Der Dynamische Agroforst ist deutlich stabiler gegenüber Starkregen und Trockenheit im Vergleich zu vielen konventionellen Anbauformen. Doch auch hier ist eine Bewässerung in den ersten zwei bis drei Jahren für das erfolgreiche Anwachsen der Pflanzen wichtig.
Diese Seite informiert Sie über verschiedene Möglichkeiten der Bewässerung und legt dabei einen besonderen Fokus auf den oft übersehenen Aspekt der Wasserverfügbarkeit. Dabei teilen wir unsere Erfahrungen und Beobachtungen aus den verschiedenen Projekten mit Dynamischen Agroforst mit, die nicht vollständig sind, aber Sie vielleicht in der Praxis unterstützten können.
Pflanzen erhalten Wasser über drei Wege:
Der Mensch kann auf alle drei Faktoren einwirken, wobei er am einfachsten die Punkte 2 + 3. beeinflussen kann, also die Speicherung von Wasser im Boden und die Verdunstung.
Die Wasserverfügbarkeit im Boden kann über die Steigerung von organischem Material im Boden erhöht werden, denn je mehr Humus und organisches Material im Boden vorhanden sind, desto besser kann er Wasser speichern. Untersuchungen zeigen, dass bei einer Steigerung von 1 % mehr Humus im Boden ein Hektar Ackerland bei einem starken Regenguss bis zu 400.000 l mehr Wasser im Boden speichern kann.
Organisches Material kann insbesondere zugeführt werden durch:
Eine Bodenbedeckung reduziert die Wasserverdunstung und damit den Wasserverlust im Boden. Überall dort, wo der Boden nicht bedeckt ist und Sonne oder Wind direkt auf ihn einwirken können, entsteht Wasserverlust. Eine Bodenbedeckung kann aus jeder Form organischem Materials (auch Mulch genannt) bestehen, wie Äste, Blätter, Stroh oder auch Pflanzen. Im Dynamischen Agroforst werden daher Pflanzen sehr dicht gesetzt. Solange das Pflanzensystem noch nicht dicht genug ist, werden die kahlen Stellen mit Mulch bedeckt. Noch ein kleiner Tipp: Je artenreicher der Mulch, desto schneller ist die Umsetzung im Boden.
Zwischen Pflanzen, ihren Wurzeln und den unzähligen Mikroorganismen im Boden besteht ein enges Zusammenwirken, das wesentlich zum Bodenaufbau beiträgt. Ohne Wurzelsysteme kann auf Dauer kein gesunder, fruchtbarer Boden entstehen. Je höher die Vielfalt und Dichte von unterschiedlichen Wurzelsystemen im Boden, umso artenreicher die Mikrobiologie im Boden und umso schneller die Umsetzung von organischem Material und der Aufbau eines gesunden, fruchtbaren Bodens, s. z. B. Lorenz Hiltner, Dr. Elaine Ingham und viele andere.
Wer nicht so lange auf den Aufbau von einem gesunden Boden mit hoher Wasserspeicherfähigkeit warten will, der kann ergänzend organisches Material in Form von Kompost, Mist oder auch Champost zuführen. Champost ist ein Nebenprodukt der Speisepilzproduktion und besteht im Allgemeinen aus Pferde- und Geflügelmist, Stroh und Kalk. Nach der Pilzernte kann man dieses Substrat relativ preiswert kaufen. Naturefund nutzt aktuell Champost für die Gemüsebeete entlang der Agroforstreihen auf seinem DAF-Versuchsacker in Wiesbaden-Erbenheim.
Empfehlenswert ist auch die Einbringung von Pflanzenkohle. Sie fördert nicht nur Mikroorganismen, sondern speichert in ihrer porösen Struktur Wasser und Nährstoffe und unterstützt den Humusaufbau. Unsere bisherigen Erfahrungen haben gezeigt: Das Einbringen von anteilig bis zu 5 % Pflanzenkohle in die ersten 30 Zentimeter Boden zeigt einen tollen Erfolg hinsichtlich Wasserverfügbarkeit und Bodenfruchtbarkeit. Die Pflanzen sind gesünder und die Artenvielfalt steigt. Nach unserer Erfahrung bringt ein Anteil von 10 % bis zu 15 % Pflanzenkohle keinen nennenswerten Vorteil. Im Gegenteil: schon ab 1–2 % Pflanzenkohle konnten wir positive Effekte der Pflanzengesundheit feststellen. Zudem ist Pflanzenkohle äußert stabil, d. h. sie wird einmal eingebracht und entfaltet dann ihre positive Wirkung über einen sehr langen Zeitraum, angeblich für die nächsten 1.000 Jahre, aber das konnten wir noch nicht überprüfen.
Jede Bepflanzung und insbesondere jeder Agroforst erhöht die Verdunstung auf einer Fläche. Das geschieht zum einen über die Pflanzen, die vornehmlich morgens und abends transpirieren, also Feuchtigkeit abgeben. Aber es entsteht auch jedes Mal, wenn feuchte Luft abkühlt, z. B. wenn warme, feuchte Luft auf einen gut bedeckten und damit oft kühleren Boden trifft oder auf ein dichtes Pflanzensystem mit vielen schattigen, kühleren Stellen. Die Feuchtigkeit in der Luft kondensiert zu Wassertröpfchen, die dann den Pflanzen und dem Boden zur Verfügung stehen. Die DAF-Prinzipien „Dichte und Schnitt“ fördern diese Wasserverfügbarkeit durch Verdunstung. Der Schnitt vor allem durch die abgeschnittene Biomasse, die anschließend hauptsächlich zu Bodenbedeckung genutzt wird.
Zwei Beispiele
Klassischer Anbau, Monokultur mit viel nacktem Boden:
| Anbau mit Dynamischen Agroforst
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Naturefund hat verschiedene mechanische Möglichkeiten der Bewässerung getestet. Im Folgenden stellen wir unsere persönlichen Erfahrungen vor. Sie sind nicht vollständig und nicht vergleichbar mit einem professionellen Test, z. B. von Pumpen. Wir werden bestimmt immer mehr Wissen dazu gewinnen, das wir hier teilen werden.
Daher geben die folgenden Informationen unseren aktuellen Wissensstand wieder und sind eher als Anregung und für den Austausch gedacht.
Unser kleines Gewächshaus steht etwas abseits von unserem Versuchsacker und die Bewässerung innen wie auch rundherum wurde letzten Sommer häufig vergessen. Wir suchten daher nach einer einfachen Bewässerung und haben uns für Blumat entschieden, ein Verfahren, das keine Elektrizität und keinen Wasseranschluss benötigt, sondern das Prinzip der Osmose genutzt. Für uns war es relativ aufwendig, die zusätzlichen Materialien, vor allem zwei Tonnen und Erhöhung der Tonnen zusammenzustellen, aber nachdem wir alles beisammen hatten, lief es. Momentan ist es allerdings noch so, dass wir alle zwei, drei Tage die zwei Wassertonnen neu auffüllen müssen. Tendenz aktuell: Könnte ein gute Lösung für kleine Flächen sein.
Bei der Recherche stießen wir auf eine automatische Bewässerung mit Solarenergie für nur 12,95 €. Noch nicht getestet. Vermutlich auch nur für kleine Flächen sinnvoll ... oder für die Befeuchtung von unserem Solawi-Gemüse im Sommer.
Die Deutsche Postcode Lotterie fördert 2023 und 2024 den Aufbau verschiedener Projekte mit Dynamischen Agroforst bundesweit. Eines der Projekt ist ein kleiner Weinberg bei Bensheim mit 12 Reihen Wein, in die im November 2023 eine Vielzahl von Bäumen, Sträuchern und Kräutern ergänzend gepflanzt wurden. Damit die vielen jungen Setzlinge auch im Sommer gedeihen, haben wir in jeder Reihe eine Tröpfchenbewässerung gelegt. Es gibt vor Ort keinen Wasseranschluss und keine Elektrizität.
Im Absprache mit dem Weinbergsbesitzer haben wir nun folgendes entwickelt: 12 Schläuche mit Tröpfchenbewässerung, Lochabstand 60 cm und Länge von jeweils ca. 50 m wurden verlegt. Der Weinbauer fährt einen IBC-Tank mit ca. 1.000 l zum Weinberg. Das Wasser wird dann mit einer Akkupumpe durch die Schläuche gepumpt. Mit der mitgebrachten Pumpe können vier Schläuche auf einmal befüllt werden und dabei gelangen ca. 300 l in weniger als 10 Min. über die Schläuche zu den Pflanzen. Tendenz aktuell: Ist etwas Aufwand – Wasser hochfahren, Akku laden, Wasser pumpen – könnte aber eine einfache Möglichkeit für die Bewässerung eines ca. 1.000 m² großen Weinbergs sein.
Diesen selbstgebauter Sprühkopf haben wir bei unserem „DAF“-Partner in Bolivien kennengelernt. Die Bauweise ist einfach und günstig. Wenn alle Materialien vorliegen, dauert der Bau etwa 5 Min. Wir haben auch einen Sprühkopf gekauft und beide verglichen. Vielleicht sind wir etwas subjektiv, aber unser selbstgebauter Sprühkopf gefällt uns besser.
Dazu wurde ein IBC-Tank mit 1.000 l aufgestellt und über Pumpen Wasser durch sechs Sprühköpfe in jeweils 2 m Höhe und mit einem Radius von jeweils ca. 3 m² gepumpt. Es hat funktioniert, war aber noch nicht optimal. Die Tests laufen noch weiter.
Folgende Pumpen haben wir getestet, von links nach rechts:
Unser aktuelles Ergebnis: Die Schmutzwasserpumpe mit Stromanschluss funktioniert gut. Die Akkupumpe ist nur geringfügig schwächer. Da wir an vielen Standorten keinen Stromanschluss haben, bietet sich dort eine Akkupumpe an. Die blaue Pumpe mit Stromanschluss ist auch gut, aber die Schmutzwasserpumpe war leistungsstärker, sodass wir mit dieser weiter getestet haben.