Ein Eisbär liegt auf einem Eisberg
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Wissenschaftler warnen vor Klimawandel-Auswirkungen

Mehr als 13.500 Wissenschaftler aus 150 Ländern mahnen in einem Aufruf im Fachjournal BioScience zur stärkeren Bekämpfung des Klimawandels. So seien klimabedingt kritische Kipppunkte bald überschritten und damit die Menschheit "katastrophalen Bedrohungen" durch den Klimawandel ausgesetzt. 

"Unsägliches menschliches Leid" bald nicht mehr zu verhindern

Bereits im Jahr 2019 warnte eine Studie, welche von 11.000 Wissenschaftlern aus 153 Ländern unterzeichnet wurde, vor den Auswirkungen des Klimawandels. Die Studie zeigte planetarische, beunruhigende Veränderungen auf sowie den bisherigen nur geringen erzielten Fortschritt der Menschheit bei der Bekämpfung des Klimawandels. Auf Grundlage dieser Daten riefen die Wissenschaftler zu Veränderungen auf, um die Menschheit vor „katastrophalen Bedrohungen“ zu warnen.

Nun erneuern die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen diesen Appell, der Klimakrise unverzüglich entgegenzusteuern. Nunmehr mehr als 13.500 Wissenschaftler aus 150 Ländern warnen in einem Aufruf im Fachjournal „BioScience“, dass sich die Erde einem dramatischen Wendepunkt beim Klima nähert. Wachsende Anzeichen dafür, dass wir uns vor Kipppunkten bei verschiedenen kritischen Systemen der Erde - wie beispielsweise dem Amazonas-Regenwald, der Eisdecke der West-Antarktis und Grönlands sowie den Warmwasser-Korallenriffen - befinden oder diese sogar bereits überschritten haben, zeigen auf: Veränderungen sind dringlicher denn je, um das Leben auf der Erde zu schützen. Ansonsten sei laut Appell „unsägliches menschliches Leid“ nicht mehr zu verhindern.

Klimabedingte Katastrophen

Trotz dieser eindringlichen Warnung wurde seit 2019 ein beispielloser Anstieg klimabedingter Katastrophen verzeichnet: Überschwemmungen in Südamerika, Südostasien und Europa, Hitzewellen und Waldbrände in Australien und im Westen der USA, Wirbelstürme in Afrika, Südasien und im Westpazifik - um nur einige Beispiele zu nennen.

In der nun veröffentlichten Studie werden jüngste planetare Veränderungen seit der Veröffentlichung der letzten Studie aufgezeigt. Untersucht wurden 31 Variablen, wobei 18 dieser neue Rekordtiefs oder -hochs aufzeigten. Nachfolgend werden einige der Variablen genauer betrachtet: 

Treibhausgase und Temperatur:

Bei den Treibhausgasen Kohlendioxid, Methan und Lachgas wurde in den Jahren 2020 und 2021 die höchste jemals gemessene Konzentration in der Atmosphäre nachgewiesen. So wurde beispielsweise im April 2021 Kohlendioxidkonzentration in der Luft von 416 ppm gemessen - die höchste je gemessene Konzentration seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1950er Jahren. Das Jahr 2020 war zudem das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Somit konnten die fünf heißesten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnung seit dem Jahr 2015 verzeichnet werden.

Schmelzendes Eis:

Sowohl in Grönland als auch in der Antarktis zeigten sich vor kurzem neue Rekordtiefstände der Eismasse. So wurde im Jahr 2020 die zweitkleinste Ausdehnung des arktischen Meereseis im Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen aufgezeichnet, auch die Dicke der Gletscher markierte ein neues Allzeittief. Forscher zeigten: Die Gletscher schmelzen viel schneller als bisher angenommen. Sie verlieren jährlich 31 % mehr Schnee und Eis als noch vor 15 Jahren.

Amazonas-Regenwald:

Sowohl 2019 als auch 2020 stieg die jährliche Waldverlustrate im brasilianischen Amazonas-Regenwald und erreichte mit 1,11 Millionen zerstörten Hektar Regenwald ein 12-Jahres-Hoch. Ein besonderer Faktor hierfür dürfte laut Studie die illegale Landrodung für die Rinder- und Sojawirtschaft gewesen sein. Die Walddegradation durch Brände, Dürre, Abholzung und Fragmentierung hat dazu geführt, dass die Region des Amazonas-Regenwaldes nunmehr eher als Kohlenstoffquelle denn als Kohlenstoffsenke fungiert.

Im Zusammenhang dazu stieg die Anzahl der Wiederkäuer auf der Erde erstmals auf über 4 Milliarden Tiere. Zwar ging die Fleischproduktion pro Kopf zwischen 2018 und 2020 um etwa 5,7 % zurück, zurückzuführen ist dies laut Bericht vermutlich auf die afrikanische Schweinepest in China, die das Angebot von Fleisch reduzierte. Künftige Rückgänge des Fleischkonsums würden allerdings wahrscheinlich erst dann auftreten, sollte eine allgemeine Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung oder Ersatzprodukte erfolgen. 

Ozeane ändern sich: 

Sowohl bezüglich des Wärmegehaltes des Ozeans als auch bezüglich des Meeresspiegels konnten neue Rekorde verzeichnet werden. So erreicht der pH-Wert des Ozeane durchschnittlich seinen zweitniedrigsten Wert. Geringer war er nur im Jahr 2012 Heißt: Die Versauerung der Ozeans schreitet weiter voran. 

Veränderungen nötig, um Klimawandel aufzuhalten

Um der derzeitigen grundlegenden Übernutzung unserer Ressourcen entgegenzuwirken, ruft die Studie eindringlich dazu auf, unser bisheriges Verhalten in den nachfolgenden Bereichen dringendst zu ändern:  

  • Energie: Eliminierung fossiler Brennstoffe und Umstellung auf erneuerbare Energien 
  • Natur: Wiederherstellung und dauerhafter Schutz der Ökosysteme der Erde, um Kohlenstoff zu speichern und zu akkumulieren und die biologische Vielfalt wiederherzustellen
  • Lebensmittel: Umstellung auf überwiegend pflanzliche Ernährung, Reduzierung von Lebensmittelverschwendung und Verbesserung der Anbaupraktiken
  • Wirtschaft: Übergang von unbegrenztem BIP-Wachstum und übermäßigem Konsum zu einer ökologischen Ökonomie und Kreislaufwirtschaft, in der die Preise die vollen Umweltkosten von Gütern und Dienstleistungen widerspiegeln
  • Menschliche Bevölkerung: Stabilisierung und schrittweise Reduzierung der Bevölkerung durch freiwillige Familienplanung und Unterstützung von Bildung und Rechten für alle Mädchen und jungen Frauen

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Quelle:

BioScience

 

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