Gerade gefertigte graue Pflanzenkohle
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Terra Preta – eine extrem fruchtbare Erde

Menschen im Amazonasgebiet entwickelten vor rund 7.000 Jahren ein Verfahren zur Herstellung von Terra Preta. Die schwarze Erde, welche extrem fruchtbar ist und Kohlenstoff bindet, gewinnt täglich neue Anhänger – außer in der Agrarindustrie.

Die Idee von Terra Preta

Bei Terra Preta wird auf nachhaltige Weise eine extrem fruchtbare Erde produziert, die die Erosion der Böden bremst und außerdem dabei helfen kann, dem Klimawandel zu begegnen. Dafür wird Holz, beispielsweise in einem Kiln mittels Pyrolyse zu Pflanzenkohle verarbeitet. Verwendet man die Pflanzenkohle als Zugabe im Boden, können große Mengen an Kohlenstoff jahrtausendelang im Boden gespeichert werden und zudem die Bodenfruchtbarkeit und die Erhöhung des Dauerhumusgehalts nachhaltig verbessert werden.

Der Erfolg von Pflanzenkohle

In jedem Kilogramm Kohlenstoff, welches eine Pflanze während ihrer Lebenszeit bildet, stecken rund 3,6 Kilogramm Kohlendioxid. Dieses Kohlendioxid hat die Pflanze sich zum Wachsen aus der Atmosphäre geholt. Bei einer normalen Verbrennung oder Verrottung der Pflanze würde das Treibhausgas wieder komplett freigesetzt werden. Nicht so aber bei der Herstellung von Terra Preta. Denn bei der Pyrolyse von Pflanzen bleibt ein großer Teil des Kohlenstoffs erhalten – rund 30 Prozent. Bedeutet: Die Pflanzen entlassen nach ihrem Tod ein Drittel weniger Kohlendioxid in die Luft, als sie ihr entzogen haben – und das dauerhaft.

Zur Verbesserung des Bodens und der Herstellung einer dauerhumusreichen Erde muss die Kohle aktiviert werden, beispielsweise indem sie mit Wasser, Kuhmist und Kompost imprägniert wird. Der Vorteil des Einsatzes von Pflanzenkohle im Boden: Ein humusreicher Boden kann Nährstoffe und Wasser sehr viel besser speichern als ein humusarmer. Im Amazonasgebiet hat Terra Preta beispielsweise einen Humusgehalt von mehr als 15 Prozent. Im Vergleich: Normales Ackerland bei uns in Deutschland hat einen Humusgehalt von ein bis vier Prozent.

Das Problem des großflächigen Einsatzes von Pflanzenkohle

Für die Landwirtschaft im industriellen Maßstab ist es momentan noch zu aufwendig, Pflanzenkohle in großen Mengen zu produzieren. Sie für rund 600 Euro pro Tonne zu kaufen ist zudem für viele Landwirte zu teuer. Ein Systemwechsel scheint daher sinnvoll. Doch aus dem Umweltbundesamt wurden Stimmen laut, ein Systemwechsel sei von der Politik gar nicht gewollt. Denn der Bauernverband sowie die Lobbyisten der Agrarindustrie drängen darauf, mineralische Dünger und Pestizide zu verkaufen. Terra Preta würde dabei das Geschäftsmodell stören. 

Dabei wäre die Verbesserung unserer Ackerböden, beispielsweise durch die flächendeckende Verwendung von Pflanzenkohle, dringend erforderlich. Der Bodenatlas der Heinrich-Böll-Stiftung hat beispielsweise gezeigt, dass unsere Böden gefährdet. Durch eine falsche Nutzung gehen jährlich rund 24 Milliarden Tonnen fruchtbaren Bodens verloren. Täglich verlieren in Deutschland 77 Hektar Boden ganz oder teilweise ihre Funktion. Und das, obwohl der Boden unter anderem essenziell ist für unsere Lebensmittelproduktion und die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden Nahrungsmitteln. Daneben dient gesunder, humusreicher Boden als wichtige CO2-Senke im Kampf gegen den Klimawandel.

Der Umgang mit Böden geht dabei auch anders: In Ghana, Australien, Japan, China, Südkorea, Neapel, Skandinavien und im Wallis wird Pflanzenkohle als Bodenbeigabe bereits verwendet. 

Eine Übersicht über das Thema Pflanzenkohle erhalten Sie hier!

Quelle:

Tagesspiegel; Bodenatlas 

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