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Der Wolf in Deutschland

Vorletztes Jahr im Sommer war ich mit Freunden in einem Wolfspark bei Bremen. Es war ein wirklich eindrucksvolles Erlebnis. Wir haben bei einer Fütterung zusehen dürfen und zusammen mit den Wölfen geheult. Und dabei haben wir auch ein paar interessante Fakten zu dem größten Landräuber Deutschlands bekommen.

Das Mysterium Wolf

Der in Deutschland heimische Wolf ist der Grauwolf, auch Europäischer oder Eurasischer Wolf genannt. Den Namen hat er seiner Fellfärbung zu verdanken, die durch eine schwarze Schwanzspitze ergänzt wird. Seitlich des Mauls und an der Kehle hat er helle bis weißliche Partien und seine Augen sind hellbraun bis gelb. Der Grauwolf wird bis zu 1,70 m lang und erreicht eine Schulterhöhe von 80 cm. Seine Beute besteht fast ausschließlich aus Paarhufern und Aas, er kann bis zu 2 km weit riechen und doppelt so gut hören wie der Mensch.
Ein Rudel besteht aus einem Elternpaar und deren Nachwuchs, der ungefähr zwei Jahre bei den Eltern bleibt. Das Territorium eines Rudels erreicht eine Größe von rund 180 km². Und er braucht pro Tag etwa zwei bis drei kg Nahrung, um den Energiebedarf zu decken.

Wer jetzt Angst haben sollte vor dem großen bösen Wolf, dem sei versichert: Der Wolf hat deutlich mehr Angst vor uns als wir vor ihm. Er ist extrem scheu gegenüber dem Superräuber Mensch und passt seine Aktivitätszeit der unseren an. Als Opportunist jagt der Wolf in der Regel das, was am leichtesten zu erlegen ist. Und entzieht man ihm die natürliche Nahrungsgrundlage in Form von alten, kranken oder schwachen Tieren, aber eben auch Lebensraum für ihn und seine Beute, ernährt er sich von den Abfällen des Menschen – oder dessen Nutztieren.

Der Wolf und seine Vergangenheit

Einst war er der am weitesten verbreitete Landräuber Europas. Er stand nahezu unangefochten an der Spitze der Nahrungskette und war überall zu finden. Dann kam der Mensch und hat ihn verdrängt, seine Lebensräume und die seiner Beute dezimiert, Autos entwickelt und ihm wortwörtlich die Pistole an die Brust gesetzt. 1904 wurde der letzte frei lebende Wolf in Deutschland erschossen. So steht er seit Ende des 20. Jahrhunderts unter internationalem Schutz, gilt trotz der Programme, die ihn wieder ansiedeln wollen, als stark bedroht. 

Erst seit 2000 werden in Deutschland wieder nachweislich Wolfswelpen geboren, sodass wieder rund 400 Exemplare heimisch sind, größtenteils im Nordosten von Deutschland. Und trotzdem wird er immer noch illegal gejagt. Von Jägern, die Angst haben, dass er das Wild reißt, von Landwirten, die Angst um ihre Nutztiere haben, aber auch einfach völlig grundlos.

Der Wolf im Yellowstone National Park

Dabei gibt es wunderschöne Positivbeispiele, bei denen der Wolf ein ganzes Ökosystem restrukturiert hat und so anderen bedrohten Tierarten neuen Lebensraum geschaffen hat. Denn mit einem natürlichen Prädatoren verhält sich Wild nachweislich ganz anders, als wenn es größtenteils unbedroht leben kann.

Das beste Beispiel ist der Yellowstone National Park in den USA. Dort hat die zunehmende Wolfspopulation dafür gesorgt, dass der Biber sich wieder ausbreiten kann. Seit der Ansiedlung der Wölfe dort im Jahr 1995 hat sich die Biberpopulation von einer Kolonie auf ganze neun Kolonien erweitert. Aber nicht nur das, auch die Elchpopulation ist wieder unter Kontrolle. Mit dem Verschwinden des Wolfes war deren Zahl extrem angestiegen, wodurch der Platz im Park immer begrenzter wurde und junge Bäume im Winter keine Überlebenschancen hatten. Bäume, die auch der Biber im Winter dringend braucht, um zu überleben.

Die Wiederansiedlung des Wolfes hat also dazu geführt, dass die dortige Struktur sich wieder von selbst ausgeglichen hat – ein Eingriff durch die Hand des Menschen ist nicht nötig. Keine Bestandsdezimierung der Elche oder anderen Großwilds, das sich durch die Abwesenheit des Wolfes zu stark ausgebreitet hat. Ein System, das vielleicht auch in Deutschland funktionieren könnte. Wenn man es zulässt.

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