Hase rennt über das Feld
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Landwirtschaftliche Eingriffe beschleunigen Ökosysteme

Forschende haben in einer aktuellen Studie die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Graslandnutzung auf Organismen-Gemeinschaften untersucht. Die Ergebnisse des Forschungsteams unter der Leitung vom Senckenberg-Forschungsinstitut Frankfurt und der Universität Grenoble Alpes, zeigen erstmals, dass landwirtschaftliche Eingriffe wie Düngung und Mahd einen umfassenden Einfluss auf Lebewesen auf allen Ebenen eines Ökosystems haben und dadurch das gesamte System beschleunigen.

Anpassung an die Umgebung

In natürlichen Lebensräumen passen sich Organismen-Gemeinschaften an die Bedingungen ihrer Umgebung an. Dabei spielen die Verfügbarkeit von Nährstoffen und das Ausmaß äußerer Einflüsse eine entscheidende Rolle. Die Studie hebt hervor, dass intensive landwirtschaftliche Nutzung von Grasland dazu führt, dass sich auf allen Ebenen des Ökosystems Organismen mit der Strategie "schnell wachsen, jung sterben" durchsetzen. Im Vergleich zu unberührten, naturbelassenen Flächen dominierten in bewirtschafteten Gebieten Organismen, die schneller wachsen und sich häufiger fortpflanzen, jedoch eine geringere Lebenserwartung haben.

Das Forscherteam analysierte umfangreiche Daten aus den "Biodiversitäts-Exploratorien"-Projekten in verschiedenen Regionen, darunter die Schwäbische Alb, die mitteldeutsche Hainich-Region und das Brandenburgische Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Die Auswirkungen landwirtschaftlicher Bewirtschaftung durch Düngung, Mahd und Beweidung erstreckten sich dabei über verschiedene Organismen, von Mikroorganismen im Boden über Pflanzen, Insekten bis hin zu Vögeln und Fledermäusen.

Langsame versus beschleunigte Ökosysteme

Die Studie verdeutlicht auch, dass die landwirtschaftliche Nutzung die Ökosystemfunktionen beeinflusst, indem Prozesse wie Zersetzung, Biomasseproduktion und der Nährstoffkreislauf beschleunigt werden. Obwohl beschleunigte Ökosysteme zunächst produktiver und ertragreicher erscheinen, könnte ihre Fähigkeit zur CO₂-Speicherung verringert werden, und es könnte zu mehr Umweltverschmutzung durch erhöhte Nährstoffversickerung kommen. Im Gegensatz dazu weisen unberührte Ökosysteme tendenziell eine höhere Biodiversität auf und sind widerstandsfähiger gegenüber klimabedingten Extremwetterereignissen.

Die Forscher betonen die Notwendigkeit, gegen die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft entgegenzusteuern, um den Verlust von langsamen Ökosystemen mit ihren spezifischen Organismen und Funktionen zu verhindern. Aus anderen Studie ist bekannt, dass es vergleichsweise leicht ist, ein Ökosystem durch Düngung zu beschleunigen. Es allerdings in seinen ursprünglichen "langsamen" Zustand zurückzuversetzen dauert dagegen deutlich länger. Für die Vielfalt sowie die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel sei es unerlässlich, langsame Systeme zu erhalten.

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Quelle:  Senckenberg-Institut

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