· Wiesbadener Tagblatt, Barbara Wolfart

Von Obstwiesen bis Regenwald

Katja Wiese ist Gründerin und Hauptaktive der Naturschutzorganisation Naturefund. Als Vierzehnjährige fuhr die gebürtige Hamburgerin mit einem Bauer über die Wiesen vor Husum.

2003 - Gründungsdatum

Ihr Begleiter erzählte ihr, dass diese Wiesen früher allesamt Sumpfgebiete gewesen seien, die dann aber von den Bauern trockengelegt worden seien. Damals, so erinnert sie sich, nahm sie sich vor, später solches Land aufzukaufen, um die Natur zu schützen. 2003 hat sie ihr altes Vorhaben Wirklichkeit werden lassen und Naturefund gegründet. Zunächst studierte sie Politik und Wirtschaft und sammelte ihre ersten Erfahrungen bei der Arbeit für den World Wildlife Fund (WWF). Außerdem arbeitete sie lange Jahre für Unternehmen im Marketingbereich, bis sie dann vor vier Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit wagte.

Nähe zum Kunden

"Andere Umweltschutzverbände kaufen zwar auch Land, tun dies aber nicht so explizit wie Naturefund," erklärt Wiese. Bei Naturefund kann man sich in ganz besonders einfacher Weise für die Natur einsetzen. Die Spender sehen genau, was mit ihrem Geld passiert. "Allzu oft gibt es zwischen Naturschutzprojekten und der Öffentlichkeit eine große Lücke", weiß Wiese zu berichten. Das war mit ein Grund für sie, Naturefund ins Leben zu rufen. Sie benutzt das Internet dazu, diese oft beklagte Lücke zu schließen. Hier können Spender beispielsweise das erkaufte Stückchen Land virtuell 'überfliegen'.

Schon 5 Gebiete!

Damit hat Naturefund Erfolg. Mittlerweile sind fünf Gebiete aufgekauft, darunter Wälder und Feuchtwiesen, die somit vor umweltschädlichen menschlichen Zugriffen geschützt sind. Das geschieht immer in Zusammenarbeit mit anderen Umweltschutzorganisationen. Nach einem erfolgreichen Kauf wird das Gebiet diesen Organisationen zur Pflege überlassen. Sollte das Land jemals wieder verkauft werden, bekommt Naturefund das Geld zurück. Die Zusammenarbeit mit den anderen Umweltverbänden sei unterschiedlich, sagt Wiese. Manches funktioniere sehr gut, anderes gar nicht. Als sehr konstruktiv und ergebnisorientiert empfindet sie die Arbeit mit Unternehmen, die sich für die Natur engagieren wollen.

260 Mitglieder und 1.200 Paten

Die Projekte werden von mittlerweile 260 Mitgliedern und 1.200 Paten getragen. Monatlich besuchen etwa 30.000 Besucher die eigene Website. Es gibt ein ganzes Netzwerk von freiwilligen Helfern, die Wiese in ihrer Arbeit unterstützen. Sie selbst arbeitet nebenbei weiterhin als Beraterin im Bereich Marketing, um sich ihr tägliches Brot zu verdienen. "Es ist viel in Bewegung", freut sich die 40-jährige, eine ruhige Person mit leuchtenden Augen. Den Anfang von Naturefund beschreibt sie jedoch als "ein wenig schwierig", als eine Woche, nachdem sie online gegangen war, gar nichts geschah. Der Durchbruch gelang ihr durch einen Artikel in der Zeitung.

Streuobstwiese in der Nähe von Frankfurt

Aktuell ist Naturefund unweit von Frankfurt engagiert, wo eine Streuobstwiese in Harheim gekauft werden soll. "Dieses botanisch abwechslungsreiche Gebiet in einer Flussbiegung der Nidda träumt noch so vor sich hin", erzählt Wiese. Hier ist auch die 'Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz' involviert, da dort zwei Paare des seltenen Steinkauzes brüten. Insgesamt gibt es vom Steinkauz in Deutschland nämlich nur noch etwa 7.000 Paare und davon sehr viele rund um Frankfurt. Es werden noch 400 Menschen gesucht, die jeweils 30 Euro für den Kauf des Gebiets spenden. Außerdem hat Naturefund ein Aufforstungsprojekt im Regenwald von Honduras, eventuelle Projekte in Namibia und Osteuropa sind geplant. Gerade hat die Organisation ihren zweiten Fernsehwerbespot realisiert. "Das Potenzial ist groß", sagt Wiese begeistert. Sie wünscht sich einen Sponsor für ein eigenes Büro. Das befindet sich bis jetzt in ihrer Wiesbadener Privatwohnung. Direkt zum aktuellen Landkauf-Projekt

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