Abgestorbene Bäume sind Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten wie hier im Bayerischen Wald.
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Krise als Chance – Der Borkenkäfer hat auch sein Gutes

Forschende in Tschechien haben die Langzeitfolgen des Borkenkäferbefalls für den Wald untersucht und sind zu überraschenden Ergebnissen gekommen. Eine neue Studie zeigt, dass dank vermehrtem Totholz und Lichtungen zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten wieder in den betroffenen Gebieten angesiedelt sind.

Der starke Borkenkäferbefall begann vor 20 Jahren in Nordmähren, Tschechien und breitete sich nach Westen aus. Besonders in den trockenen und warmen Jahren von 2014 bis 2018 eskalierte die Situation aufgrund von Klimawandel, hohen Temperaturen und Austrocknung der Bodenschichten, was Fichten und Kiefern nicht vertragen. Die Katastrophe verursachte erhebliche wirtschaftliche Schäden, veränderte das Landschaftsbild und zwang die Waldbewirtschafter, ihre Praktiken zu überdenken.

Die tschechischen Wissenschaftler analysierten die Auswirkungen in drei repräsentativen Gebieten und stellten fest, dass sich vier Jahre nach dem Höhepunkt des Befalls überraschend reiche Gemeinschaften aller untersuchten Gruppen entwickelt hatten. Dies umfasst viele Arten, die zuvor aus Wirtschaftswäldern und bäuerlichen Landschaften verdrängt worden waren. Auf den Untersuchungsflächen wuchsen im Durchschnitt über 80 Arten höherer Pflanzen, von denen 17 auf der Roten Liste stehen. Eine bemerkenswerte Vielfalt an Insekten, darunter ein Viertel der Käferarten auf der Roten Liste, zeigte sich ebenfalls.

Totholz und Lichtungen für die Artenvielfalt

Die Forschenden stellten fest, dass der sprunghafte Anstieg von Totholz und Lichtungen an den ehemals befallenen Orten die Ansiedlung vieler Arten ermöglichte. Insbesondere abgestorbene Bäume boten vielen Insektenarten neuen Lebensraum. Die Erkenntnisse betonen die Bedeutung von offenen Parkwäldern und dem vermehrten Vorkommen sonnenbeschienenen Totholzes für die Artenvielfalt.

Die durch die Katastrophe zerstörten Wälder werden zwar gemäß den gesetzlichen Bestimmungen wieder aufgeforstet, doch die Autoren der Studie geben Empfehlungen ab, wie die positiven Auswirkungen in den nachfolgenden Forstkulturen erhalten werden können. So wurde gezeigt, dass die natürliche Regeneration kostengünstiger ist und die benötigte Biomasse zur Erreichung der Klimaziele schneller produziert werden kann.

Ähnliche Erfahrungen im Bayerischen Wald

Ähnliche positive Effekte wurden bereits in den 1990er Jahren im Nationalpark Bayerischer Wald beobachtet, wo nach der Borkenkäferzerstörung eine natürliche Regeneration stattfand. Die Naturverjüngung auf den befallenen Flächen ging sehr schnell vonstatten. Beispielsweise war der gesamte Berg Lusen im Bayerischen Wald in den 1990er Jahren ein Meer aus toten Fichten. Heute ist dort ein gesunder, artenreicher Wald herangewachsen. Das Totholz bietet Nährstoffe für junge Baumsprösslinge.

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Quellen: 

Deutschlandfunk, Biologicke Centrum, ZEIT, NP Bayerischer Wald

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