Der Verkehr schluckt nach Angaben der Internationalen Energieagentur 2280 Millionen Tonnen Öläquivalente oder rund 60 Prozent des weltweit geförderten Schmierstoffs. Das ist ein knappes Viertel des gesamten Weltenergieverbrauchs, der 2005 bei 1,6 Tonnen Öläquivalent (TOE) pro Kopf lag. Dieser Energiekonsum schwankt von Land zu Land erheblich: Ein Deutscher verbraucht rund 4 TOE, ein US-Amerikaner 8 TOE, ein Ägypter nur 0,7 TOE. In den Industrieländern liegt der Energieverbrauch damit um ein Vielfaches über dem der Entwicklungsländer.
In Deutschland offenbart der Blick in die Statistik ein besonders inniges Verhältnis zum Blech auf vier Rädern: Hier gibt es EU-weit das längste Autobahnnetz. Weltweit haben nur Kanada, die Vereinigten Staaten und China mehr Asphaltwege. Die Verkehrsinfrastruktur nahm 2004 insgesamt 17.446 Quadratkilometer ein. Das ist ein Zwanzigstel der Fläche unseres Landes. Der Wert der gesamten Verkehrsinfrastruktur beträgt 772 Milliarden Euro. Erhalt und Ausbau kosten den Bund rund 20 Milliarden Euro im Jahr. Die Zahl der PKW hat zwischen 1998 und 2006 um 12 Prozent auf 46,6 Millionen zugenommen. Anfang 2005 besaßen 77 Prozent der privaten Haushalte mindestens ein Auto. Bei Paaren mit zwei oder mehr Kindern sind es 97 Prozent. 2002 wurden fast 90 Prozent der gefahrenen Kilometer im Auto zurückgelegt.
Noch stärkeren Zuwachs hat jedoch der Flugverkehr erfahren. 2005 starteten und landeten auf deutschen Flughäfen insgesamt 146 Millionen Fluggäste. Innerhalb der letzten zehn Jahre ist der innerdeutsche Flugverkehr um 26 Prozent, die Zahl der Passagiere ins Ausland um 62 Prozent gestiegen.
Die motorisierte Mobilität Europas und Nordamerikas ist nicht mehr vertretbar. Wir fahren mit dem Auto zur Arbeit, zum Einkaufen, in die Schule und nutzen das Flugzeug für Geschäfts- und Urlaubsreisen. Niemand holt mehr zu Fuß Wasser vom Brunnen und Holz für die Küche, kein Bauer bestellt sein Feld mit dem Pferd, nur wenige fahren mit dem Fahrrad ins Büro oder bringen ihre Kinder mit der U-Bahn zur Schule. Das ist eben bequemer. Verständlich, dass auch Länder wie Indien und China Autos für alle wollen.
Aber der motorisierte Verkehr hat äußerst negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.
Um diesen Trend umzukehren, reichen technische Lösungen nicht aus. Die Konsumenten in den Industrieländern müssen ihre Gewohnheiten ändern. Am leichtesten lässt sich die Größe der Autos verringern. Warum eine für lange Autobahnfahrten in den Urlaub dimensionierte Limousine kaufen, wenn jede zweite Fahrt in der Stadt kürzer als drei Kilometer ist?
Man kann einen Wagen mieten, statt einen zu kaufen, und sollte die sanften Fortbewegungsmittel, das heißt das Fahrrad und die eigenen Füße, wieder entdecken. Schließlich sind die Geschwindigkeiten von Fahrrad und Auto in der Stadt mit durchschnittlich 18 Stundenkilometern etwa gleich. Nur, dass Radfahrer sich nicht mit Staus und Parkplatzproblemen herumschlagen müssen. Und zu Fuß gehen ist für die kurzen Wege ohnehin das Richtige.
Für den Urlaub ist auch das Ferienhaus im eigenen Land sehr schön. Flugreisen in die Sonne sollte man sich gut überlegen oder aber einen CO2-Emissionsausgleich zahlen, etwa über das gemeinnützige Unternehmen Atmosfair. Und auch so manche geschäftliche Flugreise ließe sich vermeiden, wenn man sich öfter zu einer Videokonferenz verabredet.
Anne Rialhe ist Ingenieurin, Spezialgebiet: Negawatt (hypothetische Einheit eingesparter Energie) im Transportwesen; sie ist Koautorin von »Quatre outils français d'analyse de la qualité environnementale des bâtiments. Mise en œuvre et comparaison«, Paris (La Documentation française) 1999.
Quelle:
Atlas special - Klima,
Le Monde diplomatique.
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