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Gletscher in Frischhaltefolie

Der Verpackungskünstler Christo steckt nicht hinter dieser Idee. Vielmehr schaffen die Schweizer selbst riesige Mengen Folie auf den Berg, um den Gurtschengletscher einzupacken und ein weiteres Abschmelzen zu verhindern. Doch ein Gletscher in Folie kann nur eine vorübergehende Lösung sein.

Der Gletscher schmilzt

Liebe Leserin, lieber Leser, In den vergangenen Jahren hat der Gurtschengletscher rund 20 Meter an Höhe verloren. Die zunehmende Erwärmung hatte auch Auswirkungen auf die winterlichen Skibedingungen. Nur mit enormem Arbeitseinsatz und Maschinenaufwand ist es dem Pistendienst bisher gelungen, eine Abfahrt zu Saisonbeginn herzurichten. Hinzukommen mussten aber noch Schneefälle im Oktober und November - eine künstliche Beschneiung war hier nicht möglich.

'Frischhaltefolie' als Schutz vor Sommersonne

Die Klimaveränderungen haben empfindlichen Konsequenzen für die Schweizer Skiorte, denn die ehemals angenehmen Skibedingungen haben sich erheblich verändert und blieben nicht unbemerkt von den Gästen. Nun soll eine 'Frischhaltefolie' einen Teil des Gletschers vor der Sommersonne schützen, indem sie die Strahlung fast vollständig reflektiert. Dafür haben die Andermatter Gotthard-Bahnen rund 2.500 Quadratmeter Spezial-Vlies für circa 100.000 Schweizer Franken (64.000 €) erworben. Die Verlegung selbst kostet etwa 30.000 Schweizer Franken (knapp 20.000 €). Die Abdeckung hüllt die ganze Rampe von der Bergstation zum 2.000 Meter hoch gelegenen Gurschengletscher, Felspartien und Firn beim Abgang zum Gletscher ein. Die Schnee- und Eisschicht wird damit vor Wärmeeinstrahlung und UV-Strahlen geschützt. Sollte diese Maßnahme den Gletscher wirkungsvoll schützen, werden auch andere Gletscherteile oberhalb von 2.600 Metern mit Folie eingepackt.

Klimaveränderung in der Schweiz angekommen

Wer nun befürchtet, auf einem seiner Urlaubsbilder aus den Alpen nun einen Berg in glitzernder Folie zu fotografieren, kann beruhigt sein, denn die Folie ist weiß. Zumindest visuell wird der Schein gewahrt. Doch dieser Schein ändert nichts an der Tatsache, dass die Klimaveränderung auch einen der reichsten Orte der Schweiz erreicht hat. Es sind nicht mehr nur die Menschen in den armen Ländern der Welt, die am eigenen Leib die Folgen der Klimaveränderung zu spüren bekommen. Der Gletscher in Folie ist jedoch nur ein verzweifelter Versuch, die Folgen der Klimaveränderung zu mildern, an den Ursachen ändert es nichts. Es bleibt die Frage, wie viele kostspielige und für zahlreiche Menschen auch lebensbedrohende Ereignisse es braucht, bis es der Politik und den Menschen gelingt, weltweit wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen.

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