Landwirtschaftlicher Acker auf dem Pflanzen wachsen wird bewässert
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Agrarpolitik gefährdet Wasserversorgung

Der europäische Rechnungshof kritisiert in seinem neuen Bericht die Nutzung von Wasser durch die Landwirtschaft. So würde die aktuelle Agrarpolitik die Wasserknappheit weiter verstärken. 

Wasser in der Landwirtschaft

Das die Landwirtschaft auf die Verfügbarkeit von Wasser angewiesen ist, ist unumstritten. So ist die Bewässerung ein wichtiger Bestandteil zum Schutz vor unregelmäßigen Niederschlägen sowie zur Steigerung der Lebensfähigkeit, des Ertrags und  der Qualität der angebauten Pflanzen. Wasser für die landwirtschaftliche Bewässerung stammt dabei aus Oberflächenwasser wie Bächen, Flüssen und Seen, Grundwasser über Brunnen, Regenwasser und aufbereitetem Trinkwasser. Im Jahr 2016 wurden etwa 6% der landwirtschaftlichen Flächen in der EU bewässert, zeitgleich war laut Bericht der Europäischen Umweltagentur die Landwirtschaft für 24% der Wasserentnahme in der EU verantwortlich. Die europäischen Wasserressourcen werden  durch landwirtschaftliche Aktivitäten also erheblich belastet.

Dabei haben die erneuerbaren Wasserressource pro Kopf in den letzten 55 Jahren EU-weit um 17% abgenommen. Die Wasserknappheit in Teilen der EU ist zum Teil dem Bevölkerungswachstum geschuldet, zum Teil aber auch den Wirtschaftstätigkeiten und dem Klimawandel. So führt beispielsweise der Klimawandel einschließlich seiner Dürreperioden zu einer Verknappung des Süßwassers in der EU, so dass Prognosen darauf hindeuten, dass der Wasserstress in einigen Teilen der EU bis 2030 stark zunehmen wird. Bereits heute wird bereits im großen Ausmaß Wasser entnommen, welches das eigentlich verfügbare Angebot übersteigen.

Europäische Agrarpolitik fördert stärkere Wassernutzung 

Eine nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen war eines der drei Ziele der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) in der vergangenen Förderperiode 2014-2020. Auch in der aktuellen Förderperiode stellt die Förderung der nachhaltigen Entwicklung und die effizienten Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Boden und Luft einen wichtigen Bestandteil dar.

Ein Großteil der Direktzahlungen der GAP sowie einige der Zahlungen für die Entwicklung des ländlichen Raums unterliegen Vorschriften, die als Cross Compliance bezeichnet werden. Diese umfassen beispielsweise Anforderungen an die Betriebsführung, Umwelt, Lebensmittelsicherheit, Pflanzengesundheit und Tiergesundheit. Sollten Landwirte die entsprechenden Anforderungen nicht einhalten, müssen diese mit Kürzungen der ihnen jährlich ausgezahlten EU-Subvention rechnen.

Selbiges gilt jedoch nicht bei einer nicht-nachhaltigen Wassernutzung: Die Cross-Compliance-Regelung schreckt zwar vor einer nicht nachhaltigen Wassernutzung ab, gilt aber weder für alle Zahlungen die die GAP leistet noch für alle Landwirte. Zwar finanziert die GAP  Projekte und Methoden, die die nachhaltige Wassernutzung verbessern sollen, wie z. B. Abwasseraufbereitungsanlagen, jedoch ist diese Finanzierung weniger weit verbreitet als die monetäre Unterstützung von Projekten, die voraussichtlich den Druck auf die Wasserressourcen erhöhen, wie zum Beispiel neue Bewässerungsprojekte.  

Wasserpolitik der EU

Zudem ist die Agrarpolitik nicht konsequent auf die Wasserpolitik der EU abgestimmt: Die Systeme zur Genehmigung von Wasserentnahmen und die Wasserpreissysteme enthalten vielfältige Ausnahmen für die landwirtschaftliche Wassernutzung. So müssen laut europäischen Gerichtshof Ausnahmen von der Umsetztung der Wasserrahmenrichtlinie von der Mitgliedstaaten nur lasch begründet werden und Zahlungen im Rahmen der GAP werden nicht an die Einhaltung von Umweltstandards zur nachhaltigen Wassernutzung geknüpft. Zudem wurde bei der Prüfung von EU-Mitgliedstaaten, die Mittel zur Förderung neuer Bewässerungsprojekte eingesetzt haben, festgestellt, dass die Einhaltung von Umweltbedingungen nicht ausreichend geprüft werden. 

Mehr Informationen:

Fehlgeleitete EU-Agrarsubventionen

Nitratbelastung des Grundwassers

Klimawandel verändert verfügbares Landwasser

Klimawandel sorgt für Wassermangel

Quelle:

Europäischer Rechnungshof