· Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

Klimawandel könnte indischen Monsun aus dem Gleichgewicht bringen

Der indische Monsun könnte sich durch den Klimawandel stärker ändern als bisher gedacht – mit weit reichenden möglichen Folgen für Millionen Bauern und die landwirtschaftliche Produktivität des Landes.

Stärkere Schwankungen des indischen Monsuns

Computer-Simulationen der neuesten Generation von 20 Klima-Modellen zeigen jetzt übereinstimmend, dass die täglichen Schwankungen des indischen Monsuns sich wahrscheinlich verstärken. Das ist Ergebnis einer von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung veröffentlichten Studie. „Verstärkte Variabilität – das klingt erstmal technisch, hat aber ernste Folgen für jene Menschen, die zusätzliche Verluste einfach nicht verkraften können“, sagt Anders Levermann, einer der Autoren der Studie und Ko-Leiter des Forschungsbereichs Nachhaltige Lösungsstrategien des PIK. „Dass all diese verschiedenen Modelle hier übereinstimmen, macht klar, dass  Anpassungsmaßnahmen nötig werden.“ Sogar wenn die mittleren Niederschläge in der Regenzeit unverändert blieben, wären die Folgen beträchtlich, erklärt Levermann. „Nur auf den Mittelwert zu schauen, ist nicht immer sinnvoll. Wenn der Regen erst als Sturzbach kommt, und danach herrscht Trockenheit, kann das fatal sein, auch wenn im Durchschnitt die Regenmenge gleich bliebe. Anpassungsmaßnahmen, wie zum Beispiel intelligente Versicherungssysteme, müssen vor allem diese verstärkten Schwankungen auffangen.“

Reduktion der CO2-Emissionen notwendig

Die stärkste Veränderung würde den Projektionen zufolge eintreten, wenn wir weiter unvermindert Treibhausgase ausstoßen – die täglichen Schwankungen würden laut der Studie dann um 13 bis 50 Prozent zunehmen. Bei Einhaltung der von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannten Begrenzung der globalen Erwärmung auf weniger als zwei Grad wäre die Veränderung mit 8 bis 24 Prozent wesentlich geringer. „Die Anpassung kann also nicht die Reduktion der CO2-Emissionen ersetzen“, so Levermann, „Sie ist eine notwendige Ergänzung, die umso stärker sein muss, je mehr wir emittieren.“ Die Forscher haben sich auf die zehn Modelle konzentriert, die den Monsun am realistischsten abbilden. Das ist ein konservativer Ansatz, weil diese zehn Modelle generell geringere Veränderungen zeigen als die übrigen zehn Modelle. „Es geht hier nicht um die einzelnen Prozentzahlen – sondern um den klaren Trend und seine klare Botschaft“, sagt Arathy Menon, Erstautorin der Studie. Die Wissenschaftler haben die neuesten Klimamodelle benutzt, die für den 5. Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC zur Verfügung gestellt wurden. Sie alle zeigen verstärkte Schwankungen der täglichen Regenfälle in Indien.

"Ein belastbarer Indikator"

Die Analyse aller zwanzig Modelle zeigt, dass die Unterschiede zwischen ihren Ergebnissen schrumpfen, wenn die Wissenschaftler sich unabhängig vom genauen zeitlichen Ablauf des Klimawandels die Veränderungen der Regenfälle pro Grad globaler Erwärmung anschauen. Das übereinstimmende Ergebnis ist, dass der indische Monsun von Tag zu Tag pro Grad Celsius globaler Erwärmung um 4 bis 12 Prozent mehr schwankt als vor der Industrialisierung. „Das ist ein belastbarer Indikator“, sagt Menon. Rund 80 Prozent der jährlichen Regenfälle in Indien finden während der Monsun-Zeit zwischen Juni und September statt. Eine Reihe von Faktoren kann hier zu Unregelmäßigkeiten führen. So kann wärmere Luft schlicht mehr Wasser halten. Hinzu kommen komplexere Phänomene wie das Abkühlen sehr hoher Schichten in der Atmosphäre, was die gegenwärtigen Muster von Drucksystemen verändert – und dadurch auch den Regen. Artikel: Menon, A., Levermann, A., Schewe, J. (2013): Enhanced future variability during India's rainy season. Geophysical Research Letters (online) [DOI: 10.1002/grl.50583] Weiter zu Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

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