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Trotz politischer Unruhen geht das Projekt weiter

Politische Unruhen haben keine Auswirkungen

Bereits im Juni wollten wir Ihnen einen Bericht aus dem Regenwald schicken, doch da begannen die politischen Unruhen in Honduras.

Liebe Patin, lieber Pate,

da wir nicht wussten, in welche Richtung sich Honduras bewegt und wie sich die politische Veränderung auf unser Projekt im Nationalpark Patuca auswirken würde, warteten wir erst einmal ab. Immer wieder standen wir im engen Kontakt mit der Asociación Patuca.

Die gute Nachricht ist, dass es dem Team von der Asociación Patuca gut geht, ebenso den im Nationalpark lebenden Menschen. Bisher hatten die politischen Unruhen keine Auswirkungen auf das Projekt und so hat die Asociación Patuca vorsichtig und Schritt für Schritt die Aufforstungen wie auch den Aufbau der Baumschulen fortgesetzt.

Mittlerweile läuft die Zusammenarbeit zwischen Naturefund und der AP schon zweieinhalb Jahre. Dieser lange Zeitraum der Zusammenarbeit wie auch die politischen Unruhen der letzten Wochen veranlassten uns, einmal zu rekapitulieren, was wir seitdem erreichen konnten. Sechs Projektphasen lassen sich unterscheiden:

Erste Projektphase: Der Aufbau

In den ersten Phase ging es vor allem darum zu klären, wie und in welcher Form die Asociación Patuca und Naturefund im Nationalpark aufforsten wollen. Im Sommer 2007 begannen wir dann in den ersten Gemeinden, das Aufforstungsprojekt vorzustellen und für die Akzeptanz zu werben. Dabei wurde die lokale Bevölkerung für die Bedeutung der Wiederaufforstungsaktivitäten vor allem auch für ihre Wasserversorgung sensibilisiert. Noch ohne großes Gesamtkonzept wurden mehr als 10.000 Baumsamen verteilt. Parallel dazu wurden fünf Baumschulen in den Gemeinden, die im Quellgebiete des Flusses Cuyamel liegen, aufgebaut.

Zweite Projektphase:  Schulung von Hilfskräften

In der zweiten Projektphase wurden Hilfskräfte ausgebildet. Sie sollten zukünftig die Setzlinge und später die gepflanzten Jungbäume betreuen. In dieser Phase begannen wir auch die schon bestehenden Baumschulen instand zu setzen und die ersten gekeimten Jungpflanzen zu pflegen. Nach zahlreichen Gesprächen entschieden sich 31 Gemeinden im Nationalpark, bei den Wiederaufforstungsaktivitäten mitzumachen.

Dritte Projektphase: forstwissenschaftliche Untersuchung

Zwei Studenten der nationalen Schule für Forstwissenschaften in Honduras (ESNACIFOR) lebten für einige Zeit im Nationalpark und untersuchten für ihre wissenschaftliche Abschlussarbeit, welche Setzlinge sich wie am besten aufziehen lassen und auch, welche Zusammenstellung von Baumarten den natürlichen Bedingungen eines Regenwaldes am ähnlichsten sind. Die Ergebnisse dienten uns nun als Grundlage für die Aussaat wie auch Anpflanzung. Parallel dazu wurden vier neue Baumschulen in Gemeinden errichtet, die im Quellgebiet des Río Patuca liegen.

Vierte Projektphase: Pflege und Pflanzung von jungen Bäumen

Die bestehenden Baumschulen wurden gepflegt, gereinigt und vom schnell wuchernden Unkraut befreit. Nicht alle Pflanzen hatten überlebt. Einige wurden von den Treiberameisen aufgefressen, doch viele litten vor allem unter dem überdurchschnittlichen Regen der Monate Oktober bis November 2008. Doch die ersten 3.000 Jungpflanzen, die groß genug waren, wurden an dafür ausgewählte Stellen um die Wasserstellen, wie auch am Rande des Regenwaldes gepflanzt.Des Weiteren wurden fünf neue Baumschulen aufgebaut.

Fünfte Projektphase: Gesamtkonzept für die Wiederaufforstung

Die Aufforstungen laufen mit kleinen Rückschläge, wie Treiberameisen oder zu viel Wasser, gut. Bei all den Rückschlägen lernen wir auch. Die Akzeptanz bei den Menschen vor Ort ist groß, sie wollen das Wiederaufforstungprojekt von der Asociación Patuca und Naturefund. Zum einen, weil die Asociación Patuca oft die einzige Organisation ist, die sich um die weit verstreut und isoliert liegenden Dörfer kümmert. Zum anderen, weil sie mehr und mehr erkennen, wie wichtig die Bäume für ihr tägliches Leben sind. Die Bäume bieten Ihnen Nahrung, eine neue Einkommensmöglichkeit und vor allem einen Ausweg aus der zunehmenden Trockenheit und Wasserknappheit im Sommer.

Die Forstingenieurin Candy Alvarado beginnt in diesem Zeitraum auch ein umfassendes Gesamtkonzept für die Wiederaufforstung im gesamten Nationalpark zu entwickeln. Dies geschieht immer wieder in enger Abstimmung und in vielen Gesprächen mit den Gemeinden vor Ort. Deutlich wird dabei, dass das Wiederaufforstungsprojekt mit Naturefund enger mit den anderen Aktivitäten und Projekten des Nationalparkmanagements verknüpft werden soll.

So unterstützt die Schweizer Entwicklungshilfeorganisation Helvetas seit 2008 den Aufbau neuer Einkommensmöglichkeiten für die im Nationalpark lebenden Menschen. Insbesondere der Aufbau von ökologischem Kakaoanbau würde eine gute Schnittstelle bieten, um die Projekte von Naturefund und Helvetas zu verbinden. Die Kakaopflanze stammt aus Mittelamerika und wächst am besten im Schatten großer Urwaldbäume. Ein agroforstwirtschaftliches System wird entwickelt, bei dem Regenwaldbäume gemeinsam mit Kakaopflanzen rund um die Dörfer gepflanzt werden sollen.

Sechste Projektphase: Aufbau von weiteren Baumschulen 

Aktuell sind wir in dieser sechsten Projektphase. Die Entwicklung und der Aufbau der Baumschulen für die Kakaopflanzen werden vorangetrieben. Die bestehenden Baumschulen werden weiter gepflegt und betreut. Parallel dazu werden neue Verträge mit ausgebildeten Hilfskräften, sowie mit Hilfskräften ohne Ausbildung auf einer Tagelohnbasis abgeschlossen, um die vier Baumschulen in den Gemeinden Bermudas, El Venado, Matamoros und Valencia weiter auszubauen. Dabei wurden 4.300 neue Samen verschiedener Baumarten in Pflanztüten oder Keimbehältern gesetzt.

In der kommenden Pflanzperiode, vom September bis Oktober 2009, werden diese Jungpflanzen für die Wiederaufforstung in zwei Senken vom Rio Cuyamel verwendet, die besonders für die Wasserversorgung der Gemeinden Bermudas und El Venado wichtig sind.

Im Zuge unsere Besprechungen sagte die AP einmal deutlich, dass das Wiederaufforstungsprojekt mit Naturefund neben den vielen neuen Baumschulen auch einen großen Beitrag für die Entwicklung der fachlichen Kapazitäten im Nationalpark bewirkt hat, genauso wie es den Aufbau der logistischen und verwaltungstechnischen Möglichkeiten förderte, um Baumschulen im Regenwald zu errichten, zu betreuen und junge Bäume zu pflanzen.

Der Aufbau eines agroforstwirtschaftlichen Systems mit Anbau von Kakao zusammen mit der Anpflanzung von Regenwaldbäumen ist eine neue Herausforderung und zugleich eine Chance für den Nationalpark und die dort lebenden Menschen.

Herzliche Grüße
Ihr Naturefund-Team

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