Viele verschiedene Pflanzen auf einem Feld im Dynamischen Agoroforst
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Brachfläche wird zum Modellprojekt

In Köngernheim entsteht auf 745 Quadratmetern ein "Dynamischer Agroforst"

Wer auf der L 425 Richtung Dexheim an Köngernheim vorbeifährt oder auch auf der Oppenheimer Straße hindurch, der wird zwischen den beiden Kreiseln eine kurze, gesperrte Stichstraße bemerkt haben. Der bislang brach liegende Bereich wird zum Hingucker. Denn auf 745 Quadratmetern wird das Modellprojekt Dynamischer Agroforst (DAF) umgesetzt. Es geht um ein dichtes System an Pflanzen, das nicht nur Schau- und Aufenthaltswert hat, sondern auch ökologischen Wert.

Bei DAF handelt es sich um eine Aufforstungs- und Anbaumethode, die Nutz- und Beipflanzen kombiniert, zum gegenseitigen Nutzen. Das Versprechen der in Lateinamerika abgeschauten Herangehensweise: gesunde Pflanzen, hoher Ertrag, mehr Resilienz gegenüber Trockenheit und Starkregen. Ein Beispiel findet sich in Klein-Winternheim auf dem Biolandbetrieb Biopforte, ein weiteres auf der Experimentierfläche an der Ingelheimer Kreisverwaltung. Und ein Neues bald in Köngernheim.

"In unserem Dorfförderverein haben wir eine Untergruppe gegründet, die Grünflächenfreunde", erzählt Rüdiger Torner, der als Vize von Ortschefin Jutta Hoff den Förderverein führt. Ziel der Untergruppe ist, im Ort grüne Ecken zu gestalten, "Oasen der Natur". Da kam der Aufruf der Kreisverwaltung gerade recht. Die nachhaltige Anbaumethode, bei der die Pflanzen besser Wasser speichern und humusreichere Böden bilden sowie sich gegenseitig Schatten spenden und vor Erosion schützen sollen, wird unter fachkundiger Beratung in die Tat umgesetzt. Die Naturschutzorganisation Naturefund hat sich zur Aufgabe gemacht, die Methode international zu verbreiten, insbesondere in Kooperation mit Kleinbauern.

In Köngernheim soll die Nachbarschaft zum Landwirt werden. Aktuell laufen die Planungen. "Wer sich vor Ort Gemüse anpflanzen will, kann das tun", sagt Torner, "alle Interessierten laden wir herzlich ein, sich zu beteiligen". Schauplatz sind zwei Parzellen im Besitz der Gemeinde sowie eine dritte, die von privater Seite beigesteuert wurde. Angedacht ist, am Eingang Sitzmöglichkeiten zu schaffen und innerhalb der Fläche Wege anzulegen. "Es soll auch den Charakter der Naherholung haben", sagt Torner. Geplant ist zum Beispiel ein Weiden-Tipi für die Kinder.

"Wir suchen immer wieder nach Flächen, die wir begrünen können", sagt Torner. Das aktuelle DAF-Vorhaben soll am besten weit über die Kreise des Dorffördervereins hinausreichen. "Das Projekt läuft über fünf Jahre, die Finanzierung wird erst einmal über den Kreis getragen", berichtet Torner. Bei der Pflege soll der Rückschnitt deutlich wichtiger sein als das Gießen. "Das Ziel ist, in der Gemeinde Leute zu finden, die sich mit um die Fläche kümmern." Ehe vielleicht im September gepflanzt und gesät wird, soll der Boden mit einer Humusschicht vorbereitet werden. "Wir haben schon bei Köngernheimer Ackerbauern angefragt, inwieweit sie mit ihren Geräten helfen können", sagt Torner. Angedacht ist, den Wall zur Landesstraße hin zu verlängern, um ein richtiges Idyll zu schaffen - mit einem Eingang, damit beispielsweise keine Hundebesitzer eilig hindurch marschieren und Hinterlassenschaften hinterlassen. Grundsätzlich soll das Areal für jedermann offen sein und dabei auch ein anschauliches Beispiel für das eigene Grundstück geben. "Das Ganze hat auch einen geselligen Charakter", sagt Torner, "für das Gemütliche bei der Arbeit sorgen wir vom Dorfförderverein."

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