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Tierwohllabel auf dem Prüfstand

Wer beim Kauf von Fleisch und anderen Tierprodukten bewusst auf eine artgerechte und ökologische nachhaltige Produktion achten will, steht oftmals vor einer Vielzahl verschiedener Gütesiegel und Begriffen wie „tiergerecht“, „Tierwohl“ und „Weidemilch“. Da diese Bezeichnungen jedoch nicht geschützt sind, werden sie häufig als Marketingmittel verwendet und haben nichts mit der tatsächlichen Tierhaltung gemeinsam. 

Tierwohllabel des Bundesministeriums

Um diese Problematik zu umgehen, will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft  im Jahr 2020 ein allgemeines Tierwohllabel einführen. Dies soll dem Verbraucher dabei helfen, sich bewusster für Waren zu entscheiden, bei denen sich die Stallbetreiber für mehr Tierwohl einsetzen.
Ob dieses Siegel tatsächlich für mehr Übersicht sorgt ist jedoch fraglich. Zum einen, da die Kennzeichnung auf freiwilliger Basis stattfindet, zum anderen, da die Kennzeichnung „Mehr Tierwohl“ trügerisch sein kann. Die Standards, die das Bundesministerium zu Grunde legt, sind unzureichend, da sie nur geringfügig über den gesetzlichen Mindestanforderung liegen. 
Außerdem soll das staatliche Label zunächst nur auf Schweinefleischprodukte beschränkt werden. 

Initiative Tierwohl

Ein weiterer Versuch, Fleischprodukte zu kategorisieren, ist das branchenübergreifende Bündnis von Verbänden und Unternehmen der Land- und Fleischwirtschaft, die „Initiative Tierwohl“. Die teilnehmenden Betriebe erhalten als Ausgleich für ihre Mehrkosten für mehr Tierwohlmaßnahmen so genannte „Tierwohlentgelte“. Über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus erhalten Mastschweine und Geflügel zusätzlichen Platz und organisches Beschäftigungsmaterial. Jedoch ist Fleisch, das mit dem Logo der Initiative gekennzeichnet ist, nicht automatisch aus einem Betrieb, der sich der Initiative angeschlossen hat. Lediglich bei unverarbeitetem Geflügelfleisch wird garantiert, dass das Produkt tatsächlich von einem teilnehmenden Betrieb stammt. 

Lebensmittelmärkte ergreifen Initiative

Einen ersten Schritt raus aus diesem Etikettendschungel haben die Supermarktketten Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto Marken-Discount, Penny und Rewe gemacht, indem sie sich auf ein einheitliches Siegel für ihre Produkte geeinigt haben. Hierbei werden die Haltungsformen in vier Kategorien eingeteilt von Stallhaltung, die den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht, bis Premium. Allerdings werden für die Kategorisierung ausschließlich formale Haltungsbedingung einbezogen, die nicht automatisch auch das Tierwohl berücksichtigen. 

Tierwohl und Ökologische Erzeugung

Neben den Siegeln, die sich hauptsächlich auf die Haltungsbedingungen und das Tierwohl beschränken, kennzeichnen weitere Siegel, die Erfüllung der ökologischen Standards. Hierbei lässt sich wieder abstufen, zwischen den Mindestanforderungen der EG-Öko-Verordnung und höheren Ökostandards der deutschen Anbauverbände. 

Übersicht der wichtigsten Siegel

Um eine absolut sichere und transparente Kennzeichnung zu gewährleisten, die sowohl den Tierschutz als auch die ökologischen Standards berücksichtigt, benötigt man eine staatlich regulierte und verpflichtende Kategorisierung. Diese lässt jedoch auf sich warten. Wer trotzdem nicht auf den Fleischkonsum verzichten will sollte auf diese Siegel achten, oder sich direkt beim regionalen Erzeuger informieren. 

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