In Indien boomen erneuerbare Energien

Mitte 2007 stammten bereits 7,6 Prozent des indischen Stroms aus erneuerbaren Energien. Bei der Windenergie liegt Indien weltweit auf Platz vier. Eine indische Firma hat inzwischen einen deutschen Windrad-Hersteller gekauft. Und der Boom geht weiter.

Windräder in Indien

Die indische Regierung schuf 1992 in Delhi ein Ministerium für nicht konventionelle Energiequellen (MNES), das 2006 in »Ministerium für neue und erneuerbare Energie« (MNRE) umbenannt wurde. Inzwischen drehen sich in Indien Tausende Windrotoren. Ende 2006 war der Subkontinent größter Windkraft-Stromerzeuger Asiens und viertgrößter der Welt hinter Deutschland, Spanien und den USA

Doch das Land mit gut einer Milliarde Einwohnern produzierte 2006 immer noch mehr als die Hälfte seiner Elektrizität in veralteten Kohlekraftwerken, die sehr viel Treibhausgas ausstoßen. Das Stromnetz ist marode, weshalb es häufig zu Stromausfällen kommt, und unzählige Dörfer sind noch nicht an die zentrale Versorgung angeschlossen. Um den Strom für die schnell wachsende indische Wirtschaft bereitzustellen, drängen sich die erneuerbaren und dezentralen Energien geradezu auf.

Ideale Voraussetzungen für erneuerbare Energien

Das Potenzial ist riesig. Zweimal im Jahr fegt der Monsun über den Subkontinent, der damit über nutzbare Windkraftressourcen von 45.000 Megawatt verfügt. Das ist das Doppelte der heute in Deutschland installierten Windleistung. Die Sonne scheint an 300 Tagen des Jahres, ideale Voraussetzungen also, um mit Sonnenkollektoren heißes Wasser zu erzeugen und Photovoltaik für die Stromgewinnung einzusetzen.

Die Leistung der Erneuerbaren in Indien
Foto: © Le Monde diplomatique

Pflanzliche Abfälle liefern Wärme und Elektrizität

Drei von vier Menschen in Indien leben in Dörfern, für die Mehrheit der Bevölkerung ist die Landwirtschaft nach wie vor die wichtigste Existenzgrundlage. Daraus ergeben sich gute Bedingungen für die Verwertung pflanzlicher Abfälle in Biogas-Anlagen, die Wärme und Elektrizität liefern können. Das Potenzial wird auf 19.500 Megawatt geschätzt.

An der gesamten Stromproduktion von 134.700 Megawatt hatten am 30. Juni 2007 die erneuerbaren Energien einen Anteil von 7,6 Prozent. Hinzu kommen die großen Wasserkraftwerke, die eine installierte Leistung von 34.000 Megawatt haben. Bis zum Jahr 2012 will das Land die Kapazität aller Kraftwerke – Kohle und Atom inbegriffen – um weitere 100.000 Megawatt ausbauen. Die Regierung hat sich vorgenommen, dass 10 Prozent davon erneuerbar sein sollen. Das macht den Aufbau weiterer 5000 bis 10.000 Windräder notwendig.

Erneuerbare Energien holen bei der Stromproduktion auf
Foto: © Le Monde diplomatique

Beihilfen für Windparks und Solaranlagen

Darum hat das Ministerium Förderprogramme für verschiedene Zielgruppen aufgelegt. Die Agentur für die Entwicklung erneuerbarer Energien (Indian Renewable Energy Development Agency, IREDA) fördert mit günstigen Krediten Windparks und durch Zuschüsse den Kauf von Solaranlagen. Die Beihilfen können sowohl von Endverbrauchern (Privatpersonen und Firmen) wie auch von öffentlichen Stellen, Banken oder Nichtregierungsorganisationen beantragt werden.

Die Stromversorger der einzelnen Bundesstaaten tragen zur Politik des MNRE bei, indem sie Strom aus Windkraftanlagen ähnlich wie in Deutschland zu höheren Tarifen ankaufen. Gleichzeitig investieren energieintensive Unternehmen etwa aus der Textilbranche in eigene Windkraftanlagen, weil sie nur so eine unterbrechungsfreie Versorgung sicherstellen können.

Sonnenkollektoren heizen Brauchwasser auf

Dank solcher Förderprogramme gibt es inzwischen mehr als eine Million Quadratmeter Sonnenkollektoren in Indien, die Brauchwasser für Privathaushalte und Betriebe aufheizen. An großen Pilgerorten wie Tirupati im Bundesstaat Andhra Pradesh werden in Solarküchen täglich Zehntausende von Mahlzeiten gekocht.

Die Solaröfen bestehen aus Parabolspiegeln, die das Sonnenlicht auf Absorberrohre bündeln und das darin fließende kalte Wasser zu Dampf erhitzen.

Herstellung der Windräder im eigenen Land

Die Gesamtleistung der indischen Windkraftanlagen ist von 2005 auf 2006 um 40 Prozent gestiegen und hat Ende März 2007 bereits 7082 Megawatt erreicht. Die meisten Windräder drehen sich im Bundesstaat Tamil Nadu, an der windigen Südspitze des Subkontinents. Fast alle dort betriebenen Windräder werden im Land selbst gebaut.

Binnen weniger Jahre hat sich die Firma Suzlon von einem Familienunternehmen zu einem der größten Anbieter der Welt entwickelt. Mitte 2007 übernahm Suzlon den Hamburger Windkraftanlagenbauer Repower Systems.

Das ist auch das Ergebnis einer mutigen Politik. Schon Anfang 2006 erklärte der Minister für erneuerbare Energien, eine Leistung von 100 Gigawatt aus erneuerbaren Quellen bis 2050 sei kein Traum, sondern durchaus realistisch. Indien ist auf einem guten Weg.

Eine fast autarke Energieversorgung für Gebäude auf dem Land
Foto: © Le Monde diplomatique

Autorin: Carole Rap

Carole Rap ist Journalistin.

Mehr Informationen zum Thema:

Indische Agentur für die Entwicklung Erneuerbarer Energien

Windkraftverband Indien

Windkraft in Indien

Quelle:
Atlas special - Klima,
Le Monde diplomatique.

© 2007

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