Schuldzuweisungen helfen nicht weiter, das gilt auch für Umweltfragen. Um einen Paradigmenwechsel herbeizuführen, muss jeder Einzelne aktiv werden und andere zum Mitmachen bewegen.
Wir können einiges tun:
Wir können Passivhäuser fördern, die wenig Energie verbrauchen, oder sogar Plusenergiehäuser, die mehr Energie erzeugen, als ihre Bewohner verbrauchen.
Wir können Energie sparen, indem wir weniger elektrische Geräte benutzen und vermehrt erneuerbare Energien einsetzen.
Wir können im Stadtverkehr aufs Auto verzichten, indem wir Fahrgemeinschaften bilden und natürlich öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
Wir können mit dem Zug reisen statt mit dem Flugzeug.
Wir können lokale Produkte kaufen statt den berühmten Becher Erdbeerjogurt, der nach Berechnungen des Wuppertal Instituts insgesamt 8000 Kilometer mit dem LKW kreuz und quer durch Europa hinter sich hat, bevor er in Stuttgart im Supermarktregal steht.
Wir können Müll trennen und Müll vermeiden, indem wir zum Beispiel auf Produkte mit aufwendiger Verpackung verzichten.
Wir können unseren Fleischkonsum reduzieren, und zwar nicht nur unserer Gesundheit zuliebe, sondern auch im Hinblick auf die Umweltbelastung: Bei der Erzeugung von einem Kilo Kalbfleisch fallen 14 Kilo CO2.
Und schließlich können wir in kleineren Geschäften einkaufen oder durch unser Kaufverhalten das Warenangebot der Supermärkte beeinflussen, denn die großen Ketten werden auf die veränderte Nachfrage reagieren.
Solche alltäglichen Bemühungen gewinnen jedoch erst Sinn, wenn wir als Konsumenten und Staatsbürger auf die Institutionen Einfluss nehmen, welche die sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen unseres Lebens festlegen. Das sind die Gebietskörperschaften, von der Gemeinde über den Landkreis bis zum Bundesland, in denen die wirksamen und sichtbaren umweltpolitischen Entscheidungen getroffen werden – vom Naturschutz bis zur dezentralen Energieerzeugung.
Diese Instanzen können zum Beispiel die Bautätigkeit in den Städten regulieren, die öffentlichen Verkehrsmittel fördern, öffentliche Gebäude nach ökologischen Kriterien sanieren oder neu errichten lassen, ganze Gebäudekomplexe nach dem Vorbild der Passivhäuser konzipieren oder den Wasserversorgungsbetrieben ein sparsames (und transparentes) Wirtschaften vorschreiben. Um den vorhandenen Lösungsansätzen zur allgemeinen Durchsetzung zu verhelfen, könnten die Gebietskörperschaften unter anderem auch Ökosteuern einführen.
Wichtige Entscheidungen werden allerdings auf der nationalstaatlichen Ebene getroffen. Denn was in den verschiedenen Bereichen verwirklicht wird, hängt weitgehend vom Zentralstaat ab.
Er kann für einen sparsameren Umgang mit Energie sorgen – was angesichts der herrschenden Verschwendung große Potenziale birgt.
Er kann eine grundsätzliche Umsteuerung weg von den fossilen und hin zu den erneuerbaren Energien veranlassen, indem er Erstere verteuert und Letztere subventioniert.
Er kann den langfristigen Ausstieg aus der Kernenergie vorantreiben und zum Beispiel das deutsch-französische Prestigeprojekt eines Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) stoppen.
Er kann die Bahn und den öffentlichen Personennahverkehr fördern und gegenüber dem motorisierten Individualverkehr privilegieren. Und nur der Zentralstaat kann die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen dafür schaffen, dass ein erheblicher Teil des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene (und die Wasserwege) verlagert wird.
So entschlossen die einzelnen europäischen Staaten all diese Ziele auch verfolgen mögen, ohne die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union und, im größeren Rahmen, mit den Vereinten Nationen, werden sie nicht viel erreichen. Auch auf UN-Ebene müssen die vorhandenen Druckmittel wirksam eingesetzt werden, um dem Willen der internationalen Gemeinschaft Geltung zu verschaffen. Solche Mittel sind etwa steuerliche Hebel wie die künftige CO2-Steuer, oder Regelungen wie die Emissionsgrenzen nach dem Kioto-Protokoll und (in Europa) der Emissionshandel ETS, aber auch Normsetzungen: von der EU-Direktive zur Förderung erneuerbarer Energien über zahlreiche multilaterale Abkommen bis hin zu einem künftigen Umweltrecht.
Dabei wird alles von der konsequenten Umsetzung des Kioto-Protokolls abhängen. Die jüngsten Berichte des Weltklimarats (IPCC) haben allerdings gezeigt, dass noch viele weitere Schritte und verbindlichere Regelungen nötig sein werden. Auf diesem Weg geht es nur voran, wenn die Bürger sich einmischen und solche Prinzipien jeweils in ihren eigenen Lebensbereichen verwirklichen. Damit sie am Ende auch auf der Ebene der Vereinten Nationen durchgesetzt werden.
Jeder Einzelne von uns hat also hinreichend Gründe, mit gutem Beispiel voranzugehen und sich in seinem eigenen Umfeld für die neuen Vorstellungen, Begriffe und Praktiken stark zu machen, die am Ende eine wahrhaft »grüne Revolution« ergeben.
Dominique Vidal, Redakteur von Le Monde diplomatique, Paris, und Autor von (mit Alain Gresh), »Cent Clés du Proche-Orient«, Paris (Hachette) 2006.
Weltweiter Kommunalverband für nachhaltige Entwicklung
Zeitschrift des UN-Umweltprogramms
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Beratung zur Nutzung von erneuerbaren Energien: Klimaschutzagentur Wiesbaden
Quelle:
Atlas special - Klima,
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