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4. Blog: Barfuß im Dschungel

Am 4. und 5. Tag ihrer Madagaskar Reise, geht es für Katja Wiese in den Regenwald. Bei einem Treffen mit Tsiry und seinen Mitgliedern stellt sie den dynamischen Agroforst vor und danach geht es raus ins Gelände.

4. und 5. Tag – Vorstellung der Methode

Am Samstag Vormittag haben wir ein Treffen mit Tsiry und seinen Mitgliedern. Von den knapp 400 Mitgliedern sind etwa 50 anwesend. Es ist die Zeit der Vanilleernte und viele sind im Feld. Macht nichts, das, was wir vorstellen werden, wird sich bestimmt von Mund zu Mund verbreiten. Die Methode dynamischer Agroforst haben wir im vergangenen Jahr mit sechs Pilotbauern getestet. Sie funktioniert auch hier. Die Flächen entwickeln sich gut, die Ernte ist hoch. Auch wenn für viele das Pflanzen von Bäumen wie Kakao, Nelken oder Kaffee ungewohnt ist, schließlich muss man vier Jahre auf die erste Ernte warten, gibt es mittlerweile ein gut sichtbares Argument für die neue Methode: Bananen. Normalerweise trägt eine Banane nach einem oder anderthalb Jahren Früchte. Nicht so die Bananen in den Pilotflächen – sie tragen nach acht Wochen die ersten Früchte! Wir haben seitdem viele Anfragen.

Wir erzählen davon, dass wir diesmal 50 Familien von Tsiry unterstützen wollen, davon, wie viel Geld das Deutsche Ministerium (BMZ) dafür zur Verfügung stellt und wie viel Naturefund. Auch Tsiry muss seinen finanziellen Beitrag leisten, so sind sie kein reiner Empfänger, sondern Partner. Wir erzählen von den geplanten Schritten, dass jeder Teilnehmer bereit sein sollte, korrekt und engagiert mitzumachen und davon, dass wir eine Ausbildung in dynamischen Agroforst beginnen wollen. Schließlich fragen wir, was sie davon halten und ob sie mitmachen wollen. Etwa 50 Hände werden erhoben - alle wollen mitmachen. Ein guter Anfang.

Klare Regeln zur Nutzung des Tieflandregenwalds

Am Nachmittag brechen wir auf in den Dschungel von Makirovana. Es sind die letzten Reste von Tieflandregenwald in der Region. 2009 gelang es MBG (Missouri Botanical Garden) in Zusammenarbeit mit den angrenzenden Gemeinden davon gut 4.000 ha zum Schutzgebiet zu erklären, Kategorie 6 nach den IUCN-Kriterien. Der Wald wird immer noch genutzt, doch die Gemeinden haben klare Regeln zur Nutzung vereinbart und ein Komitee wacht darüber, dass diese eingehalten werden. So dürfen z. B. Zu aller erst nur tote Bäume gefällt werden. Wenn jemand ein Haus bauen will und dafür Holz braucht, auch frisches, muss er zuerst das Komitee fragen. Das entscheidet, ob, wo und wie viel Holz geschlagen werden darf. MBG finanziert 10 Ranger, die regelmäßig den Wald durchstreifen. Wenn sie jemand finden, der ohne Erlaubnis Holz schlägt, melden sie ihn dem Komitee und dieses verhängt die Strafe, die von einem Euro bis 200 reicht.

Barfuß und glücklich im Dschungel

Wir gehen erst durch Reisfelder und entlang abgeholzter, karger Hügel immer weiter hinauf zum Makirovana Gebirge, der Wald wird langsam dichter. Irgendwann geht der Weg durch einem schmalen Bach. Meine Schuhe sind neu, ich bin mir unsicher, ob wasserfest, und wir haben noch gut drei Stunden Wanderung vor uns. Die anderen wandern auch in Badelatschen oder gehen barfuß. Kurzentschlossen ziehe ich die Schuhe aus und mache es ihnen nach. Gut einen Kilometer geht es durch den Bach über Kies und Steine. Mein Herz schlägt schnell, aber alles geht gut. Barfuß im Dschungel.

Wir gehen noch etwa drei Stunden durch dichten Wald, überall sieht man die Spuren von Holzeinschlag, doch dieser scheint moderat, denn der Wald ist dicht und wild, holt sich offenbar schnell den leeren Raum zurück. Als wir schließlich im Camp ankommen, zwei kleine etwa 10 m² große Flächen an einem kleinen Bach, ist mein T-Shirt durchgeweicht und ich k.o. Als ich dann nachts im Zelt liege und auf den Schatten der großen Bäume, schaue, das hellere Licht vom Himmel dahinter, ein paar Sterne durch das Geäst blinken, höre ich auf einmal aufgeregte Rufe, die für gut eine Stunde durch die Nacht hallen. Es sind Lemuren, wie ich am nächsten Morgen erfahre. Ich bin glücklich und war barfuß im Dschungel.

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