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Die Privatisierung von Saatgut

Oftmals gewinnen Bauern ihr Saatgut nicht mehr aus eigenen Pflanzen, sondern beziehen dieses vom Züchter. Da einige wenige Agrarkonzerne den Saatgutmarkt dominieren, hat dies Folgen für Mensch und Umwelt.

Nur wenige Anbieter

Die Saatgutbranche ist so konzentriert wie noch nie: Die zehn größten Saatgutkonzerne bestimmen drei Viertel des kommerziellen Saatgutmarktes, die drei größten Agrarkonzerne Monsanto, DuPont und Syngenta sogar mehr als 50 Prozent. Die Folgen: Durch zahlreiche Unternehmenseinkäufe und Fusionen sowie der Anwendung zahlreicher Patente können die Konzerne sowohl das Saatangebot als auch die Preise massiv beeinflussen. Die Teilhabe an der Ressource wird immer schwieriger.

Denn durch Patente sind Pflanzensorten quasi käuflich geworden. So ist es möglich ein Patent für eine Sorte zu kaufen, was dafür sorgt, dass andere diese zwar anbauen nicht aber weiterentwickeln dürfen.

Aufgrund dessen findet man im Supermarkt oftmals nur die gleichen Obst- oder Gemüsesorten vor – Nämlich diese, die von den dominierenden Konzernen verkauft werden. Die Abhängigkeit der Bauern vom Saatgut der Konzerne entsteht dadurch, dass die Konzerne mögliche Alternativsorten aufkaufen. Ihre eigenen Sorten können sie dann teuer verkaufen, da es kaum konkurrierende Firmen gibt.

Hybrides Saatgut

Bauern haben schon immer einen Teil ihrer Ernte zurückbehalten, um daraus ihr eigenes Saatgut zu selektieren. In vielen Entwicklungsländern spielt diese traditionelle Produktion auch heute noch eine Rolle. Können die Bauern allerdings ihr Saatgut selbst weiterzüchten, gehen den Konzernen viele potenzielle Käufer durch die Lappen. Aufgrund dessen haben diese das Hybridsaatgut eingeführt.

Das Hybridsaatgut stellt gezüchtete Kreuzungen dar, die beispielsweise besonders groß sind oder eine intensive Farbe aufweisen. Das Problem des hybriden Saatgutes ist, dass es in der ersten Generation meist sehr ertragreich ist – es wird ein höherer Ertrag von 15 bis 30 % abgeworfen – in den nachfolgenden Jahren ist die Ernte jedoch ungleichmäßig oder fällt ganz aus. Hybride sind nämlich oftmals steril, das heißt sie können sich nicht fortpflanzen. Um die Erträge auf einem gleichbleibend hohen Niveau zu halten, müssen die Bauern also jedes Jahr neues Saatgut kaufen. Dies hat bereits viele Bauern, vor allem in den Entwicklungsländern, in den Ruin getrieben.

Ein Großteil der führenden Saatguthersteller produziert auch gleichzeitig Pestizide. Oftmals werden diese im Kombipaket verkauft, da die Hybriden so gezüchtet werden, dass das Saatgut nur gegen die eigenen Pestizide resistent ist und man diese deswegen zusammen anbauen muss.

Weniger Vielfalt in der Natur

Während für Landwirte das Geschäft mit dem Saatgut vor allem Abhängigkeit bedeutet, sinkt in der Natur die Artenvielfalt immens. Da das Saatgut immer stärker vereinheitlicht und eine globale Massenware wird, sterben viele Sorten, die nicht mehr gesät werden, aus. Laut Schätzungen der Welternährungsorganisation gingen im 20. Jahrhundert bereits 75 Prozent der Nutzpflanzen verloren. So gab es beispielsweise in Indien vor dem Vormarsch der Saatgutkonzerne noch circa 50.000 Reissorten. Heute sind es nur noch schätzungsweise 40.

Sollten sich die Ökosysteme wie vorhergesagt durch den Klimawandel ändern, führt dies zu neuen Problemen, denn dann werden nur die Pflanzen überleben, die sich am besten an die neuen Bedingungen anpassen können. Die Natur könnte bei vielen verschiedenen Sorten die Passendste wählen. Bei der einheitlichen Massenware geht dies nicht.

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