· Naturefund-Landbrief

Das Verhalten des Rotohr-Aras soll untersucht werden

Der Oktober bedeutet Frühling in Bolivien. Aufgrund der Lage des Landes in tropischen Breiten dauert er allerdings nur ein paar kurze Wochen und entspricht von den Temperaturen her eher dem Hochsommer in Süddeutschland.

100 Tiere auf einem Feld beobachtet

Liebe Patin, lieber Pate,

Der Oktober bedeutet aber auch Übergang von der Trocken- zur Regenzeit und viele der auch hier laubwerfenden Bäume in den Trockentälern der bolivianischen Anden schlagen jetzt aus. Das Land wird wieder grün und viele Vögel fangen an zu brüten.

Der Rotohr-Ara läßt sich allerdings noch etwas Zeit damit, denn noch immer befinden sich die meisten Vögel in ihren Überwinterungsgebieten. Dort ernähren sie sich auf von Hand abgeernteten Maisfeldern von den Kolben, die die Bauern übersehen haben. Wir konnten dabei Schwärme von über 100 laut kreischenden Rotohr-Aras auf einem einzigen Feld beobachten. Im Vergleich zu den riesigen Staarenschwärmen in Deutschland mag das vielleicht nicht sonderlich beeindruckend klingen, aber für uns, die wir wissen, dass es vom Rotohr-Ara nur noch knapp 1.000 Tiere in freier Wildbahn gibt, ist das beeindruckend.

Um das Zugverhalten und die Standortstreue der Rotohr-Aras genauer zu untersuchen, hat Asociación Armonía mit finanzieller Unterstützung vom Vogelpark Walsrode im August 2008 mit einer Freilandstudie begonnen. Mithilfe von Radiosendern sollen einzelne Tiere über mehrere Jahre hinweg verfolgt werden. Ziel dabei ist es, die Aktivitätsradien der Vögel sowohl während der Brut, als auch während der Überwinterung zu erforschen. Weiterhin soll ermittelt werden, ob Altvögel stets zum selben Brutfelsen zurückkehren und ob sie jedes Jahr brüten, oder sich nur alle zwei oder drei Jahre fortpflanzen.

Papageien mit Sendern ausgestattet

Derartige Informationen sind wichtig, um den Schutz der Art langfristig sicherstellen zu können. Ende August gelang es uns in der Umgebung des Dorfes Pampagrande, wo der deutsche Dominikanermönch Andreas Langer sich seit vielen Jahren für den Schutz der Art stark macht, fünf Aras zu fangen und mit Sendern auszustatten. Nun sind wir schon sehr gespannt darauf, an welchen Brutfelsen wir sie in ein paar Wochen finden werden.

Ökolodge wurde ausgebaut

Während die Aras in Pampagrande den Winter verbracht haben, hat Asociación Armonía bei den Brutfelsen in San Carlos am Fluss Mizque mit Unterstützung der Royal Zoological Society of Scotland die Ökolodge von drei auf sechs Doppelzimmer ausgebaut. Dabei wurde auch die Küche in ein eigenes Gebäude ausgelagert, in dem nun ebenfalls zwei Zimmer für Biologen zur Verfügung stehen. Die Neubauten sollen im November offiziell eingeweiht werden. Falls Sie Zeit und Lust haben, uns in Bolivien zu besuchen, sind sie sehr herzlich willkommen!

Die etwa 70 Bauernfamilien vor Ort sind zur Zeit bei der Kartoffel- und Anisernte. Mit dem Beginn des Frühlings werden derzeit außerdem Tomaten und Zwiebeln ausgesäht und in kleinerem Umfang auch Wassermelone, Paprika und Mais. Alle Arbeiten werden dabei von Hand verrichtet und die Einkünfte werden mager sein. Daher sind die zu erwartenden Einnahmen aus der Ökolodge bei der lokalen Bevölkerung höchst willkommen.

Herzliche Grüße
Ihr Naturefund-Team

Landbrief abonnieren

Natur schützen

Unterstützen Sie Naturefund und schützen Sie Natur.

Zurück zur Übersicht

Nächster Artikel