Erneuerbare Energien machen die Welt friedlicher

Mit dem natürlichen Potenzial erneuerbarer Energien ist es möglich, nicht nur den gegenwärtigen, sondern auch den weiter wachsenden Energiebedarf der Menschheit zu befriedigen. Untersuchungen, die dies für Industrieländer wie die USA, Deutschland oder Japan nachweisen, sind auf die gesamte Welt übertragbar – und erst recht auf die so genannten Entwicklungsländer. 

Gründe für den Wechsel

Es gibt vier fundamentale Gründe für den Wechsel von atomarer und fossiler Energienutzung zu erneuerbaren Energien:

• Erneuerbare Energien sind unerschöpflich und damit ein Beitrag zum Frieden. Denn ihre Entwicklung trägt dazu bei, dass politische Konflikte um die sich in den nächsten Jahrzehnten erschöpfenden Erdöl- und Erdgasressourcen vermieden werden können;

• Erneuerbare Energien sind vollkommen emissionsfrei, die Bioenergie ist damit klimaneutral. Sie tragen also entscheidend dazu bei, die sich zuspitzende globale Klima- und Umweltkrise zu entschärfen.

• Da alle Kosten für erneuerbare Energien nur im Bereich der Umwandlungs- und Bereitstellungstechnik anfallen (eine Ausnahme ist in dieser Hinsicht die Bioenergie), sinken die Kosten in dem Maße, in dem weitere Anlagen produziert werden (industrielle Skaleneffekte) und weitere technologische Verbesserungen eintreten. Erneuerbare Energien sind damit langfristig der Königsweg zu einer billigen Energieversorgung für alle.

• Erneuerbare Energien gibt es als natürliches Energieangebot überall auf der Welt, mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Intensitäten. Sie bieten damit die besten Voraussetzungen für Energieautonomie. Im Gegensatz dazu sind die Basisressourcen der atomaren und fossilen Energien nur in wenigen Ländern der Welt vorhanden. Das verstärkt den wirtschaftlichen Globalisierungszwang.

Fossile Energieimporte durch heimische erneuerbare Energien ersetzen

Das soziale Gefälle zwischen Nord und Süd geht nicht zuletzt auf die Dominanz fossiler und atomarer Energienutzung zurück: Die meisten Länder des Südens, die nicht über eigene konventionelle Energiereserven verfügen, haben ein Bruttosozialprodukt pro Kopf, das um den Faktor 10 bis 25 niedriger ist als das der Industrieländer des Nordens. Ihre volkswirtschaftliche Belastung für den Import fossiler Energien ist damit um den Faktor 10 bis 25 höher.

Eine wachsende Zahl von Ländern des Südens muss schon jetzt für die Ölimporte mehr bezahlen, als ihre gesamten Exporterlöse ausmachen. Schon im Jahr 2006 lagen die Preissteigerungen allein für die Erdölimporte bei über 100 Milliarden US-Dollar. Dieser Betrag übersteigt die gesamte Entwicklungshilfe aller Industrieländer um 40 Prozent. Deshalb beruhen die wirtschaftlichen Entwicklungschancen der Südländer großenteils auf der Möglichkeit, ihre fossilen Energieimporte durch heimische erneuerbare Energien zu ersetzen.

Erneuerbare Energien sind finanzierbar

Der größte Kostenfaktor eines Stromsystems ist seine Netzinfrastruktur. Da der Bau von Großkraftwerken in vielen Ländern der südlichen Hemisphäre nicht durch den Bau von Überlandnetzen ergänzt wird, beschränkt sich die Stromversorgung meist auf die großen Städte, obwohl die überwiegende Zahl der Menschen noch in den ländlichen Regionen lebt.

Das hat den Zuzug in die rapide wachsenden Städte und damit die Slumbildung gefördert. Deshalb müssen die Energieangebote zu den Menschen gebracht werden, und zwar ohne die viel zu teuren weiträumigen Netzinfrastrukturen. Die einzige finanzierbare Problemlösung bieten hier die erneuerbaren Energien, denn sie ermöglichen eine dezentralisierte Energieproduktion für den regionalen und lokalen Bedarf.

Ausbau der Erneuerbaren weltweit
Foto: © Le Monde diplomatique

Großkraftwerke für Länder des Südens nicht geeignet

Die entwickelte Großkraftwerkstechnik wurde von wenigen führenden Industrieländern des Nordens entwickelt und ist deren Bedürfnissen angepasst. Die Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien (Solarkollektoren, Biogasanlagen, Windkraftanlagen) haben zumeist einen geringeren technologischen Komplexitätsgrad und können deshalb viel eher in den Ländern des Südens selbst hergestellt werden.

Zudem ist die Installation von atomaren und fossilen Großkraftwerken und raffinerien samt der dazugehörigen Infrastrukturen sehr zeitaufwendig. Das Gleiche gilt auch für die Staudämme, die für Großwasserkraftwerke erforderlich sind.

Anlagen erneuerbarer Energien ersetzen große Kraftwerke

Dank ihrer kleinformatigen Nutzungsformen können im Bereich erneuerbarer Energien (Windkraft, Photovoltaik, Bioenergie) viele schnell installierbare dezentrale Anlagen einige wenige große Kraftwerke ersetzen.

Daher ist in den Ländern des Südens die notwendige rasche Befriedigung des Energiebedarfs nur mit erneuerbaren Energien realisierbar. Kleinere Projekte haben außerdem den entscheidenden Vorteil, dass sie leichter über neue Finanzierungsformen, also auch unabhängig von Großbanken, zu realisieren sind.

Für die Industrieländer bedeutet ein schneller Wechsel zu erneuerbaren Energien in der Regel, dass sie dafür eine erhebliche Kapitalvernichtung im bereits etablierten Energiesystem in Kauf nehmen müssen. Dieses Problem stellt sich für viele Länder des Südens gar nicht, da sie noch nicht über ein modernes Energieversorgungssystem verfügen. Gerade sie können deshalb den Weg zur technischen Erschließung erneuerbarer Energien direkt einschlagen.

Autor: Hermann Scheer

Hermann Scheer war SPD-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Weltrats für Erneuerbare Energien; 1999 erhielt er den Alternativen Nobelpreis.

Mehr Informationen zu dem Thema:

Erneuerbare Energien auf der Internetseite des Bundesumweltministeriums

Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien

Internationales Netzwerk REN21

Quelle:
Atlas special - Klima,
Le Monde diplomatique.

© 2007

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