· Naturefund Pressemitteilung

Einsatz für Nachhaltigkeit - Interview mit Simone Fuhs, Gründerin von ecosign

Simone Fuhs ist heute 45. Vor rund 20 Jahren hat sie ecosign gegründet, in einer Zeit, als kaum jemand etwas von Nachhaltigkeit wissen wollte. Ein Jahr lang tingelte sie von Bank zu Bank, und niemand wollte ihr einen Kredit geben. Besser solle sie erst mal Kinder kriegen und in ein paar Jahren noch mal wiederkommen, hieß es. Sie wagte es trotzdem - entgegen aller Widerstände. Heute floriert die Schule, Nachhaltigkeit zieht immer mehr Menschen an.

Image-Kampagnen und Anzeigen für Naturefund

Im letzten Semester war Naturefund vier Monate lang Thema: Rund 20 Studenten entwarfen verschiedene Image-Kampagnen und Anzeigen für Naturefund. Anlässlich dieser Zusammenarbeit veröffentlichen wir hier ein Interview mit Simone Fuhs über ihre Motivation, eine Designschule zu gründen und sich für Nachhaltigkeit einzusetzen.

Wie kam es zur Gründung von ecosign?

Fuhs: Ich habe freie Kunst und später Grafikdesign studiert und mich schon immer darüber geärgert, dass das Thema "Nachhaltigkeit" im Studium überhaupt nicht vorkam. Es ging immer nur um Produkte. Nie um die Menschen dahinter. Das war mir zu wenig. Denn letztlich geht es ja immer um die Menschen! Ich will ja etwas für Menschen entwerfen!
Alles, was wir produzieren, hat eine soziale und eine ökologische Komponente. Weil alles mit allem verbunden ist. Wir Menschen hier, sind mit den Menschen z.B. in Bangladesh, viel vernetzter als wir wahrnehmen. Das kann ich unmöglich als Gestalter ignorieren. Und da das in dieser Konsequenz bis dato nirgends gelehrt wurde, habe ich ecosign gegründet.

Woher kommt dieses tiefe Empfinden für eine verbundene und vernetzte Welt?

Fuhs: Ich bin zwar in Leverkusen geboren, meine Eltern sind aber, als ich drei Monte alt war, nach Ägypten gezogen. Mein Vater war LKW-Fahrer und ist als Schulungsleiter dorthin gekommen. Übrigens hat auch er ehrenamtlich eine Schule gegründet: für junge Arbeiter, denen er das Handwerk des Mechanikers beigebracht hat.
Die Zeit in Ägypten hat ganz stark mein Weltbild geprägt. Ich hatte sehr reiche Freunde und sehr arme. Da war z.B. der stinkreiche Junge, der im Palast wohnte und sich sogar vom Personal die Schuhe zubinden ließ. Eine andere Freundin war bitterarm und wurde mit 12 an einen über 50jährigen Mann verkauft.
Als Essenz daraus blieb für mich: Menschen aller Herkunft - egal ob arm oder reich - empfinden alle das Gleiche. Leid genauso wie Freude und Glück. Somit fühle ich mich z.B. der Näherin, die unter katastrophalen Bedingungen meine Bluse herstellt, ganz tief verbunden. Ich kann das, was sie erleidet, nicht einfach ausblenden!

Wie hat sich ecosign verändert?

Fuhs: Zu Zeiten der Gründung hat die Nachhaltigkeit noch keinen interessiert. "Was interessiert uns das Soziale?" hieß es immer. Es war eine egoistische Zeit, eine Zeit des Wachstums ohne Grenzen. Alles änderte sich zunächst mit dem 11. September und dann noch mal mit der Weltwirtschaftskrise 2007. Ganz viele Menschen haben gemerkt: Unbegrenztes Wachstum funktioniert auf Dauer nicht. Rücksichtsloser, verschwenderischer Konsum ist schon lange an seine Grenzen gestoßen. Dann gab es immer mehr Nachfrage - sowohl nach nachhaltigem Design, als auch nach der Ausbildung bei ecosign.

Was genau ist nachhaltiges Design?

Fuhs: Ein nachhaltiges Produkt muss nicht nur ökonomisch funktionieren, es muss auch sozial und ökologisch sein. Als ich angefangen habe, hießen wir nur die "Birkenstock-Schule" und Recycling-Papier war der Inbegriff eines nachhaltigen Produkts. Das hat sich radikal verändert. Heute haben diese Produkte vielmehr die Ästhetik von High-Tech-Produkten.
Ein nachhaltiges Produkt muss unter guten, d.h. menschenwürdigen und ressourcenschonenden Bedingungen hergestellt sein und es soll zudem soziale Umstände verbessern. Diese Aspekte können sich hinter vielen unterschiedlichen Produkten verbergen. Dabei ist das Wichtigste, den gesamten Wertschöpfungsprozess zu beachten und jedes Glied zu berücksichtigen. Das kann dann die payback-Karte für Vereine sein, eine Handtasche aus recyceltem Material oder die Lampe aus gebrauchten und gereinigten Essstäbchen.

Wie kam es zum Kontakt zu Naturefund?

Fuhs: Katja Wiese von Naturefund rief hier an und wir haben gemeinsam überlegt, ob wir kooperieren können. Wir haben pro Semester 100-150 Anfragen von Unternehmen und Organisationen. Aber irgendwie fiel mir die Entscheidung nicht schwer. Es sprang gleich der Funke über, denn wir sind aus einem ziemlich ähnlichen Holz geschnitzt: visionär, begeisterungsfähig, kreativ.
Also haben wir ein Konzept entwickelt, wie wir Naturefund zum Semesterthema machen können und es unseren Studenten angeboten. Mir war klar, dass das gut läuft, und so war es auch. Denn viele unserer Studenten haben ein großes Interesse an ökologischen Themen. Wie jedes Jahr bin auch ich wieder von Neuem begeistert von den Ergebnissen.
Und welche Ideen die Studenten für Naturefund entwickelt haben, können Sie hier entdecken: Ein Semester im Zeichen des Naturschutzes
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