Rothirsch steht im Morgengrauen auf Wiese und grast
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Rotwild in Hessen in Gefahr

Zwar ist der Rothirsch in Hessen derzeit noch zahlreich verbreitet, in keiner einzigen Population reicht die genetische Vielfalt allerdings aus, um sich in der Zukunft an sich verändernde Umweltbedingungen anzupassen.

Rotwildbezirke gehen zurück

Der Lebensraum des Rothirsches, der sich einst über nahezu ganz Europa erstreckte, ist bis heute stark zurückgegangen: Er verringerte sich um 91 Prozent.  Eigentlich nennt der Rothirsch halboffene Landschaften sein Zuhause, in Deutschland wurde er allerdings in große Waldgebiete zurückgedrängt und lebt mittlerweile auf nur noch 23 Prozent der Gesamtfläche des Bundesgebiets. In sechs Bundesländern wird sein Lebensraum derzeit außerdem durch sogenannte Rotwildbezirke beschränkt. Die Bezirke verhindern eine Ausbreitung durch eigentlich arttypische Wanderungen, denn außerhalb der Bezirke besteht ein Abschussgebot.

Auch in Hessen dürfen die Rothirsche nur in den Rotwildbezirken existieren. Andere Bundesländer, die ebenfalls an den Bezirken festhalten, sind Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Thüringen. In Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen hingegen wurden die Rotwildbezirke in den letzten Jahren abgeschafft und Maßnahmen ergriffen, um den Hirsch in die Kulturlandschaft zu integrieren.

Kaum Austausch zwischen Rotwild-Populationen

Wildbiologen des Arbeitskreises Wildbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen fanden nun in einer Studie heraus, dass in Hessen so gut wie kein Austausch zwischen den voneinander getrennten Populationen des Rotwilds stattfindet. Derzeit gibt es in Hessen 20 Rotwildgebiete – und nur noch vier genetische Pools. Laut Studie sei die genetische Vielfalt der größten heimischen Säugetierart seit langer Zeit deutlich zurückgegangen.

Die Folge: 2018 wurde in Hessen ein Tier mit verkürztem Unterkiefer entdeckt – eine Missbildung, die bei Inzucht auftritt. Laut Studie reicht die genetische Vielfalt des Rothirsches in keiner der Populationen in Hessen aus, um sich in der Zukunft an veränderte Umweltbedingungen anpassen zu können.  Darüber hinaus belaste die genetische Verarmung vor allem die Fitness der Tiere sowie die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten.

Für eine gesunde Fortpflanzung müssten die Hirsche auch in andere Rotwildgebiete ziehen können. Durch die derzeit vollständig isolierten, inselartigen Vorkommen ist dies jedoch nicht möglich - Somit steht der langfristige Fortbestand der heimischen Wildart infrage.

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