Südostasien lebt vom Export

Die Volkswirtschaften der »Tiger-« und »Panterstaaten« haben sich in der Vereinigung Südostasiatischer Staaten (Asean) zusammengeschlossen. Die Finanzkrise von 1997/98 ist überwunden, und die Region wächst mit den wirtschaftlich mächtigen Nachbarn im Norden zusammen.

Ökonomische Dynamik 

Vor einem Jahrzehnt war noch vom »asiatischen Wunder« und den »asiatischen Werten« die Rede. Die japanische Wirtschaft gab das Tempo vor. Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur, die »Tiger-« oder »Drachenstaaten«, zogen mit – erfolgreiche Varianten des Staatskapitalismus. Die »Panterstaaten« Malaysia, Thailand, Indonesien und die Philippinen folgten dicht auf, und selbst in den Ländern Indochinas nahm das Wachstum zu.

Vor allem in Südostasien zerstörte die regionale Finanzkrise von 1997/98 manche Illusion. Während sich Südkorea bald wieder kräftig erholte, brauchten Thailand und Indonesien lange, um wieder hoch zu kommen. Auch die »asiatischen Werte« wurden nüchterner betrachtet, denn Leistung, Disziplin und Meritokratie – eine Art Herrschaft der Verdienten – sind schlicht ein Teil der neokonfuzianischen Sozialethik.

Der wichtigste neue Faktor für die Region ist aber die ökonomische Dynamik Chinas. Auch nach Jahren zeigen sich noch keine Anzeichen für ein Abflauen der chinesischen Konjunktur.

Bescheidener Wohlstand der Asean-Staaten

Demgegenüber erscheint der Wohlstand der Asean-Staaten eher bescheiden: Aktuell summiert sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aller zehn Mitgliedsländer auf 600 Milliarden Euro. Das ist ebenso viel wie das BIP Südkoreas, aber nur ein Drittel des chinesischen und ein Siebtel des japanischen BIP. Südkorea hat nur 48 Millionen Einwohner, in den Asean-Staaten leben dagegen mehr als eine halbe Milliarde Menschen.

Allein Japans wirtschaftliche Erholung mit einer Wachstumsrate von 2 Prozent bedeutet, dass 83 Milliarden Euro zusätzlich erwirtschaftet werden – das ist fast so viel wie das BIP von Singapur mit seinen 4,2 Millionen Einwohnern und das Doppelte des BIP von Vietnam mit 82 Millionen Einwohnern.

Großregion mit gewaltigem Entwicklungsgefälle
Photo: © Le Monde diplomatique

Steigende Lebenserwartungen

Solche Vergleichszahlen ergeben jedoch kein vollständiges Bild der Entwicklung. So ist in Thailand und Indonesien in den vergangenen vierzig Jahren die Säuglingssterblichkeit um 75 Prozent zurückgegangen.

Mitte des 20. Jahrhundert lag in Malaysia, auf den Philippinen und in Vietnam die Lebenserwartung unter fünfzig Jahre – heute erreicht sie fast siebzig Jahre. Abgesehen von wenigen Armutsregionen – in Birma (Myanmar), Kambodscha und Laos – wurde überall die Einschulungsquote erhöht, die Stromversorgung wurde verbessert, und die Telekommunikationsnetze wurden ausgebaut.

Folgen des wachsenden Wohlstands

Exportüberschüsse der Asean-Staaten
Photo: © Le Monde diplomatique

China als mächtiger Rivale

Wachstumsmotor bleibt dabei der Export. Für die Asean-Staaten sind nach wie vor die USA und Japan die wichtigsten Handelspartner. Südostasien bekommt jedoch gerade auf diesen beiden großen Märkten zunehmend Konkurrenz aus China.

Der mächtige Rivale zieht aber nicht nur deutlich mehr Auslandsinvestitionen an als jedes andere asiatische Land, sondern bietet auch durch die Öffnung seiner eigenen Märkte Anreize für Handel und Investitionen.

Integration der Asean-Staaten in Wirtschaftsraum

Langsam, aber stetig nimmt somit auch der Handelsaustausch zwischen China und den Asean-Ländern zu. Japans Wirtschaft könnte weitere Wachstumsimpulse für die Region geben, wenn sich, nach fünfzehn Jahren der Stagnation, der Aufwärtstrend stabilisiert.

Obwohl Ostasien insgesamt noch auf die US-Verbraucher als Kunden angewiesen ist, integrieren sich die Asean-Staaten immer stärker in diesen größeren Wirtschaftsraum, der zunehmend preisgünstige Güter für die entwickelten Märkte produzieren wird.

Wirtschaftssektoren im Vergleich
Photo: © Le Monde diplomatique

Südostasien bleibt Schwachpunkt

Auch als Finanzzentrum gewinnt der Raum zwischen China und Indonesien eine immer größere eigenständige Bedeutung. Hier lagern bereits mehr als die Hälfte der Devisenreserven der Welt, das meiste davon in der Volksrepublik China, Japan und Taiwan. Südostasien bleibt allerdings der Schwachpunkt dieser Großregion. Und die Asean wird daran nicht so schnell etwas ändern können.

Autor: Jean-Claude Pomonti

Jean-Claude Pomonti ist Journalist.

Mehr Informationen zu dem Thema:

ASEAN Secretariat

Asian Development Bank

Critical Asian Studies

Übersicht: Aufstieg Asiens

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Quelle:
Atlas der Globalisierung,
Le Monde diplomatique.

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