Wie die Klimakrise Kinder trifft
Der Klima-Risiko-Index von UNICEF analysiert erstmals die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels auf Kinder. Dabei wird deutlich: Die globale Klimakrise stellt in ihrem Ausmaß eine noch nie dagewesene Gefahr für die Gesundheit, Ernährung, Bildung, Entwicklung, den Schutz sowie für das Überleben und die Zukunft von allen Kindern weltweit dar. So sind mehr als 99 Prozent der Kinder auf der Erde mindestens einer der im Bericht analysierten Risiken ausgesetzt. Schätzungsweise 850 Millionen Kinder und somit jedes dritte Kind weltweit, lebt in Gebieten, in denen sich mindestens vier klima- und umweltbedingten Risiken überschneiden. Eines von sieben Kindern weltweit lebt in Gebieten, die von mindestens fünf schweren Risiken betroffen sind.
Insbesondere in 33 Hoch-Risiko-Länder, beispielsweise der Zentralafrikanischen Republik, Nigeria oder Guinea, sind Kinder „extrem stark gefährdet“. So sind die Kinder in diesen Ländern mehreren klima- und umweltbedingten Gefahren und Belastungen ausgesetzt und zudem besonders verletzlich aufgrund der unzureichenden Grundversorgung in den Bereichen Wasser und Sanitär, Gesundheit und Bildung. Insgesamt umfasst dies eine Milliarde Kinder, also fast die Hälfte der 2,2 Milliarden Kinder weltweit. Diese 33 Hoch-Risiko-Länder tragen gleichzeitig mit insgesamt nur 9 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen am geringsten zu den Ursachen des Klimawandels bei. Umgekehrt verursachen die zehn Länder mit den höchsten Emissionen zusammen fast 70 Prozent der weltweiten Emissionen. Nur Indien aus dem Kreis dieser Länder wird im Index als „extrem risikoreich“ eingestuft. Deutschland liegt in der Rangliste auf Platz 142 von insgesamt 163 analysierten Ländern.
Plötzlich auftretende Ereignisse
Bereits heute leiden mehr als ein Drittel aller Kinder weltweit unter Hitzewellen. Aufgrund sich erwärmender globaler Durchschnittstemperaturen kann davon ausgegangen werden, dass diese Situation sich weiter verschlechtert. 400 Millionen Kinder und damit fast jedes sechste Kind weltweit, sind durch Wirbelstürme bedroht. Auch hier ist ein Anstieg der Zahl wahrscheinlich, da die Häufigkeit von Wirbelstürmen mit hoher Intensität zunimmt, die Niederschlagsintensität steigt und sich Wirbelsturmmuster verschieben. 330 Millionen Kindern sind derzeit Überschwemmungen durch Flüsse und 240 Millionen Überschwemmungen in Küstenregionen ausgesetzt. Auch hier ist durch das Schmelzen der Gletscher als Folge des Klimawandels und dem damit einhergehenden Anstieg des Meeresspiegels eine wachsende Anzahl an Kindern zu erwarten, die unter dieser Folge des Klimawandels leiden.
Langsamer eintretende Veränderungen
920 Millionen Kinder weltweit leiden zudem heute schon an Wasserknappheit. Auch diese lebensbedrohliche Situation wird sich in Folge des Klimawandels wahrscheinlich noch verschärfen. So verändert der Klimawandel die Häufigkeit und Schwere von Dürren sowie die Variabilität von Regenfällen. Folgen daraus sind die Zunahme von Konflikten bei der Wasserbeschaffung und die Verringerung des Grundwassers. Auch Infektionskrankheiten, beispielsweise übertragen durch Moskitos, nehmen in Folge der Veränderung des Klimas zu. Betroffen sind davon derzeit bereits etwa 600 Millionen Kinder, also mehr als jedes vierte Kind weltweit.
Umweltzerstörung und -belastung
2 Milliarden Kinder und damit fast 90 Prozent der Kinder weltweit sind derzeit einer Luftverschmutzung über dem von der WHO empfohlenen Wert von 10ug/m3 ausgesetzt. Wird die Verbrennung fossiler Brennstoffe nicht reduziert, kann davon ausgegangen werden, dass diese Zahl weiter zunimmt. Mehr als ein Drittel der Kinder weltweit sind zudem derzeit in hohem Maße einer Bleibelastung durch kontaminierte Luft sowie Verunreinigung von Wasser, Böden und Lebensmitteln ausgesetzt. Nur weitreichende Änderungen bei der Produktion, im Verbrauch und beim Recycling von bleihaltigen Produkten können dazu beitragen, dass sich diese Situation nicht noch weiter verschärft.
Maßnahmen sind dringend notwendig
Ohne Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen werden Kinder weiterhin mit am stärksten unter den Folgen des Klimawandels und Umweltbelastungen leiden, so der Bericht von UNICEF. Die Kinder benötigen im Vergleich zu Erwachsenen mehr Nahrung und Wasser pro Kilogramm des Körpergewichts, sind weniger in der Lage, extreme Wetterereignisse zu überleben und sind unter anderem anfälliger für giftige Chemikalien, Temperaturschwankungen und Krankheiten.
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