Im US-Präsidentschaftswahlkampf von 1996 trat der Begriff »Massenvernichtungswaffen « an die Stelle des Kürzels NBC (nuclear, biological and chemical), mit dem solche Waffen bis dahin bezeichnet worden waren. All diese Waffen töten Menschen, aber in der Herstellung und Anwendung unterscheiden sie sich erheblich. Der Bau von Atomwaffen ist bislang beispielsweise Staaten vorbehalten, während chemische und biologische Massenvernichtungswaffen auch von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen hergestellt werden können.
Gegenwärtig verfügen mehrere Gruppen von Staaten über Atomwaffen. Da sind zunächst die erklärten Atommächte: USA, Frankreich, China, Russland und Großbritannien. Mit Ausnahme der beiden Abwürfe über Nagasaki und Hiroshima im Jahr 1945 haben diese Staaten ihre Arsenale immer nur zu Versuchszwecken verwendet (über 2.000 Atombombentests seit 1945, davon 530 in der Luft und unter Wasser, etwa 1.500 unterirdisch).
In der Gruppe der fünf offiziellen Atomstaaten weist der Trend in Richtung Teilabrüstung: Anfang 2005 gab es rund um den Erdball 16.500 atomare Sprengköpfe. 1985, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, waren es noch fast 70.000 gewesen. Durch die Wiederaufnahme der amerikanischen und russischen Rüstungsprogramme kann sich diese Tendenz freilich umkehren.
Mit dem 1970 in Kraft getretenen Atomwaffensperrvertrag (Treaty on the Nonproliferation of Nuclear Weapons, NPT) haben die Unterzeichnerländer versucht, der Weiterverbreitung einen Riegel vorzuschieben, ohne Erfolg. Seit 1998 sind Indien und Pakistan offiziell Atommächte, ohne den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet zu haben. Andere, zu den so genannten Schwellenländern zählende Staaten sollen heimlich Atomwaffen gebaut haben. Am weitesten fortgeschritten ist offenbar Israel, das nach der Suezkrise 1957 mit seinem militärischen Atomprogramm anfing.
Nordkorea hat den Atomwaffensperrvertrag gekündigt, nach eigenen Angaben ist es im Besitz nuklearer Sprengköpfe. Der Iran wird möglicherweise in einigen Jahren soweit sein, Atomwaffen bauen zu können, und da das Land sich von feindlichen Mächten eingekreist fühlt, will es trotz des Drucks der USA und der EU nicht auf Atomwaffen verzichten.
Der Irak zählt nicht mehr zu den »atomaren Schwellenländern«, nachdem eine unabhängige US-Kommission festgestellt hat, dass das Land über keine biologischen und chemischen Waffen mehr verfügt und sein Atomprogramm untauglich ist. Damit waren zwei der Argumente entkräftet, die den amerikanischen »Präventivkrieg« im März 2003 rechtfertigen sollten.
Als »Atombombe des armen Mannes« gelten die chemischen und biologischen Waffen. Da einige von ihnen billig und leicht zu beschaffen sind, können auch kleine Länder sie sich leisten. Es gibt zwei Typen: zum militärischen Einsatz konzipierte Waffen, die entsprechende industrielle Fertigungskapazitäten voraussetzen, sowie hochgiftige Stoffe, die sich in kleinen Mengen in relativ einfachen Labors herstellen lassen.
Mit Ausnahme der USA reduzieren die westlichen Länder seit etwa fünfzehn Jahren ihre chemischen und biologischen Arsenale. In derselben Zeit haben einige Entwicklungsländer diese Waffen für sich entdeckt und ihnen damit einen neuen strategischen Stellenwert verliehen. Ägypten und Jemen setzten in den Sechzigerjahren chemische Waffen ein. Der irakische Chemiewaffeneinsatz gegen die Kurden im Jahr 1988 veranlasste andere Staaten in der Region, insbesondere Iran, Syrien und Israel, sich ebenfalls solche Waffen zu beschaffen.
Anlass zur Beunruhigung gibt die Politik Moskaus. Russland hatte nach 1991 noch ungefähr 40.000 Tonnen chemische Kampfstoffe gelagert, zwei Drittel des weltweiten Bestandes. Durch Schmuggel und offizielle Verkäufe ist das Land möglicherweise zu einem Zentrum der Weiterverbreitung geworden. Die Chemiewaffenkonvention von 1993 verbietet die Entwicklung, Herstellung und Lagerung militärischer Gaskampfstoffe.
Die 1972 ausgehandelte, 1977 in Kraft getretene Biowaffenkonvention (Biological and Toxin Weapons Conven - tion, BTWC) verbietet die Entwicklung, Herstellung und Lagerung von biologischen und toxischen Kampfstoffen – außer für friedliche Zwecke. Doch 2001 widersetzten sich die USA Bestrebungen, die Umsetzung dieser Konvention schärfer zu kontrollieren.
Bei der »schmutzigen Bombe« zerfetzt ein konventioneller Sprengsatz deren radioaktiven Bestandteile in winzige Partikel, die sich dann in einer Wolke ausbreiten und ein ganzes Gebiet verstrahlen. Sollten je Terroristen eine atomare Verseuchung herbeiführen wollen, so wird diese Bombe wahrscheinlich ihre Tatwaffe sein. Sie ist noch nie zum Einsatz gekommen, sie zählt auch nicht zu den Massenvernichtungswaffen, gehört aber zu den bedrohlichsten Komponenten der terroristischen Gefahr.
Any Bourrier ist Journalistin beim Radio Frankce International.
Internationale Atomenergiebehörde
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Quelle:
Atlas der Globalisierung,
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