· Naturefund, Dr. Detlev Kelm

Der Einsatz künstlicher Fledermausquartiere zur Unterstützung tropischer Wiederbewaldung

Jährliche Rodungsraten in Mittel- und Südamerika liegen regional bei über 2% der Waldfläche. Das Fehlen samenausbreitender Tiere in gerodeten Gebieten, führt zu geringer Samenausbreitung. Dies verhindert die schnelle natürliche Regeneration von offen gelassener Nutzlandschaft.

Unterstützung der tropischen Wiederbewaldung

Problem: Geringer Sameneintrag auf entwaldeten Flächen in der Neotropis. Jährlich werden in Mittel- und Südamerika 0,5 bis 1,2% der Waldfläche gerodet. Honduras ist mit 3,1% jährlichem Verlust der Waldfläche zwischen den Jahren 2000 und 2005 das Land mit dem höchsten jährlichen Waldverlust in Mittel- und Südamerika und damit auch ist unter den „top ten“ der Länder mit den höchsten Waldrodungsraten in der Welt (FAO 2005).

Die agrarwirtschaftliche Nutzungsdauer der gerodeten Flächen ist aufgrund verschiedener Faktoren, wie Bodenunfruchtbarkeit oder Erosion, oft von nur kurzer Dauer. Die natürliche Regeneration des Waldes ist jedoch aufgrund derselben Faktoren meist nur sehr langsam.

Hauptverantwortlich für die langsame natürliche Waldregeneration ist aber der nur sehr geringe Sameneintrag auf entwaldeten Flächen. Baumpflanzungen zur Wiederbewaldung sind teuer und in vielen Gebieten ist noch unklar, wie die ursprüngliche Waldvegetation schnell wiederherstellt werden kann.

Künstliche Fledermausquartiere

Fruchtfressende Fledermäuse sind Schlüsselarten in regenerativen Prozessen tropischer Ökosysteme, da sie die wichtigsten Samenausbreiter eines Großteils tropischer Pflanzen darstellen.

Quartiere, die Schutz während des Tages bieten, sind für Fledermäuse essentiell und in tropischen Waldgebieten finden sich solche „Tagesquartiere“ hauptsächlich in alten, hohlen Bäumen. Diese Quartierbäume fehlen aber in entwaldeten Gebieten, was dazu führt, dass die Aufenthaltswahrscheinlichkeit von Fledermäusen und somit auch der Sameneintrag in diesen Gebieten sinkt.

Methodischer Ansatz

Um die natürliche Regeneration der ursprünglichen Vegetation in Gang zu setzen und zu beschleunigen, muss der Sameneintrag auf entwaldeten Flächen erhöht werden. Dazu werden künstliche Quartiere für samenausbreitende Fledermäuse auf entwaldeten Flächen aufgestellt. Diese Quartiere sind 2 m hohe und 60 cm breite Kästen, die von fruchtfressenden und somit samenausbreitenden Fledermäusen dauerhaft besiedelt werden sollen.

Die Idee ist, dass die Tiere während der Nahrungssuche Pflanzensamen in Früchten und im Kot in das Gebiet um das Quartier transportieren. Die Fledermäuse fressen besonders Früchte von Pionierpflanzen, also solchen Arten, die an ein Wachstum in offenen Habitaten angepasst sind und die erste Stufe der natürlichen Waldsukzession bilden.

Pionierpflanzen wachsen schnell, sind auf offenen Flächen konkurrenzstark und können den Keimlingen anderer Baumarten günstigere Keimungsbedingungen bieten. Außerdem lockt eine buschige Vegetation aus Pionierarten weitere samenausbreitende Tiere, wie Vögel an. Somit könnten Fledermäuse dazu beitragen, den Sameneintrag in entwaldeten Gebieten zu erhöhen und die natürliche Waldregeneration zu fördern.

Bisherige Arbeiten und Ergebnisse

Seit dem Jahr 2000 wurden im Rahmen eines Projektes der Universität Erlangen-Nürnberg in einer Mosaiklandschaft aus Waldresten und Agrarland im atlantischen Tiefland Costa Ricas künstliche Fledermausquartiere aufgestellt, die regelmäßig auf die Besiedlung durch Fledermäuse kontrolliert wurden.

Viele Quartiere wurden schnell von Fledermäusen besiedelt und bisher konnten 10 Fledermausarten festgestellt werden, die die künstlichen Quartiere dauerhaft nutzen. Von diesen Arten waren fünf samenausbreitende und pflanzenbestäubende Fledermausarten.

Auch konnte gezeigt werden, dass der Sameneintrag um künstliche Quartiere höher war, als auf Vergleichsflächen ohne Quartiere. Insgesamt brachten Fledermäuse 69 verschiedene Samentypen zu den Quartieren auf gerodeten Flächen, wovon die Mehrzahl Samen von Pionierpflanzenarten waren.

Aktuelles Projekt

In einem neuen Projekt soll getestet werden, ob diese Methode der „Fledermaus unterstützen Wiederbewaldung“ gewinnbringend bei der Regeneration des Waldes im Nationalpark Patuca in Honduras eingesetzt werden kann.

Bislang wurden künstliche Fledermausquartiere nur in begrenztem Umfang in Costa Rica experimentell untersucht, aber ein langfristiger Einsatz zur Wiederbewaldung in neotropischen Waldgebieten mit unterschiedlichen Voraussetzungen wurde noch nicht versucht.

Im Nationalpark Patuca sollen nun künstliche Fledermausquartiere aufgestellt werden, um die Methode im praktischen Einsatz für Wiederbewaldungsprojekte in den Tropen zu testen und die Akzeptanz der Methode in der Bevölkerung zu untersuchen.

Dieses Projekt wird unterstützt und finanziert durch das Naturefund Wald Netzwerk.

Mehr Informationen über das Naturefund Wald Netzwerk finden Sie unter: Naturefund Wald Netzwerk

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