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Reisebericht aus Madagaskar

Katja Wiese, Geschäftsführerin von Naturefund, besucht das Wiederaufforstungsprojekt in Madagaskar. Sie will schauen, ob das Prinzip Waldgarten dort einsetzbar ist.

Reiseberichte von Projekten in fernen Ländern

Jetzt und in den kommenden Tagen veröffentlicht Naturefund verschiedene Berichte von dieser Reise, um Ihnen einen Einblick zu geben in die Schutz- und Aufforstungsprojekte in fernen Ländern. Hier lesen Sie den ersten Reisebericht von Katja Wiese aus Madagaskar:

Erste Etappe

Ich bin auf dem Frankfurter Flughafen. Über Nacht fliege ich nach Johannesburg. In Johannesburg morgens angekommen, habe ich eine halbe Stunde Zeit zum Umsteigen in eine kleine Maschine, die mich nach Antananarivo bringt, der Hauptstadt von Madagaskar. Etwa eine Stunde geht es dabei über den Pazifik, bis endlich die Küste von Madagaskar in Sicht kommt. Der Blick geht staunend hinaus, die Erde der Insel ist rot und kahl, nirgendwo ist ein Baum zu sehen, doch überall unbegradigte Flüsse. Die sich mäandernden Flüsse sind ein ungewohnter Anblick für mich, doch selbst an den Ufern der Flüsse wächst kein einziger Baum. Das Wasser ist rot, nicht blau oder grün, sondern rot von der Erde, die von den kahlen Hängen gespült wurde. Auf den Spitzen vieler Hügel kommt bereits nackter Fels zum Vorschein. Das ist mein erster Eindruck von Madagaskar.

Tonnen roter Erde fließen ins Meer

Ich lese abends im Internet bei Wikipedia, dass Madagaskar aktuell 400 Tonnen Erde pro Hektar verliert und das jedes Jahr. Ob die Zahlen stimmen, weiß ich nicht, doch die nackte, rote Erde ist für uns erschreckend. Ohne Wald wird der Mutterboden fortgespült und versinkt im Meer. Dort verstopft der Staub der Erde die Korallenriffe und zerstört damit die Kinderstube vieler Fische. Ein Phänomen, was überall auf der Welt zu sehen ist. Auf Madagaskar scheint es besonders deutlich.

Nur noch vier Prozent ist von Wald bedeckt

Früher waren große Teile der Insel bewaldet. Aktuell sind laut Wikipedia nur noch etwa vier Prozent von Madagaskar von Wald bedeckt. Ob diese Zahlen stimmen, auch hier bin ich mir nicht sicher, doch die Blick aus dem Flugzeug auf das kahle Land hängt mir noch lange nach. In Madagaskar leben heute etwa 20 Millionen Menschen auf einer Fläche fast doppelt so groß wie Deutschland und das Land ist kahl. Da Strom teuer ist, wird mit Holzkohle geheizt und gekocht, auch in den Städten. Das Ende der letzten Wälder scheint vorhersehbar.

Was können wir machen?

Ich überlege bis spät in den Abend, frage mich, was wir machen können angesichts dieser Zerstörung. In der Geschichte der Menschheit gingen Hochkulturen unter, wenn sie ihren Wald zerstörten. Momentan scheint es, als ob die Menschheit dies global umsetzt - nicht nur in Madagaskar, müssen wir zugeben. 

Das Prinzip der sukzessionale Agroforstwirtschaft, dessen Grundlagen auf dem Wissen der indigenen Völker Lateinamerikas basiert und von einem Schweizer namens Ernst Götsch systematisiert und formuliert wurde, könnte hier helfen. Dieses Prinzip nutzt die natürliche Sukzession und kombiniert sie mit landwirtschaftlicher Produktion. Etwa 90 Prozent der heute landwirtschaftlich genutzten Böden sind unter Wald entstanden. Ist der Mutterboden jedoch einmal weg, dauert es Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, bis er sich wieder aufbaut. Ich erinnere mich an die kahlen Hänge, die ich aus dem Flugzeug sah. Im Grunde kann dies flächendeckend nur die Regierung ändern, denke ich. Doch die aktuelle Regierung von Madagaskar kam 2009 nach einer fragwürdigen Wahl an die Macht. Die Geberländer stoppen ihre Zahlungen, nur noch NGOs wie Naturefund sind im Land und versuchen auf lokaler Ebene mit örtlichen Gruppen den Dammbruch aufzuhalten, zu verhindern, dass auch die letzten vier Prozent Wald abgeholzt werden.

In kleinen Schritten

Ich denke mir, Ok, wenn es nicht im Großem mit der Regierung gelingt, dann vielleicht so, wie Naturefund es immer macht: Wir säen Ideen. Wir zeigen Möglichkeiten auf und wenn eine Organisation vor Ort mit uns gemeinsam ein Schutzprojekt umsetzen will, am besten auch eigene Idee dazu entwickelt, dann finanzieren, begleiten und unterstützen wir sie. So jetzt auch in Madagaskar. Vielleicht ist das Prinzip Waldgarten bzw. die dynamische Agroforstwirschaft auch in Madagaskar anwendbar. Vielleicht bringt es den Menschen so vielen Vorteile und leuchtet ihnen so sehr ein, dass sie von selbst ihr Land wieder aufforsten. Es gibt verschieden Beispiele wie z.B. in Kolumbien, in der Elfenbeinküste, in Malaysia, wo gerade Kleinbauern und -bäuerinnen dieses Prinzip dynamische Agroforstwirtschaft aufgreifen und es sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Ich erinnere mich an unser eigenes Projekt in Honduras, wo wir im April 2011 mit 15 Bauern anfingen und bereits bei der nächsten Einführung fünf Monate später ganze 56 Männer und Frauen da waren und mehr über diese Methode wissen wollten. Ich hoffe, dass wir so etwas Ähnliches hier in Madagaskar in Bewegung setzen können.

Machen Sie mit!

Helfen Sie uns mit einer kleinen Spende, die letzten vier Prozent Wald in Madagaskar zu bewahren!

Naturefund
Konto: 101261352
BLZ: 51050015
Nassauische Sparkasse
Kennwort: Madagaskar Weiter zum 2. Reisebericht über die Ankunft in Toliara

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