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Die Kinder von Bermudaz

Im Februar war die Asociación Patuca wieder im Nationalpark, um gemeinsam mit dem Dorf Bermudas damit zu beginnen, ein Wassereinzugsgebiet nahe dem Dorf aufzuforsten.

Trockenheit im Regenwald

Liebe Patin, lieber Pate,

Wassereinzugsgebiete sind Flächen, die wesentlich dazu beitragen, dass die naheliegenden Quellen Wasser führen. Da auch hier abgeholzt wurde, fehlten die Bäume mit ihren Wurzeln, die das Wasser hielten. Der Boden trocknete aus und im Sommer kam es zu Dürren und Wasserknappheit.

Mittlerweile verstehen die Menschen die Zusammenhänge zwischen Bäumen, Wasser und Dürreperioden. Bei den verschiedenen Gesprächen vorab stand die Wiederaufforstung dieser Gebiete und damit die Stabilisierung der Wasserversorgung ganz oben auf der Wunschliste. Diese Wassereinzugsgebiete, auf Spanisch 'microcuencas', sollen in Zukunft komplett in Ruhe gelassen und nicht mehr bewirtschaftet werden.

Holzeinschlag im Nationalpark

Wald, der nicht bewirtschaftet wird, klingt in einem Nationalpark merkwürdig, doch es ist die Realität. Zudem wird auch in deutschen Naturschutzgebieten regelmäßig Holz eingeschlagen. Diese 'microcuencas' sollen jedoch zukünftig Wildnisgebiete nahe der Dörfer sein. Vielleicht fördern sie so neben eine stabileren Wasserversorgung auch ein wenig die Achtsamkeit im Umgang mit der Vielfalt der Natur.

Bei der Aufforstung im Februar wurde die Schulklasse von Bermudas mit ihren verschiedenen Altersstufen direkt mit einbezogen. Lesen Sie einfach den schönen Bericht von Nelly Paz, der Leiterin der Wiederaufforstung im Nationalpark Patuca, über den Tag der Aufforstung mit den Kinder in Bermudas.

Wiederaufforstung mit den Kindern von Bermudas

Die Rufe der Tukanmännchen auf der Suche nach Weibchen waren schon seit dem frühen Morgen zu hören. Wir Langschläfer ziehen noch einmal die Decke über den Kopf, als schon die Morgennebel durch die offenen Türen und Fenstern der Dorfschule glitt, in der wir die Nacht verbracht hatten.

Nur die Kinder von Bermudas waren schon auf den Beinen, aufgeregt, weil sie heute mit uns die Baumsetzlinge an ihren Pflanzort bringen sollten. Sie öffneten vorsichtig und neugierig das Tor zur Schule und kamen dann schüchtern herein, um uns zu begrüßen. Erst drehte ich mich wieder um und zog die Decke über meinen Kopf, "Nur noch ein paar Minuten", dachte ich. Doch das Kichern der Kleinsten machte mich neugierig und bewegte mich dazu, aufzustehen.

Ein Teller mit Bohnen und Schafskäse

Hinein in die noch ein wenig klamme Kleidung, und da wir bereits gestern nach unsere Ankunft gebadet haben, reichen ein paar Spritzer Wasser ins Gesicht und schon ziehen wir hungrig zum Haus von Azucena, wo uns ein guter Teller mit Bohnen und Schafskäse erwartet.

Wir hören das aufgeregte Rufen der Kinder draußen, und kaum sind wir fertig, zieht es uns wieder hinaus und wir gesellen uns zu ihnen. Gemeinsam gehen wir die Reihen der Baumsetzlinge durch, sie sehen gut aus, gesund und kräftig. Jedes Kind darf sich einen Baumsetzling auswählen, den es mit uns heute Auspflanzen will.

Mit 4 Jahren einen Baum pflanzen

Der dreijährige Tachito, so nennen wir den kleinsten Sohn von "Tacho", hilft der vierjährigen Xenia dabei, einen Cedro-Baumsetzling auszugraben und zu tragen. Fast scheint der Setzling zu schwer für die kleine Xenia, denken wir. Doch kaum ist der Wurzelballen aus der Erde, trägt sich ihn voller Stolz dicht an sich gepresst zum Treffpunkt.

Die Kinder aus der ersten Klasse haben mittlerweile die Ladefläche des Fahrzeugs mit Baumsetzlingen gefüllt. Die Kleinsten dürfen anschließend auf der Rückbank Platz nehmen und acht kleine Knirpse teilen sich die beiden Vordersitze.

Auf der Ladefläche des Autos mit den Baumsetzlingen

Das Fahren übernimmt natürlich ein Erwachsener, Minguito, doch das Geschrei und Gewusel um ihn herum ist gewaltig. Zum Glück können wir nur sehr langsam fahren. Die größeren Kinder setzen sich zwischen die Baumsetzlinge, begleitet von den Erwachsenen.

Angekommen an der Aufforstungsstelle, organisieren sich die Kinder der älteren Klassen in Truppen. Sie teilen das Werkzeug der Gemeinde auf, die Erwachsenen schleifen ihre Macheten und Hacken. Don Pablo, der "Häuptling von Bermudas", wie wir ihn spaßeshalber nennen, schließlich ist er der Gründer der Gemeinde, geht zu den Kinder.

Er ist der Großvater der meisten Kinder und rät den Kleinsten, sich unter einen Baum zu setzen und zuzuschauen, denn die Aufforstungsstelle ist sehr steil ist. Die Kleinen, noch ein wenig unsicher auf den Beinen, können leicht mit einem Baumsetzling in der Hand das Gleichgewicht verlieren und den Hang herunterrutschen.

Die Kinder suchen Baumsetzlinge aus

Langsam gehen Xenia, Junior, Tachito und Dunia zum Baum, zu denen ihr Großvater sie gewiesen hat, obwohl der Wunsch mitzuhelfen, eigentlich größer war. Jedes der älteren Kinder sucht sich einen Baumsetzling aus, den er oder sie gerne pflanzen würde und geht den Hang hinunter. Die kleinen Spitzen der Farnkräuter, die hart wie Stacheln sein können, kümmerten sie dabei nicht.

Grecia, Lesly, Nelly, Ludwin und ich von der Asociación Patuca waren doch sehr überrascht, als die meisten Kinder ihre Schuhe ausgezogen und sicher den Hang hinab liefen, trotz der Stacheln und Dornen! Wir vom Patuca-Team waren alle mit unseren dicken Gummistiefeln gekommen und immer wenn jemand von uns hinfiel und sich in die stechenden Blätter setzte, war ein schmerzhaftes Stöhnen zu hören. Für alle anderen, die dabei zusahen, war das offenbar unglaublich komisch, denn immer wieder drang ein Kichern und Lachen zu uns, wenn sich mal wieder jemand hinsetzte.

Den Hang fast komplett aufgeforstet

Wir hatten den Hang beinahe wieder aufgeforstet, als die Sonne anfing, mit vollen Kraft zu scheinen. Daher entschieden wir uns, die Aufforstungsaktion für diesen Tag zu beenden, da die Pflanzen Stress erleiden können, wenn der Boden zu heiß wird. Die Kinder wollten jedoch noch unbedingt einige Fotos als Erinnerung haben, welche wir dann auch in den verschiedensten Positionen machten.

Während der gesamten Zeit vom Aufbau der Baumschulen bis heute waren die Kinder mit großer Begeisterung bei der Aufforstung dabei. Daher haben wir alle Kinder und ihre Eltern zum Abschied zu einem Mittagsessen eingeladen. Diese Belohnung hatten sie sich angesichts ihres Einsatzes mehr als verdient, haben sie doch eine der wichtigsten Wassereinzugsstellen für ihre Gemeinde wieder aufgeforstet!

Pflanzen wir heute noch mehr Bäume am Waldrand?

Am nächsten Tag, wir saßen gerade am Frühstück und waren kurz davor, uns zu den nächsten Gemeinden aufzumachen, da kamen Junior und Dunia zu uns. "Pflanzen wir heute noch mehr Bäume am Waldrand?", fragten sie. Da wurde mir klar, dass dieser anstrengende Arbeitstag gestern für die Kinder ein Tag voll aufregender Erlebnisse war.

Herzliche Grüße
Ihr Naturefund-Team

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