· Naturefund Pressemitteilung

Leere Meere

Gut zwei Drittel der Erde sind von Meeren bedecken. Die Ozeane scheinen unendlich und unerschöpflich. Doch Gier und fatale Ausrichtung an rein wirtschaftlichen Interessen führt dazu, dass selbst dieser Lebensraum restlos ausgebeutet wird.

Ausbeutung nicht nur auf dem Land

Immer öfter dringen Nachrichten über die Zustände unter der Oberfläche der Weltmeere in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Wird es gelingen, die rücksichtslose Ausbeutung der Meere rechtzeitig zu stoppen? Das Atlantis Natur- und Umwelt-Filmfest hat dieses Jahr das Thema Meer zum Schwerpunkt gewählt und zeigt in eindrucksvollen Bildern erschütternde Fakten aber auch Lösungswege auf.

Große Fischtrawler grasen die Meere sieben Mal im Jahr ab. Vielen von ihnen mit Schleppnetzen, die alles Leben auf dem Meeresboden zerstören. Es dauert Jahrzehnte, bis sich das natürliche Gleichgewicht wieder hergestellt hat. Die Zeit zur Heilung wird dem Meer jedoch oft nicht gegeben. Mitunter sind es nur wenige Monate, bis wieder ein Schleppnetz über den zerstörten Meeresboden fährt. Wenn Nahrungsquellen und Kinderstuben für vielen Fischarten zerstört werden, wo sollen dann die Millionen Tonnen von Fisch wachsen, die jährlich vom Menschen verzehrt werden?

Was sich noch im Meer befindet, wird mit hochmodernen Fischerbooten gefangen. Die Technik ist heute so gut, dass kein Fisch mehr entkommen kann. Das Größte Schleppnetz der Welt könnte 13 Boeing 747 aufnehmen. Alle Fischerleinen der Welt könnten 550 mal um die Erde gespannt werden. Mit bitteren Konsequenzen.

Markantes Beispiel ist der Blauflossen-Thunfisch, ein beliebter Gourmetfisch. In seinem Film 'Die unbequeme Wahrheit über unsere Ozeane' zeigt Rupert Murray dass ein einziges Fischerboot schon zwei Container mit insgesamt 56 Tonnen Blauflossen-Thunfisch nach Taiwan einfuhr. Das ist mehr als Taiwan am Ende des Jahres offiziell als Gesamteinfuhr meldete.

In Luxemburg entscheiden die Fischereiminister aus Europa über die Fangquoten für den Blauflossen-Thunfisch. Die Wissenschaft empfiehlt dringend, den Fang von Blauflossen-Thunfisch auf 15.000 Tonnen zu beschränken, um den Kollaps der Population zu vermeiden. Ein Reduktion des Fangs auf 10.000 Tonnen wäre notwendig, um die Population zu stärken. Am Ende stimmten die Minister für den Fang von 29.900 Tonnen.

Dabei wissen alle, dass die tatsächlichen Fangquoten wesentlich höher liegen, wie das Fischerboot aus Taiwan zeigt. Schätzungen gehen von etwa 60.000 Tonnen Blauflossen-Thunfisch aus, die derzeit jährlich gefangen werden. Das ist ein Drittel der gesamten Population. Nicht nur der Blauflossen-Thunfisch ist vom Aussterben bedroht, auch andere Fischarten stehen kurz vor dem Kollaps. Der weltweite Großfischfang ist in den letzten Jahren um 90% zurückgegangen.

Für eine Milliarde Menschen ist Fisch eine wichtige Proteinquelle. Wie wird die Zukunft für sie aussehen bei leeren Meeren?

Eine Lösung sehen viele Menschen in der Aquakultur, doch auch hier gibt es Probleme: Viele Fische in Aquakulturen werden mit wilden Sardellen gefüttert. 5 Kg Sardellen erzeugen 1 Kilo Lachs. Also lieber Sardellen statt Lachs essen oder ganz auf Fisch verzichten?

Es gibt andere Lösungswege, die Naturefund derzeit noch auf der Landoberfläche umsetzt, doch eines Tages vielleicht auch in den Ozeanen. Statt leere Meere zu schaffen und den Zusammenbruch der Fischbestände unbeirrt voranzutreiben, ist ein Netzwerk aus Marinen Reservaten notwendig, also Leerräume in den Meeren, in denen der Mensch weder fischen noch eingreifen darf, und die einzig der Marinen Artenvielfalt vorbehalten sind.

Wo immer so ein Meeresschutzgebiet geschaffen wurde, kam es zu einer unglaublichen Wiederbesiedelung durch Meeresbewohner. Im Jahr 1995 wurden vier Meeresschutzgebiete in der Karibik eingerichtet. Nur sieben Jahren später gab es fünfmal mehr Fische in der Region als zu Beginn des Schutzes.

Heute ist knapp ein Prozent der Weltmeere als Reservat ausgewiesen. Meeresforscher- und Forscherinnen fordern jedoch ein Netzwerk aus Marinen Reservaten, das 20-30% der Meeresfläche abdeckt. Der Schutz dieser Gebiete würde schätzungsweise 12 bis 14 Milliarden Dollar jährlich kosten, jedoch die Fischbestände stabilisieren und Tausende von neuen Arbeitsplätzen schaffen. Im Vergleich dazu werden heute 15 bis 30 Milliarden Dollar für die Subvention der Fischerei ausgegeben und damit die Überfischung gefördert.

Das Atlantis Natur- und Umwelt-Filmfest läuft vom 24. September bis 1. Oktober 2010 in der Caligari Filmbühne in Wiesbaden. Vier Filme zeigen in eindrucksvollen Bildern das Meer aus unterschiedlicher Perspektive. Daneben gibt es spannende Umweltthriller zu aktuellen Themen wie Atomenergie, Elektromobilität oder Gentechnik, international prämierte Dokumentationen wie 'Plastic Planet' und spektakuläre Tierfilme. Hier finden Sie die Programmübersicht der Festivalwoche:

Atlantis-Programm: www.naturefund.de/atlantis

Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden
Schillerplatz 1-2, 65185 Wiesbaden
Atlantis-Festivalbüro bis Oktober 2010

Zu den Pressefotos: www.naturefund.de/pressefotos

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