Auf dem Klima- und Artenschutzgipfel »One Planet Summit« beraten Staats- und Regierungschefs aus aller Welt über verstärkte Bemühungen zur Rettung der Umwelt. Den ersten Schritt macht dabei Frankreich. Gastgeber Präsident Emmanuel Macron warb bei dem virtuellen Treffen am Montag in Paris für ein Projekt in Afrika, das mit Milliarden-Investitionen gefördert werden soll: die große Grüne Mauer.
Die Wüste soll grün werden
Dafür sollen Tausende Kilometer Bäume wie ein grünes Band in der Sahelzone gepflanzt werden – von Dakar bis Dschibuti. Dies soll die Ausbreitung der Sahara und somit die Wüstenbildung stoppen und die Region auch vor Hungersnöten und Dürre schützen. Das Projekt ist seit vielen Jahren geplant, kam bisher jedoch nur langsam voran. Die Sahelzone in Afrika ist besonders vom Klimawandel betroffen.
Eine konkrete Investitionssumme nannte Macron nicht. Im Vorhinein hatte es aus Élysée-Kreisen geheißen, dass für die Initiative rund zehn Milliarden Euro bis 2030 zusammenkommen sollen.
Auch Prinz Charles rief bei der Veranstaltung in Paris Unternehmen aus aller Welt zu Investitionen auf und stellte sein Projekt »Terra Carta« vor, mit dem er Wohlstand in der kommenden Dekade in Einklang mit Natur, Menschen und dem Planeten bringen will, so der britische Thronfolger, der als Gastredner per Video zugeschaltet war. Mit der Initiative will der Prinz von Wales bis zum Jahr 2022 7,3 Milliarden Pfund (rund 8,1 Milliarden Euro) für grüne Projekte einsammeln.
Auftakt für den internationalen Artenschutz in diesem Jahr
Unternehmen wie Astrazeneca und HSBC, aber auch BP und der Flughafen Heathrow haben ihre Unterstützung angekündigt. Nur Führungskräfte aus allen Bereichen und aus aller Welt seien in der Lage, Veränderungen in der Größenordnung anzukurbeln, wie es für die Transformation der globalen Wirtschaft notwendig sei, sagte der 72-Jährige. Der Thronfolger setzt sich bereits seit Jahrzehnten öffentlich für den Schutz des Klimas ein.
Der »One Planet Summit« war von Frankreich, der Weltbank und den Vereinten Nationen ins Leben gerufen worden – bisher gab es Treffen in Paris 2017, New York 2018 und Nairobi 2019. Ziel ist es, die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu beschleunigen und mehr Investitionen in den Klimaschutz zu stecken sowie Umweltschutz zu fördern. Der Gipfel hätte eigentlich bereits im Sommer in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille stattfinden sollen, wurde aber wegen Corona verschoben. Paris sieht den »One Planet Summit« nun als Auftakt für internationale Treffen zu ökologischen Fragen, die in diesem Jahr stattfinden, neben dem Klimagipfel in Glasgow im November vor allem der Uno-Biodiversitätsgipfel im südchinesischen Kunming im Herbst. Dort sollen Vertreter aus fast 200 Ländern neue Artenschutzziele festlegen.
Deutschland muss deutlich tiefer in die Tasche greifen
Es wird erwartet, dass die Bundeskanzlerin den Beitritt Deutschlands zur High Ambition Coalition for Nature and People (HAC) bekannt gibt. Gemeinsam mit mehr als 50 weiteren Regierungen will Deutschland damit bis 2030 mindestens 30 Prozent der Erde schützen. Dieses globale Ziel soll im Rahmen der neuen Uno-Biodiversitätsstrategie für 2030 dann in Kunming verabschiedet werden.
Ein Schutz von 30 Prozent wird schon lange von Wissenschaftlern zum Klima- und Artenschutz empfohlen. Der Umweltrat der EU hatte dieses Ziel bereits im Oktober als einen Eckpfeiler der europäischen Biodiversitätsstrategie für 2030 verabschiedet.
Auch Umweltschützer hoffen auf den Schritt und betonen gleichzeitig, dass bei der Finanzierung nachgebessert werden muss. »Mit dem Bekenntnis zum 30-Prozent-Ziel muss Deutschland jetzt auch deutlich tiefer in die Tasche greifen, um die Umsetzung dieses ehrgeizigen Ziels unter Anerkennung und Unterstützung der Rechte indigener Völker zu unterstützen«, so Georg Schwede, Europachef von Campaign for Nature. Er forderte mindestens eine Verdopplung der derzeitigen internationalen finanziellen Beiträge zum Schutz der Biodiversität. Zudem müssten mindestens 30 Prozent der deutschen Finanzmittel für den internationalen Klimaschutz in sogenannte »Nature based Solutions« fließen. Davon sollten vor allem der Schutz und die Wiederherstellung von Tropenwäldern und Küstenökosystemen profitieren.
Hier geht es zum Original-Artikel