Globalisierte Kriminalität

Die illegalen Netze weiten sich aus – organisiertes Verbrechen, Wirt schafts kriminalität und Korruption. Solche Aktivitäten lassen sich auch deshalb so schwer bekämpfen, weil sie auf den gleichen Mechanismen beruhen wie die Globalisierung.

Hoher Betrag illegaler Geschäfte

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt den Jahresumsatz, den kriminelle Organisationen weltweit machen, auf insgesamt 1.500 Milliarden US-Dollar. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus dem gesamten illegalen Handel – einschließlich Steuerbetrugs – sowie aus dem Ertrag ihrer Vermögen, die häufig in die legale Wirtschaft gelenkt werden. Jährlich werden zwischen 600 und 1.000 Milliarden Dollar gewaschen, zwischen 2 und 5 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts.

Hoher Anteil des weltweiten Drogenhandels

Der weltweite Drogenhandel wirft 400 Milliarden Dollar pro Jahr ab. Das ist die Hälfte des Gesamtertrags der organisierten Kriminalität und entspricht dem Bruttoinlandsprodukt Spaniens. Etwa 3 Prozent der Weltbevölkerung, nämlich 185 Millionen Menschen, sind an ihm beteiligt; jedes Jahr werden 200.000 Fälle von tödlicher Überdosis gezählt. Europa ist zum größten und wichtigsten Produzenten und Exporteur synthetischer Drogen geworden.

Die Niederlande und Belgien liefern 80 Prozent des im Umlauf befindlichen Ecstasy, das von der holländischen und der israelischen Mafia über die Niederländischen Antillen weiter in die USA geschleust wird.

Nur 3 Prozent der weltweiten Waffen in staatlicher Hand

Der Waffenhandel bezieht seine Ware vor allem aus den Lagern der ehemaligen kommunistischen Länder. Nur 3 Prozent der weltweit insgesamt 550 Millionen leichten Waffen befinden sich in den Händen staatlicher Streitkräfte. Etwa 20 Prozent des Handels mit diesen Waffen laufen angeblich über alle möglichen dunklen Kanäle und bringen mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr ein.

Zunahme des Menschenhandels

Der Handel mit Menschen in seinen unterschiedlichsten Formen (Organhandel, Frauen- und Kinderhandel, Sextourismus, Entführungen, Schleuserei usw.) ist die kriminelle Aktivität, die derzeit am schnellsten zunimmt. Das globalisierte und industrialisierte Geschäft mit dem Sex ist mehr oder weniger offen Teil der Entwicklungsstrategie einiger Länder geworden.

Das betrifft vor allem Asien: In Thailand kommen auf jährlich über 800.000 Besucher 2 Millionen Prostituierte, davon etwa 300.000 minderjährige. Auf den Philippinen, in Malaysia und Indonesien entspricht das Geschäft mit dem Sex zwischen 2 und 14 Prozent des BIP.

Die IOM (International Organization for Migration) schätzt die Anzahl illegaler Migranten auf zwischen 20 und 40 Millionen. Mafios organisierte Schleuserbanden verdienen an ihnen zwischen 3 und 10 Milliarden US-Dollar.

Europa als Umschlagplatz des Menschenhandels
Foto: © Le Monde diplomatique

Bestechung und Betrug

Der für Wirtschaftsdelikte zuständige französische Untersuchungsrichter Philippe Courroye vermutet Schwarzgeldkonten in der Schweiz, über die die Firmen Vivendi, Alcatel und Total in Russland, Irak und Tansania Bestechungen finanziert haben. Was es mit den hohen Bestechungssummen auf sich hat, die 1991 beim Verkauf von sechs französischen Fregatten an Taiwan über die in Luxemburg ansässige Finanztransaktionszentrale Clearstream geflossen sein sollen, müssen die Ermittler noch herausfinden.

Die Fälle von auf Betrug zurückgehendem Bankrott in den USA (von Enron über Tyco und Sunbeam Global Crossing bis hin zum Konkurs von WorldCom, der aufsehenerregendsten Pleite in der amerikanischen Geschichte) finden ihr europäisches Pendant im Konkurs des italienischen Lebensmittelkonzerns Parmalat im Dezember 2003.

Globalisierung der illegalen Wirtschaft

Worin besteht die Gemeinsamkeit dieser Aktivitäten? Die Globalisierung der illegalen Wirtschaft folgt der gleichen Logik wie die offizielle Wirtschaft: Optimierung der Wirtschaftstätigkeit durch Dezentralisierung und Aufteilung in kleine Einheiten, wobei die Tatsache genutzt wird, dass jedes Land andere Regeln und Bestimmungen hat; extrem gut bezahlte Spitzenkräfte; Geldwäsche in den großen Finanzinstituten oder Steuerparadiesen.

Autor: Pierre Conesa

Pierre Conesa ist Herausgeber des Frühjahrshefts 2005 von „La Revue internationale et stratégique“ zum Thema „La violence au nom de Dieu“ (Nr. 57).

Mehr Informationen zu dem Thema:

Zahlen und Akteure in multinationalen Konzernen

Globales Netzwerk gegen Korruption

UN-Drogenbehörde

Internationale Organisation für Migration

Quelle:
Atlas der Globalisierung,
Le Monde diplomatique.

© 2006

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