Äpfel hängen an einem Baum auf einer Streuobstwiese in Wiesbaden
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Wissenswertes zu Streuobstwiesen

Streuobstwiesen sind höchst schützenswerte Natur- und Kulturlandschaften. Sie schützen nicht nur vor Bodenerosion, sondern dienen auch dem Erhalt vieler Tier- und Pflanzenarten. Doch viele Bäume stehen vor dem Verfall und damit auch der Lebensraum vieler Arten.

Kleiner Ausflug in die Historie

Im Gegensatz zu natürlich entstandenen Naturflächen sind Streuobstwiesen vom Menschen erschaffene Natur-und Kulturlandschaften. Vor über 2000 Jahren brachten Römer, Griechen, Ägypter und Persen den Obstbau und seine Kulturformen nach Deutschland. Aber erst ab dem 16. Jahrhundert entwickelte sich daraus so genannte Streuobstwiesen, also die sogenannte Hochstamm-Obstbaum Anpflanzungen. Entlang von Wegen, an Äckern und in Weinbergen, überall dort wo die Witterung gut war, wurden Obstbäume gepflanzt. Als dann unter den Bäumen nur noch Grundlandnutzung stattfand, entwickelten sich Streuobstwiesen zu dem was wir heute noch kennen. Erst als 1975 dieser Naturraum explizit für Vogelarten als naturschutzfachlicher Lebensraum erkannt wurde, wurde der Begriff „Streuobstwiese“ gezielt genutzt. Heute gelten Streuobstwiesen als Naherholungsgebiete und wertvolle Kulturlandschaften rund um Städte und Dörfer.

Erhalt der Artenvielfalt

Die Landflächen sind aber nicht nur touristische Attraktionen mit hohem ästhetischem Wert, sondern auch schützenswerter Naturraum zum Erhalt der Arten durch Sicherung wichtiger ökologischer Nischen. Mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten finden hier einen einzigartigen Lebensraum, Nahrung und Nistplätze. Zumindest wenn die Flächen mit zwei- oder maximal dreimaliger Mahd, gegebenenfalls naturverträglicher Beweidung und ohne Einsatz synthetischer Pflanzenbehandlungsmittel gepflegt werden. So finden hier noch der Grünspecht, der Steinkauz oder auch der Gartenschläfer Raum zum Leben. Extrem wichtig ist zudem das Blüten-Angebot für den Erhalt von einer Vielzahl an Insektenarten. Aber der Reichtum an Arten findet hier nicht nur in der Tierwelt statt, sondern auch in der Pflanzenwelt. Unter Streuobstwiesen gibt es viele bereits bekannte aber auch fast vergessene alte Obstsorten. Ob Äpfel, Birne oder Kirschen: Gerade alte Obstsorten sollen oft klimaresilienter gegenüber Hitze und Dürreperioden sein.

Wissenswertes über Streuobstwiesen

Gut für das Mikroklima

Die Hochstammbäume und die umliegenden Graslandschaften haben durch ihre abwechslungsreichen Licht-und Schattenspiele außerdem eine wichtige lokal klima-stabilisierende Wirkung. Natürlich sind die Bäume selbst Kohlenstoffspeicher und Sauerstoffproduzenten, dazu schreibt der NABU Baden-Württemberg: „Der Einfluss der Streuobstwiesen auf das Mikroklima ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Sie fungieren als Kalt- und Frischluftproduzenten für Siedlungsräume, spenden Schatten und filtern staubförmige Verunreinigungen und Schadstoffe aus der Luft."

Die Bäume bieten wichtigen Boden- und Gewässerschutz

Neben den Wind- und Regenschutz bietet der dichte und geschlossene Unterwuchs der Streuobstwiesen einen starken Schutz vor Bodenerosion. Hanglagen können so ganz strategisch gestützt werden, während der Aufwuchs eine bessere Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens bewirkt. Wasser kann schneller in den Boden versickern, so dass Humus gebildet werden kann. Dennoch bleiben die im Boden enthaltenen Nährstoffe in Wurzelnähe und werden nicht in die tiefer liegenden Bodenhorizonte ausgewaschen. Der Grundwasserkörper wird dennoch stetig aufgefüllt, so dass die Menge auch in Dürreperioden ausreicht.

Generationenwechsel mit Folgen

Die von Mensch angelegten Wiesen haben allerdings eine Halbwertszeit. Im Schnitt wird ein Obstbaum auf Streuobstwiesen ca. 100 Jahre alt. Vielen der Bäume haben jetzt ihr Lebensalter erreicht oder stehen kurz vor dem Verfall. Andere Bäume leiden an Parasiten oder Mistel-Befall und bräuchten dringend aufwendige Pflege. Ohne diese werden die Bäume sogar noch vor ihrer Lebenszeit eingehen. Mit ihnen verschwinden somit auch ihre besonderen Arten und Sorten. Werden die Graslandschaften nicht gemäht oder mit Tieren beweidet, verbuscht und veraltet die Landschaft. Mit diesem Prozess würden sich ökologische Nischen schließen und die Bestände bedrohter Tierarten gegebenfalls weiter verringert. Aus diesem Grund wollen wir unsere begonnen Arbeit fortsetzen und unseren Fokus weiter auf den Erhalt von Streuobstwiesen richten: Alte Obstbäume und Ihre Sorten retten, neue pflanzen und den Lebensraum zum Erhalt der Artenvielfalt erhalten.

Entdecken Sie hier unsere Spendenseite und helfen Sie uns bei dieser langjährigen Arbeit.

Quellen:

NABU: Den Römern sei Dank

NABU Baden-Württemberg: Wofür brauchen wir Streuobst?