El Niño – ein Klimaphänomen bringt das Weltwetter durcheinander

El Niño bezeichnet das extreme Klimaphänomen, das durch das Zurückströmen warmer Wassermassen über den Pazifik in Richtung Lateinamerika entsteht. Dieses Phänomen hat sich seit den 1950er-Jahren intensiviert. Von Ostafrika bis in die Vereinigten Staaten verstärken sich die Dürren und Überschwemmungen. Wahrscheinlich spielt der Klimawandel auch hierbei eine Rolle.

Passatwinde

Ein- oder zweimal in jedem Jahrzehnt treiben starke Passatwinde warmes Wasser im Osten des indonesischen Archipels zusammen. Meist im April oder Mai. Wenn die Passatwinde abklingen, strömt das warme Wasser wieder nach Osten und erreicht Ende Dezember die südamerikanische Küste. Dort bringt es das Wetter durcheinander. Die Menschen haben dem Phänomen einen spanischen Namen gegeben: El Niño, »Das Christkind«. Wissenschaftler sprechen von ENSO, der El Niño Southern Oscillation.

Merkmale von El-Niño und La Niña

Das immer wieder unterschiedlich stark ausgeprägte Klimaphänomen macht sich zunächst durch geringeren Niederschlag in Indonesien und heftige Regenfälle in den Anden bemerkbar. Nicht erst seit gestern: Die ersten uns bekannten Beobachtungen stammen aus den Jahren 1525 und 1531, als der spanische Eroberer Pizarro in Peru sintflutartige Regenfälle in Gegenden verzeichnete, in denen gewöhnlich Wüstenklima herrschte. Die Fischer an der Küste bemerkten El Niño, weil es die Meeresströmungen veränderte und zu dramatischen Einbrüchen im Fischfang führte. Nach einem El-Niño-Jahr kann ein gegenteiliges Phänomen auftreten, das La Niña (das Mädchen) genannt wird: Dann kühlt der östliche Pazifik ab, wodurch in Indonesien starker Regen fällt, während es in Peru besonders trocken ist.

Zwischen Januar und März 1998 hat El Niño den Regen von West nach Ost verschoben
Foto: © Le Monde diplomatique

El Niño seit 15.000 Jahren

Untersuchungen des Klimas im Verlauf der Erdgeschichte haben ergeben, dass El Niño bereits seit 15.000 Jahren existiert. Auch wenn seine Intensität schwer zu beurteilen ist, meinen die Forscher, dass das Phänomen bis 5000 v. Chr. nur von geringer Bedeutung war. Danach trat es bis zum Ende des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung häufiger und stärker auf.

Gemäßigte Auswirkungen des El Niños

Die Verschärfung dieser lang bekannten, dramatischen Klimaschwankungen könnte zum plötzlichen Zusammenbruch mancher Zivilisationen beigetragen haben. Etwa im Industal um 2000 v. Chr. oder bei den Mayas im 9. Jahrhundert. Seit Beginn des zweiten Jahrtausends hat El Niño sich gemäßigter gezeigt. Es gab nur noch wenige besonders intensive Jahre, die vermutlich in den Wärmeperioden des von gesteigerter Sonnenintensität geprägten 12. und 13. Jahrhunderts aufgetreten sind.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts deutet sich wieder eine Verstärkung des Klimaphänomens an. Besonders stark war El Niño und meist auch El Niña Ende der 1950er-Jahre und dann wieder 1982/83.

Der Index der pazifischen Wetterbedingungen Foto: © Le Monde diplomatique
Foto: © Le Monde diplomatique

In diesen Jahren erlebte Indonesien bis dahin nicht gekannte Trockenperioden. Da die Wälder durch Übernutzung geschwächt waren, führte der Regenmangel zu Waldbränden – allein auf Borneo verbrannten über drei Millionen Hektar. Zeitgleich wurden Bolivien, Ecuador und die Westküste der Vereinigten Staaten von Überschwemmungen heimgesucht. Und die von ihrer üblichen Route abgelenkten Wirbelstürme tobten sich in Hawaii und Tahiti aus. El Niño von 1982/83 verursachte allein Schäden in Höhe von acht Milliarden Dollar. 

Waldschutz- und Aufforstungsprojekt in Bolivien unterstützen.

Trockenheit in Südostasien, Feuchtigkeit in Amerika
Foto: © Le Monde diplomatique

Seitdem sind weitere El Niños von ungewöhnlicher Stärke aufgetreten: 1993, 1997, 2002 und 2006. 1997/98 bewirkte El Niño eine erneute Trockenheit in Indonesien, auf den Philippinen, in Australien, aber auch im Amazonasbecken und einigen Regionen Zentral- und Lateinamerikas, verbunden mit heftigen Stürmen in Kalifornien. In Indonesien kam es zu weiteren Waldbränden. Der Qualm behinderte den internationalen Flugverkehr und führte zum Absturz eines Airbus in Sumatra. Allein in Indonesien wurden die Schäden auf vier Milliarden Dollar geschätzt.

Häufung von intensiven El Niños

Die heutige Klimaforschung vermutet, dass die Erderwärmung die Stärke und Häufigkeit des El-Niño-Phänomens beeinflusst. Ob die beobachtete Häufung von intensiven El Niños schon etwas mit dem Klimawandel zu tun hat, lässt sich aber noch nicht sagen. Die Forscher warten noch ab, ob sich die deutlichen Ausschläge über einen längeren Zeitraum zeigen.

Weltweite Auswirkungen der Klimaerwärmung

Die Folgen werden nicht nur die Pazifikstaaten spüren. In den 1990er-Jahren stellten Experten auch einen Zusammenhang zwischen El Niño und den im Folgejahr auftretenden Wetteranomalien im Indischen Ozean und an der amerikanischen Atlantikküste fest. Die Aufheizung des Klimas könnte daher auch zu starken Schwankungen des indischen Monsuns führen, zu Dürreperioden in Ostafrika, Madagaskar und Australien sowie zu Klimaschwankungen in China, Japan, den USA, Kanada, Brasilien und Argentinien.

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Autor:

Frédéric Durand ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Toulouse-Le Mirail; er ist Autor von »La Jungle, la nation et le marché. Chronique indonésienne«, Nantes (L’Atalante) 2001.

Mehr Informationen zu dem Thema:

El-Niño-Seite der National Oceanic and Atmospheric Administration

Institut für Klimafolgenforschung

Quelle:
Atlas special - Klima,
Le Monde diplomatique.

© 2007

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