Panoramablick über ein Tal mit naturbelassenen Wäldern sowie Kulturlandschaft
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Kulturlandschaften entscheidend für Biodiversität

Um den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten, bedarf es größerer Anstrengungen als die Ausweitung von Schutzgebieten und die Schaffung von Anreizen zur Wiederaufforstung. Die Maßnahmen müssten auch Flächen betreffen, die außerhalb von Schutzgebieten liegen.

Zu dem Schluss kommt eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Communications unter der Leitung des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) veröffentlicht wurde. Die Studie zeigt, dass es selbst in Szenarien mit starker Flächenkonkurrenz möglich ist, Landschaften biodiversitätsfreundlicher zu gestalten. Dabei zeigen die Ergebnisse, dass es auf die räumliche Verteilung von Ackerflächen ankomme. Demnach müssten gezielte Anreize für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Kulturlandschaften erreicht werden, die sowohl wichtige Ökosystemleistungen fördern als auch den Erhalt der biologischen Vielfalt in Schutzgebieten unterstützen.

Ohne biologische Vielfalt keine Umweltleistungen

Ökosystemleistungen werden von der Natur ganz selbstverständlich bereitgestellt und vom Menschen tagtäglich genutzt. Sie schaffen die Basis für grundlegende Entwicklung und Wohlstand, wie beispielsweise den Zugang zu Wasser und Nahrung. Weitere regulierende und unterstützende Leistungen sind beispielsweise die Reinigung von Luft und Wasser, die Klimaregulierung durch die Bindung von Treibhausgasen bzw. der Erosionsschutz sowie die Bodenfruchtbarkeit und nicht zuletzt die Bestäubung durch Insekten. Die Biodiversität gilt als Grundstein für diese Umweltleistungen.

Interaktion von Wirtschaft mit Natur

Die internationale Gemeinschaft hat sich auf der UN-Biodiversitätskonferenz in Montreal darauf geeinigt, dass 30 % der Landfläche bis 2030 unter Schutz gestellt werden soll. Auf den anderen 70 % der Landfläche interagieren hauptsächlich Wirtschaft und Natur miteinander. Aber auch dort, außerhalb der Schutzgebiete, befinden sich Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Bis zu 20 % dieser intensiv genutzten Flächen soll deshalb dauerhaft als Lebensraum für die Artenvielfalt erhalten werden, um eine Art ökologischer Reserve zu schaffen und um Schutzgebiete miteinander zu verbinden. Das können extensiv genutzte Grünflächen, aber auch Heckenlandschaften am Rand von Ackerflächen sein.

Die Studie zeigt, dass der Erhalt von Lebensräumen in Agrarlandschaften auf globaler Ebene prinzipiell möglich wäre, selbst in Szenarien mit starker Konkurrenz durch Ackerflächen oder der Ausweitung von Schutzgebieten.

Kluge Verteilung bewirtschafteter und unbewirtschafteter Flächen

Für den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Einhaltung ambitionierter Klimaziele kommt es laut der Studie auf die räumliche Verteilung von Flächen unterschiedlicher Nutzung an. Synergieeffekte zwischen verschiedenen Klima- und Naturschutzzielen spielen hier eine wichtige Rolle. Maßnahmen, die die Kohlenstoffaufnahme z. B. durch Wiederaufforstung fördern, führten in der Studie beispielsweise auch zu einer globalen Reduzierung der Bodenerosion um 75 % im Vergleich zu einem Szenario ohne Klimaschutzmaßnahmen. Hierzu wurde ein neuer Modellierungsansatz genutzt. Für vier verschiedene Zukunftsszenarien wurden globale Landnutzungsprojektionen runtergerechnet. Die Forschenden konnten so abschätzen, inwieweit sich Landnutzungsveränderungen auf Veränderungen bei der Bestäubungsleistung, der Landschaftsstruktur und auf Erosionsprozesse auswirken. 

Die Studie zeigt, dass es möglich ist, Landschaften vielfältiger zu gestalten und dass dies nicht zu Zielkonflikten mit der Ausweisung von Schutzgebieten oder dem Klimaschutz führt.

Landwirte können beispielsweise mit der nachhaltigen Anbaumethode Dynamischer Agroforst nicht nur höhere Erträge einfahren, sondern sorgen ganz nebenbei für mehr Biodiversität. Auch privat kann diese Methode auf dem Balkon oder im eigenen Garten für mehr biologische Artenvielfalt sorgen.

Informieren Sie sich hier über den Dynamischen Agroforst

Quellen: PIKNature