Dicht bewachsene Dynamische Agroforst Parzellen erstrecken sich hinter Grasflächen auf Madagaskar
· Naturefund

Projektbesuch auf Madagaskar: Teil 1

Die Geschäftsführerin von Naturefund, Katja Wiese, befindet sich auf einer Projektreise zu drei unserer insgesamt acht Projektstandorte auf Madagaskar. Was genau sie auf der ersten Hälfte ihrer Reise erlebt hat und welche Fortschritte das Projekt macht, erzählt sie in diesem Beitrag.

Fotos

Dicht bewachsene Dynamische Agroforst Parzellen erstrecken sich hinter Grasflächen auf MadagaskarEine Ananas wächst in einer Dynamischen Agroforst Parzelle auf MadagaskarVanilleschoten wachsen in einer Dynamischen Agroforst Parzelle auf MadagaskarDicht bewachsene mehrere Jahre alte Dynamische Agroforst Parzelle auf Madagaskar

Surreal in Addis Abeba, 26.01.23

Mein Weg nach Madagaskar startete in Frankfurt mit Ethopian Airlines und einem ersten Zwischenstopp in Addis Abeba. Morgens kurz nach 6 Uhr Ortszeit landeten wir und da mein Weiterflug erst in 2 Stunden ging und der Flughafen eher klein war, nahm ich mir den Moment für einen Kaffee. Es war eines der üblichen Flughafenrestaurants, aber der Kaffee war heiß und köstlich. Aus den Lautsprechern tönte leise irgendeine psychedelische Musik. Auf einmal ging die Sonne hinter der gegenüberliegenden Fensterscheibe auf. Vor dieser Lichtkulisse beobachtete die Reisenden, die fast alle zum Terminal 2 gingen, wovon die Flüge nach Afrika starten. Alle in eine Richtung, mit langen, geschmeidigen und langsamen Schritte. Dazu die oft hoch aufragende, elegante Gestalt der Äthiopier, viele in langen, fließenden Gewänder. Übermüdet, Kaffee im Blut, die psychedelische Musik in meinem Ohr und vor dem rötlichen Licht der aufgehenden Sonne hatte dieses Bild der vielen, langsam dahinschreitenden Menschen etwas Surreales, beinahe wie ein Werbefilm.

Genug vom Paradies, 31.01.23

Auf der Reise merke ich mal wieder: Die Erde ist so schön und so reich. Sie hat so viele wunderbare Orte. Oft denke ich, je mehr wir Menschen lernen, diese Schönheit zu genießen und zu achten, um so mehr kann sich Glück und Wohlbefinden ausbreiten. Es gibt genug vom Paradies für alle. Ich bin zu Beginn meiner Reise ein paar Tage an den Stränden der Tropeninsel Nosy Be abgetaucht. Das hilft ein wenig, den Kulturwandel von Europa nach Madagaskar, von Winter in die Tropen abzufedern. Nach vier Tagen mit Meeresrauschen und Sonne werde ich unruhig. Paradiese sättigen auch, füllen die inneren Speicher. Heute Nachmittag geht es los auf dem Weg zu unserem Projekt in Makirovana im Nordosten der großen Insel und ich freue mich.

Dynamischer Agrofrost in Makirovana und Sambava

Wohlfühlen mit DAF in Makirovana, 03.02.23

DAF  führt zu gesunden, vor Kraft und Gesundheit strotzenden Pflanzensystemen. Den Pflanzen geht es gut und ich als Mensch fühle mich in diesem System wohl. Nur so kann ich mir erklären, dass die Mitglieder aus der Naturefund-“Solawi“ im Sommer gerne kommen, um beim Ernten mitzuhelfen. Es fühlt sich einfach gut auf dem DAF-Feld an. Oder wie der Bauer aus Bolivien es formuliert „Meinen Pflanzen geht es gut und mir geht es dann auch gut.“ Oder jetzt in Madagaskar: Wir sind zu der Parzelle von Marcial, einem Kleinbauern, gegangen, die 2015 angelegt wurde und sie strotzt vor Kraft und Gesundheit. Überall wächst und blüht es, überall gibt es etwas zu naschen. Wir sind hier einfach hängengeblieben, haben uns ins Unterholz gesetzt, der Erste machte einen Scherz und alle lachten los. Ohnehin lachen die Madagassen ständig. Entspannt im Halbschatten sitzend verspeisten wir zuerst frische Ananas, dann hat jemand Bananen geholt, ein anderer Kokosnüsse, schließlich wilde Orangen. Wir waren die ganze Zeit am Schmausen und Lachen und haben die Zeit darüber vergessen. So angenehm fühlte es sich auf diesem Wald“acker“, oder besser sieben Jahre alten Waldparadies an. Wir sind glücklich, wenn es der Vielfalt an Leben um uns herum gut geht.

Sambava – die Steigerung der Tropen, 05.02.23

Gibt es eigentlich so etwas wie noch tropischer? Also noch heißer und noch feuchter? Die Tage auf Nosy Be waren schon sehr warm, 30 Grad, 85 % Luftfeuchtigkeit. Nachts war man dankbar über ein leichtes Laken und offene Fenster. Doch Sambava toppte das irgendwie. Nicht nur war ein Laken nicht mehr angebracht, man war dankbar über den kleinen Ventilator, der die ganze Nacht seinen Kopf von rechts nach links und wieder zurückdrehte und dazwischen einen Luftzug über einen streichen ließ. Tagsüber im Auto, aber vor allem draußen in der Sonne auf dem Weg zu den DAF-Parzellen fühlte es sich wie in einer Sauna an, durch die man watete. Das Wasser rann mir förmlich über die Haut und nicht nur mir, alle um mich herum schwitzten genauso. Gut fühlte es sich nur in den DAF-Parzellen an, schattig, feucht, die Hitze fast erträglich.

Sambava liegt im Nordosten des Landes. Das Besondere: Sambava gilt als Vanille-Hochburg Madagaskars. Vier Tage lang fuhren wir täglich von der Hafenstadt Sambava im Nordosten Madgaskars nach Norden Richtung Makirovana, zu den großen Bergen, die leider zum großen Teil abgeholzt sind. Nur auf Fünf, die besonders hoch oder besonders abgelegen waren, blieb der ursprüngliche Wald erhalten. Teilweise gibt es dort sogar noch Täler mit Primärregenwald. Darum ist Naturefund hier und versucht gemeinsam mit seinem Partner Missouri Botanical Garden und mit den Menschen vor Ort diesen Restwald zu erhalten. Alleine im letzten Jahr konnten wir 180 Familien an diesem Projektstandort dabei unterstützen, auf die nachhaltige Anbaumethode umzustellen.

Während meines Besuches der verschiedenen DAF-Parzellen merkte ich: Unser Ansatz funktioniert. Nur sechs Jahre alte DAF-Parzellen lassen dich vorkommen, als würdest du in einem Wald stehen. Überall gibt es etwas zu essen: Ananas, Bananen, Mangos. Ganz anders als bei der traditionellen Bewirtschaftung, die auch heute oftmals noch gang und gäbe ist. Wald wird abgeholzt und abgebrannt, dann wird eingesät. Die Bewirtschaftung der Parzellen geht 1,2 vielleicht auch 3 Jahre gut. Doch dann geht der Boden kaputt. Mit DAF jedoch kommen wir weg vom Brandroden und hin zu einer nachhaltigen Nutzung des Landes und einer Verbesserung des Bodens – genau das, was wir mit unserem Projekt erreichen wollen.

Projekt auf Madagaskar unterstützen

Dank der Förderung der Deutschen Postcode Lotterie können wir dynamischen Agroforst auf Madagaskar weiter verbreiten und damit weiterhin aufforsten. Wir bedanken uns herzlich bei allen, die das Projekt bisher unterstützt haben.

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