Bis zum Jahr 2100 wird sich die Erde um 2 bis 5 Grad Celsius erwärmen. Nach der Prognose des Weltklimarats (IPCC) wird im selben Zeitraum der Meeresspiegel um 30 bis 50 Zentimeter ansteigen. Dieser Effekt tritt ein, weil sich die Gewässer der Meeresoberflächen aufheizen und damit ihr Volumen ausdehnen, und weil die Eismassen auf allen Kontinenten abschmelzen werden.
Die Eisdecke der grönländischen Landmasse hat auf den Meerespegel einen entscheidenden Einfluss. Denn im Gegensatz zum arktischen Eis, das auf der Meeresoberfläche schwimmt und beim Schmelzen nur wenig mehr Wasservolumen erzeugt, als es in Eisform verdrängt hat, bindet das grönländische Eis mit seinen rund 2,5 Millionen Kubikkilometern erhebliche Wasserreserven: Damit liegt über Grönland der nach der Antarktis zweitgrößte Eispanzer der Welt, der rund ein Zehntel der globalen Eismassen ausmacht.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Meeresspiegel um etwa 17 Zentimeter angestiegen, im Jahresdurchschnitt um 1,6 Millimeter. Dieser Prozess hat sich in den vergangenen fünfzehn Jahren beschleunigt, sodass die Pegel der Ozeane derzeit etwa um drei Millimeter pro Jahr steigen. Etwa 10 Prozent dieses Effekts werden auf die Schmelze in Grönland und der Antarktis zurückgeführt.
Was rund um den Südpol zum Eisschwund führt, ist den Wissenschaftlern noch nicht ganz klar. Dagegen wurde die unter dänischer Verwaltung stehende Rieseninsel im Norden von den Klimaforschern genaustens unter die Lupe genommen. Ihre Erkenntnis: Die lokale Erwärmung beläuft sich auf mehr als das Doppelte des globalen Durchschnittswerts und ist direkt für das Schmelzen des Eises verantwortlich. Grönland ist somit eine Art Labor des Treibhauseffekts.
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Was genau geschieht im hohen Norden mit dem Packeis, den dauerhaft gefrorenen (Permafrost-) Böden und dem grönländischen Eisschild? Die Experten konstatieren eine umfassende negative Veränderung in der Bilanz der Oberflächeneismassen:
• Das arktische Packeis schmilzt im Sommer ab und verliert seit dreißig Jahren pro Jahrzehnt 7,4 Prozent seines Volumens. Prognosen gehen davon aus, dass der Eispanzer bis zum Ende des 21. Jahrhunderts im Sommer völlig verschwinden könnte.
• Die Fläche der Permafrost-Gebiete ist seit 1900 um rund 15 Prozent geschrumpft. Wo die Erde früher gefroren war, ist sie heute schlammig und nur noch in tieferen Schichten hart und eisig.
• Die Höhen Grönlands sind von einem Gletscherschild überzogen, der bis in Höhen von über 4000 Meter über dem Meeresspiegel reicht. Wenn sich die Luft in diesen Höhenlagen erwärmt, steigt die Luftfeuchtigkeit und es kommt zu Niederschlägen in Form von Schnee. Ob Schneefälle die Eisschmelze fördern oder bremsen, hängt von vielen geophysikalischen Faktoren ab; unter anderem davon, wie viel Sonnenwärme der Schnee in die Atmosphäre reflektiert und wie viel er absorbiert.
Im Jahr 2007 hat das Abschmelzen nach Angaben der Nasa in Höhen über 1600 Metern einen neuen Rekord erreicht: Die Zahl der Schmelztage hat im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 150 Prozent zugenommen. Unterhalb 1600 Metern registrierten die Nasa-Forscher einen geringeren, aber immer noch um 30 Prozent erhöhten Schmelzindex.
Weil das schmelzende Gletscherwasser zudem wie eine Art Schmierstoff wirkt, rutschen die Gletscher in der Nähe der Küste schneller ins Meer. Damit wird der Zufluss von Süßwasser weiter gesteigert. Für diese Prozesse gibt es zwar noch keine genauen Massenbilanzberechnungen, doch die Experten gehen allgemein davon aus, dass das Schmelzwasser nicht nur den Salzgehalt im Meer, sondern auch die Meeresoberflächenströmung verändert. Das wirkt sich zum Beispiel auf den Golfstrom aus und damit auf das Klima in Europa.
Sollte das Grönland-Eis in fernerer Zukunft – der Weltklimarat spricht von Jahrtausenden – vollständig abgeschmolzen sein, würde das ein Ansteigen des Meeresspiegels um sieben Meter bedeuten. Damit würde sich das Erscheinungsbild der Erde so stark verändern wie seit der Zwischeneiszeit vor 125.000 Jahren nicht mehr. Erste Tendenzen, dass Grönland wieder grünes Land wird – so benannten die Wikinger die Insel im Mittelalter – haben Biologen schon ausfindig gemacht: 2007 begann der Frühling 14,5 Tage früher als noch vor zehn Jahren. In Südgrönland versuchen sich inzwischen die ersten Bauern am Kartoffelanbau.
Klimaforscherin, emeritierte Professorin der Universität der Provence.
Weltklimarat zu den Folgen des Klimawandels
Quelle:
Atlas special - Klima,
Le Monde diplomatique.
© 2007
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