.
  • Verschmutzungen beispielsweise durch Pestizide, chemische Dünger oder Plastik.
  • Klimaveränderungen: Das Tempo, mit dem der menschengemachten Klimawandel vonstattengeht, überfordert die Anpassungsfähigkeit vieler Arten.
  • Verinselung: Mögliche Lebensräume stehen aufgrund menschlicher Nutzungen nicht zur Verfügung oder sind durch Biotopzerschneidung nicht mehr erreichbar. 
  • Die Verdrängung einheimischer durch invasive Arten: Artenverluste durch eingeschleppte Arten haben in großem Umfang vor allem Inselökosysteme verwüstet. In Mitteleuropa und auch in der Nordsee beobachtet man zudem zunehmend das Eindringen zahlreicher wärmeliebender Arten, die sich infolge von Klimaänderung zunehmend etablieren. Dies führt zur weltweiten Homogenisierung der Floren und Faunen und damit Verarmung.

Aktiv werden im Natur- und Artenschutz

Laut aktuellen Übereinkommen müssen mindestens 30 Prozent der Land-, Süßwasser- und Ozeanflächen unter Schutz gestellt oder renaturiert werden, um die größten Biodiversitätsverluste zu vermeiden und die Funktionsfähigkeit der natürlichen Ökosysteme zu erhalten. Doch auch bereits eine Renaturierung von 15 Prozent der derzeitigen Nutzfläche könnte ausreichen, um 60 Prozent der heute bedrohten Tier- und Pflanzenarten vor dem Aussterben zu bewahren.

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