Der Klimawandel treibt den Klimawandel voran

Die Erderwärmung ist selbstgemacht. Für eine nachhaltige Entwicklung muss der Mensch seine Emissionen an klimaschädlichen Gasen bis 2050 um drei Viertel senken. Wenn das nicht gelingt, könnte sich die Klimaveränderung dramatisch beschleunigen.

Folgen der industriellen Revolution

Seit vielen Millionen Jahren ist das Klima der Erde mit einem ziemlich gut regulierten Kohlenstoffhaushalt verknüpft. Als hätte der Umweltminister Gottes sein Kohlendioxid-Budget im Laufe der Zeit mal in festem, mal in gasförmigem Zustand angelegt und es von der Biosphäre in die Atmosphäre und wieder zurück verschoben.

Die industrielle Revolution, die nur durch die massenhafte Verbrennung von Erdöl, Kohle und Gas möglich war, hat sich in diese Verteilung eingemischt und Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die bis dahin als Kohle, Öl und Gas unter der Erde und in den Ozeanen lagerten, in gasförmiges CO2 verwandelt und in die Atmosphäre geblasen. Doch während der Minister des Herrn sich für seine Transaktionen jeweils Millionen Jahre Zeit ließ, haben die industriellen Revolutionäre nur einige Jahrzehnte gebraucht, um die Gewichte zu verschieben.

Kreisläufe in der Übersicht
Foto: © Le Monde diplomatique

Natürliche Kohlenstoffdeponien

Im globalen Kohlenstoffkreislauf wirken Kräfte, die dieser Verschiebung entgegenwirken und einen Teil des vom Menschen freigesetzten Kohlendioxids wieder einfangen: Die Biosphäre und die Ozeane absorbieren CO2 aus der Atmosphäre und lagern es wieder in den Boden ein oder wandeln es in feste Verbindungen um und deponieren es auf dem Meeresboden. Diese Kohlenstoffreservoirs haben bereits die Hälfte des vom Menschen freigesetzten Kohlendioxids absorbiert. Man bezeichnet den Boden und die Meere deshalb als natürliche Kohlenstoffdeponien.

Steigende Wassertemperaturen

Aber die Deponien werden langsam voll, vor allem die Meere. Der pH-Wert der Ozeane ist durch das seit 1750 aufgenommene Kohlendioxid bereits um 0,1 Punkt gesunken – die Ozeane sind also saurer geworden. Gleichzeitig nimmt das Aufnahmevermögen des Meeres mit steigenden Wassertemperaturen – wie sie im Zuge des Treibhauseffekts prognostiziert werden – ab. Je höher die globale Durchschnittstemperatur steigt, desto weniger Kohlendioxid nehmen die Meere auf; desto schneller steigt die Temperatur. Ein Teufelskreis.

Die ausgleichende Wirkung der Biosphäre wird zusätzlich durch das Abholzen der Tropenwälder und die Nutzung der Böden für Landwirtschaft und Siedlungen gemindert. Auch die Ausbreitung der Wüsten, die sich mit der Klimaerwärmung vor allem in Subsahara-Afrika beschleunigt, verschärft das Problem.

Man schätzt, dass die Biosphäre heute zwischen drei und vier Milliarden Tonnen Kohlendioxid jährlich aufnehmen kann. Das ist auch die Obergrenze dessen, was der Mensch noch emittieren darf, wenn er das heutige Weltklima bewahren will. Diese Menge sinkt jedoch, wenn der Temperaturanstieg den Kohlenstoffkreislauf durcheinanderbringt und die Umweltzerstörung das Vermögen der Biosphäre, CO2 aufzunehmen, weiter vermindert.

Lösung: Drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen

Die natürlichen Kohlenstoffdeponien werden also das Klimaproblem nicht aus der Welt schaffen. Der Mensch muss den Ausstoß von Treibhausgasen an der Quelle reduzieren. Und um die Aufnahmefähigkeit der Biosphäre nicht zu überlasten, müssen die Treibhausgasemissionen innerhalb der nächsten fünfzig Jahre weltweit um drei Viertel zurückgefahren werden.

Wie wird diese Aufgabe verteilt? Muss jedes Land seinen Ausstoß auf ein Viertel reduzieren? Soll man eine maximale CO2-Menge pro Kopf und Jahr festlegen – etwa auf 0,5 Tonnen Kohlenstoff oder 1,8 Tonnen Kohlendioxid? Diese Fragen müssen in den Verhandlungen zu einem neuen Klimaabkommen beantwortet werden.

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Klimabeitrag der Länder

Dabei werden, selbst wenn die Menschen in den Industriestaaten ihr Soll erfüllen, auch die aufstrebenden Länder Asiens und Südamerikas ihren Klimabeitrag leisten müssen. Im Kioto-Prozess haben sie sich für die Zeit bis 2012 keine Verpflichtungen auferlegt. Welchen Wert die Selbstverpflichtungen der Klimakonferenz von Bali im Dezember 2007 haben, wird sich bei den Verhandlungen zum Kioto-Folgeabkommen zeigen. Dass die Regierungen sich in Indonesien nicht auf feste Vorgaben einigen konnten, zeigt, dass der Mensch sich seiner Verantwortung noch nicht bewusst ist.

Autorin: Sabine Rabourdin

Sabine Rabourdin ist Umweltingenieurin und Autorin von »Changement climatique. Comprendre et agir«, Lonay (Delachaux et Niestlé) 2005.

Mehr Informationen zu dem Thema:

UN Framework Convention of Climate Change, Bali

Weltklimarat

Umweltbundesamt

Quelle:
Atlas special - Klima,
Le Monde diplomatique.

© 2007

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