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Salzgrasland - ein einzigartiges Biotop

Die Insel Kirr besteht größtenteils aus Salzwiesen. Diese entstehen in einem gemäßigtem Klima an flachen, strömungsarmen Küsten mit Ebbe und Flut. Zwar weisen Salzwiesen extreme Lebensbedingungen auf, doch trotzdem sind sie Heimat einer vielfältigen Flora und Fauna.

Unterschiedliche Salzwiesen an Ost- und Nordsee

Salzwiesen entstehen in einem gemäßigtem Klima an flachen, strömungsarmen Küsten mit Ebbe und Flut. Kennzeichnend für das Ökosystem Salzgrünland ist, wie der Name schon sagt, der wechselnde Salzgehalt. Doch Salzwiese ist nicht gleich Salzwiese, es kann zwischen zwei Typen unterschieden werden. Primäre Salzwiesen entstehen in Anladungsbereichen auf Sand, Schlamm oder Schlickböden sowie ehemaligen Wattflächen. Die Flächen liegen unter dem durchschnittlichen Wasserstand, wodurch die Salzwiesen auf natürliche Art durch Überflutungsdynamiken mit Meerwasser entstehen. Bis zu 700-mal pro Jahr können tiefliegende Flächen dabei überflutet werden. Diese Art der Salzwiese ist insbesondere an der Nordsee vorzufinden.

Sekundäres Salzgrünland hingegen entsteht durch Beweidung auf Küstenüberflutungsmooren und ist hauptsächlich an der Ostsee vorzufinden. Der größte Anteil des Salzgrünlandes in Mecklenburg-Vorpommern ist dem sekundären zuzuordnen. So sind auch die Salzwiesen an unserem Projektstandort auf der Insel Kirr durch Beweidung entstanden. Das Salzgrünland liegt hier oberhalb des im Jahresverlaufs durchschnittlichen Wasserstandes und wird daher seltener überflutet. Nur bei windabhängigen Hochwasserereignissen tritt das Wasser über.

Salzgrasland auf der Insel Kirr

In der sonst von Küstenschutz und Melioration stark veränderten Ostsee-Küstenlandschaft stellt das Überflutungsgrasland der Insel Kirr mit seinem intakten Prielsystem eine absolute Besonderheit dar.

Die Insel wird bei Hochwasser überflutet. Anders als an der Nordseeküste, tritt das Hochwasser nur auf, wenn starker Wind oder sogar Sturm aus östlichen oder nordöstlichen Richtungen das Wasser an die Küste „drückt“. Im extremsten Fall treibt zunächst ein aus Westen kommendes Tief aus Richtung West oder Nordwest Wasser aus der Nordsee durch Skagerrak und Kattegat in das „Binnenmeer“ Ostsee. Zieht das Tief zur südlichen Ostsee und weiter bis nach Polen und dreht dann der Wind rasch auf Nord bis Nordost, dann „schwappt“ Wasser in der Ostsee wie in einer Badewanne zurück und läuft an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns auf.

Tritt ein solches Hochwasser auf, überfluten die salzhaltigen Boddenwässer die Wiesen der Insel fast vollständig. Doch durch die Priele kann das Boddenwasser größtenteils wieder abfließen. Etwas Wasser bleibt jedoch immer in vielen Tümpeln stehen oder verdunstet in sogenannten Salzpfannen oder Röten. 

Die Insel Kirr wurde seit jeher als Viehweide genutzt. Über die Jahrhunderte entstanden im Zusammenspiel von Überflutungen und dem Tritt der Weidetiere, durch den Pflanzenreste unter Luftabschluss gerieten, einzigartige Küstenüberflutungsmoore auf der Insel.

Tier- und Pflanzenvielfalt im Salzgrünland

Zwar weißen Salzwiesen extreme Lebensbedingungen auf, doch trotzdem siedeln sich in diesen eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten an. In den Salzwiesen wachsen bis zu 45 verschiedene Pflanzenarten. Zudem sind Salzwiesen ein wichtiger Lebensraum für Vögel an der Küste, sei es als Rückzugsgebiet von Watvögeln während der Flut oder als Brut- und Lebensraum für viele Arten im Sommer. Etwa 50 Vogelarten kommen im Biotop vor. Neben Vögeln bieten die Salzwiesen aber auch anderen Tieren einen Lebensraum. Genauer gesagt etwa 1.650 Arten von Krabbeltieren, seien es Käfer, Spinnen, Milben, Wespen, Schmetterlinge oder Ameisen. 250 dieser Arten gelten sogar als endemisch.

Typische Insektenarten sind unter anderem:

  • Admiral
  • Dünen-Schwarzkäfer
  • Gallrüsselkäfer
  • Rostbinde
  • Sand-Salzkäfer
  • Prächtiger Salzkäfer
  • Gammaeule
  • Gelbe Wiesenameise

Typische Vogelarten sind unter anderem:

  • Alpenstrandläufer
  • Austernfischer
  • Brandseeschwalbe
  • Feldlerche
  • Goldregenpfeifer
  • Knutt
  • Säbelschnäbler
  • Rotschenkel

Typische Pflanzenarten sind unter anderem:

  • Queller
  • Schlickgras
  • Andel
  • Löffelkraut
  • Strandaster
  • Rotschwingel
  • Strandgrasnelke
  • Milchkraut

Flächenkauf soll Ökosystem erhalten

Unser Projektpartner, das Nationalparkamt Vorpommern, setzt seine Anstrengungen fort, das Flächeneigentum an der Insel Kirr vollständig zu übernehmen und so die Rahmenbedingungen für den Erhalt des Küstenvogelbrutgebietes zu setzen. Helfen Sie mit, den einzigartigen Lebensraum der Salzwiese auf der Insel Kirr zu erhalten! Mit einer Spende von 5 € schützen Sie 2 m² Land!

Spenden zum Kauf von Flächen auf der Insel Kirr

Quellen:

Die Salzgraswiesen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Salzwiesen – artenreiches Ökosystem

Lebensraum Salzwiese